Feuerunterstützung

Gemeinsame Sprache über taktische Datenlinks

Gemeinsame Sprache über taktische Datenlinks

Datum:
Ort:
Wilhelmshaven
Lesedauer:
3 MIN

Funktionierende Kommunikationsmittel gehören im Einsatz zu den entscheidenden Faktoren für den Erfolg. Wichtig sind besonders die Schnittstellen zwischen den Teilstreitkräften Heer, Luftwaffe und Marine. Das belegte auch die Joint Fire Support Exercise Heimdall im Oktober 2022.

Ein Marinesoldat in blauer Arbeitsuniform und mit blauer Sturmhaube sitzt vor eine großen Computerkonsole.

In den Operationszentralen von Kriegsschiffen laufen alle Daten für ein umfassendes Lagebild zusammen. Die Quellen dafür sind so unterschiedlich wie auch die beteiligten Einzelsysteme einer Übung oder einer Operation.

Bundeswehr/Marcel Kröncke

Wer kennt es nicht, man ist unterwegs und man muss sein Handy nutzen – aber kein Netz. Im Alltag ist das ärgerlich. Für Soldatinnen und Soldaten in Einsätzen oder im Gefecht kann fehlende Kommunikation lebensgefährlich sein. Sie brauchen eine reibungslose Führungsunterstützung.

Dieser militärische Fachbegriff umfasst Kommunikations- und Informationsdienste und -systeme für militärische Operationen und Manöver. In aller Kürze ausgedrückt geben mit ihrer Hilfe Kommandeure, sprich: die Führung, ihren unterstellten Truppen Befehle und Anweisungen. Ebenso sorgt Führungsunterstützung dafür, dass alle Beteiligten miteinander Informationen verlässlich und vertraulich austauschen können: Schiffe mit Flugzeugen, Bodentruppen mit Schiffen, Flugzeuge mit Bodentruppen und umgekehrt. Sie müssen miteinander kommunizieren können, um beispielsweise Zieldaten für den Einsatz ihrer Waffen austauschen zu können.

Erst das ermöglicht die taktische Feuerunterstützung von Marineschiffen für Heerestruppen wie bei der Übung Heimdall 2022 in Nordnorwegen. Verkürzt auf den Punkt gebracht: „No comms, no bombs“, ohne Kommunikation keine Waffenunterstützung. Nicht nur geht es um die Zielgenauigkeit, sondern auch um die Sicherheit. Denn in der Nähe des Zielgebiets befanden sich auch eigene Soldatinnen und Soldaten. Ihre Unversehrtheit muss gewährleistet sein.

Herausforderung: ein gemeinsames Lagebild auf unterschiedlichen Systemen

Taktische Kommunikation – das heißt, nicht Fernschreiben oder E-Mails während der Planung oder zur grundsätzlichen Befehlsgebung vor einem Manöver, sondern Lagebildaustausch während einer laufenden Operation – erfolgt zwischen den verschiedenen Schiffen, Hubschraubern, Flugzeugen und Bodentruppen einerseits über Sprechfunk. Andererseits eben aber auch mittels sogenannter taktischer Datenlinks. Hier stehen, auch über Funk, nicht Menschen direkt miteinander im Kontakt, sondern verschiedene Ein- und Ausgabegeräte beziehungsweise militärische Computer. Sie tauschen aktuelle Lageinformationen aus, eine Stelle übermittelt einer anderen beispielsweise Zielkoordinaten. Also wo, in welcher Entfernung und welcher Höhe liegt das Ziel, das beschossen werden soll.

Ein Geschütz auf dem vorderen Deck eines Kriegsschiffs feuert eine Granate ab.

Feuerunterstützung fürs Heer: Bei der Übung Heimdall 2022 feuert die Fregatte „Rheinland-Pfalz“ ihr 127-Millimeter-Hauptgeschütz auf ein Ziel an Land – dessen Zieldaten Artilleriebeobachter zuvor detailliert übertragen haben

Bundeswehr/Leon Rodewald

„Da Heer, Luftwaffe und Marine unterschiedliche Darstellungssysteme nutzen, müssen wir sicherstellen, dass die Daten, die übermittelt werden, auch richtig angezeigt werden, erklärt Kapitänleutnant Marc J. „Vereinfacht gesagt, dass die Entfernung, die ein Artilleriebeobachter einem Schiff mitteilt, auch korrekt ist und anschließend richtig dargestellt wird.“ J. war während der Übung Heimdall 2022 für alle taktischen Datenlinks zuständig. Er und sein Team gehörten zum Übungsstab an Land, der auch in den Monaten zuvor das Manöver vorbereitet hatte.

Die Herausforderung für ihn und seine Leute war, die verschieden Systeme der unterschiedlichen Einheiten zu Land, in der Luft und am Boden zusammenzuführen, um allen am Manöver beteiligten Einheiten ein gemeinsames Lagebild zur Verfügung zu stellen. Die Marineschiffe nutzen zur Lagebildverarbeitung und -darstellung große Rechnerkonsolen des sogenannten Führungsmittel-Waffen-Einsatzsystem des (FüWES) in ihren Operationszentralen. Dem Heimdall-Stab an Land stand dagegen auf quasi-normalen Desktoprechnern das System SitaWare HQHeadquarters zur Verfügung. Das Lagebild zwischen beiden Systemen übertrug der digitale Datendienst Link 16, den NATO-Marinen standardmäßig verwenden.

Potentielle Fehlerquelle mündliche Datenübertragung

Ein Soldat in Flecktarnuniform ohne Kopfbedeckung.

Verantwortungsträger für gute Verbindungen: Kapitänleutnant Marc J. im norwegischen Andenes

Bundeswehr/Leon Rodewald

Die Artilleriebeobachter beziehungsweise Spotter an Land schließlich waren mit Handfunkgeräten angebunden, um ihre Daten mündlich, aber gemäß einem einheitlichen Format zu übermitteln. Operateure auf den Schiffen und Stabsmitarbeiter an Land notierten die Zielkoordinaten zunächst auf einem Whiteboard, ließen sie sich von den Spottern per Funk nochmals bestätigen und übertrugen sie zuletzt in ihr Führungssystem. „Fehlerquellen gibt es in diesem Verfahren viele“, sagt J., „weshalb wir auch Wege zur digitalen und direkten Übertragung der Koordinaten für ein mögliches Joint-Fire-Support-Ziel auch ausprobiert haben.“

Erstmals waren für dieses Manöver Kapitänleutnant J. und sein Arbeitsbereich taktische Datenlinks an der langfristigen, gemeinsamen Planung beteiligt. Marc J. weiß, dass das bisher nicht zur Normalität gehört hatte. „Es ist bei einer so komplexen Übung von Vorteil gewesen, dass wir seit dem ersten Tag eingebunden waren, denn so konnten wir die bestmöglichen Vorbereitungen treffen.“

Sein persönliches Ziel war es, ein schnelles, verlässliches und medienbruchfreies Übertragen der wichtigen Informationen für den Joint Fire Support zu ermöglichen. „Denn so ein Informationsvorsprung hat schließlich erheblichen Einfluss auf den Erfolg einer militärischen Mission“, betont er.

von Dirk Heuer  E-Mail schreiben

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