NDR - Warum Brückenspringen in Flüsse und Bäche so gefährlich ist
Erfahren Sie mehr zu diesem gefährlichen Trend auf dem Internetauftritt vom NDR.
Die Deutsche Marine nahm zum ersten Mal an der Aktion „Brückenspringer“ teil. Diese behördenübergreifende Übung zusammen mit Polizei, Feuerwehr, dem Technischen Hilfswerk (THWTechnisches Hilfswerk) und der Lübeck Port Authority (LPA) hat die Sicherheit des Flusses Trave in Lübeck als Hauptaugenmerk.
Die Unterstützung über Wasser half die geborgenen Teile aus dem Wasser zu ziehen. Kein leichtes Unterfangen, da einige geborgene Gegenstände sehr schwer waren.
Bundeswehr/Laura CalcagnoEin gefährlicher Trend: Jugendliche der Stadt Lübeck springen vermehrt von den örtlichen Brücken in die Trave. Die Videos, die sie dabei aufnehmen, stellen sie ins Internet, um damit Aufmerksamkeit zu generieren. Dass dies sehr gefährlich sein kann, zeigen die aus dem Fluss geborgenen Gegenstände. Auch mehrten sich Vorfälle mit Verletzungen der „Hobbyspringer“ in der Vergangenheit. Denn das Wasser unter den Brücken ist oft nur wenige Meter tief. Wer vorher den Untergrund nicht auf Hindernisse prüft und einfach von einer Brücke in die Trave springt, dem droht Gefahr, sich ernsthaft zu verletzen.
Unscheinbar, aber doch gefährlich: Die Taucher haben einen Einkaufswagen aus dem Wasser geholt und das THWTechnisches Hilfswerk bringt diesen mit seinem Boot an Land.
Bundeswehr/Laura CalcagnoAus diesem Grund rief die Polizei Schleswig-Holsteins zur Aktion „Brückenspringer“ auf – ein behördenübergreifendes Training. Die Taucher des Einsatzausbildungszentrum Schadensabwehr Marine (EAZS M) aus Neustadt sind das erste Mal dabei. Es gab zuvor schon ähnliche Aktionen seitens der Polizei. Um aber mehr auf das Thema aufmerksam zu machen waren diesmal auch die Feuerwehr, das THWTechnisches Hilfswerk, die LPA und die Marine teil der Übung. Zusammen trainierten sie in gegenseitiger Unterstützung das Bergen von Müll aus einem Gewässer.
Ziel der Übung ist es, weitere Verletzungen zu verhindern und die Einwohner von Lübeck für dieses Thema zu sensibilisieren.
So viele unterschiedliche Uniformen bekommt man selten an einem Ort zu sehen: Beim Briefing am Morgen erhielten die Marinetaucher zusammen mit ihren Kameraden von der Wasserschutzpolizei, der LPA sowie der Feuerwehr ihre Aufträge. Die Aufgaben der Marine bestanden darin, die Hubbrücke und Burgtorbrücke am Europäischen Hansemuseum nach Gegenständen abzutauchen. Gleichzeitig unterstützten sie ihre Trainingspartner. Die LPA sorgte für den anschließenden Abtransport aller geborgenen Gegenstände.
Kapitänleutnant Olaf H. beim Auftauchen aus dem Wasser: An den Seiten seiner Taucherbrille ist das Kamerasystem für die Video-Übertragung montiert.
Bundeswehr/Laura CalcagnoEiner der Taucher der Marine war Kapitänleutnant Olaf H., ehemaliger U-Boot-Fahrer und ausgebildeter Schwimmtaucher für das EAZS M. Trotz einer Wassertemperatur von nur ca. 16 °C sprang der erfahrene Schiffstaucher ohne zu zögern in die Trave und begann den Grund des Flusses nach Gegenständen abzusuchen. Dabei wurde er von seinen Kameraden über Wasser von einem sogenannten Festrumpfschlauchboot aus unterstützt. Diese verfolgten durch eine Kamera, die an der Taucherbrille vom Kapitänleutnant festgemacht war, was sich unter Wasser abspielte. So konnten sie auch die geborgenen Gegenstände besser entgegennehmen. Über Sprechfunk warnten sie ihren Taucher vor herankommenden Schiffen. Die Wasserschutzpolizei half dann mit ihrem Boot den Schiffsverkehr sicher an dem Taucher vorbeizuleiten.
Die Arbeitsbedingungen unter Wasser waren besser als zuerst gedacht: Normalerweise arbeitet ein Taucher mit einer sehr geringen Sichtweite, von nur wenigen Zentimetern. Trotz einer leichten Sedimentschicht war die Sicht jedoch viel besser als erwartet.
Ein Festrumpfschlauchboot der Marine transportiert ein geborgenes Baustellenschild zum Ufer der Trave
Bundeswehr/Oliver-Lucca StammDie Sicherheit der Taucher hat bei der Marine höchste Priorität: Neben einer umfangreichen Ausbildung, sowie zahlreichen medizinischen Untersuchungen, kommt ein weiterer Aspekt hinzu. Jeder Tauchvorgang muss von einem Arzt begleitet werden. Das grenzt die Häufigkeit der Tauchgänge ein. Jedoch macht gerade die Anwesenheit des medizinischen Personals und deren Ausrüstung die Sicherheit der Taucher aus.
Nachdem das Team schon einige Gegenstände geborgen hatte, besuchte der Kommandeur des EAZS M, Kapitän zur See Eckard Menzel, die Übung. Er betonte, dass die Marine für ihren eigenen Part während des Trainings verantwortlich war. Es ging allerdings hauptsächlich darum, Präsenz zu zeigen und die Kontakte zu vertiefen.
Nach circa zwei Stunden und einigen geborgene Teilen, tauchte Olaf wieder aus dem Wasser auf. Er war zufrieden mit dem Ergebnis, denn es konnten viele Gegenstände aus dem Wasser geholt werden, an denen sich herunterspringende Personen verletzt hätten. So ragte zum Beispiel eine Metallstange zwei Meter aus dem Boden. Bei einer Wassertiefe von nur vier Meter ist das sehr gefährlich.
Der gesammelte Müll aus der Trave wird von der LPA auf deren Boot abgeholt. Zu sehen sind Baustellenschilder, Fahrräder und auch Einkaufskörbe.
Bundeswehr/Oliver-Lucca StammEin erfolgreicher Tag endete. Die LPA transportierte die geborgenen Teile ab und das Wasser unter den Brücken Lübecks ist jetzt wieder sicherer. Die Taucher zogen unter anderem Fahrräder, Baustellenschilder, Elektroroller und auch Einkaufskörbe aus dem Wasser. Das gemeinsame Training zur gegenseitigen Unterstützung mit den anderen Behörden war somit sehr erfolgreich.
von Presse- und Informationszentrum Marine (ost) E-Mail schreiben
So viele Uniformen sieht man selten an einem Ort. Alle Behörden der Übung versammelten sich nach dem Briefing für ein gemeinsames Gruppenbild am Lübecker Hafen.
Bundeswehr/Laura Calcagno
Kapitänleutnant Olaf H., links im Bild, prüft vor seinem Tauchgang mit seinen Kameraden die Ausrüstung
Bundeswehr/Laura Calcagno
Durch die Live-Videoübertragung konnten die Helfer auch Überwasser nachvollziehen, was der Taucher unter Wasser sieht
Bundeswehr/Laura Calcagno