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Hubschrauber-TÜV

Praxistest für den Sea Lion

Praxistest für den Sea Lion

Datum:
Ort:
Wurster Nordseeküste
Lesedauer:
3 MIN

Am 1. März hat der neue Marinehubschrauber den ersten Soldaten beim „Überleben auf See“-Training aus der Nordsee gewinscht.

Ein grauer Hubschrauber fliegt durch die Luft und hat eine Person an einem Seil hängen.

„Wasserprobe“ in und über der Nordsee bei Cuxhaven: Der Sea Lion mit einem Lehrgangsteilnehmer während des Aufwinschens

Bundeswehr/Kim Couling

Die See ist ruhig, die ersten Sonnenstrahlen glitzern auf dem Wasser und die Möwen kreisen über der Deutschen Bucht. Es ist März und die Temperatur der Nordsee liegt bei circa fünf Grad. 

Das ist jedoch kein Hindernis für die Abteilung Überleben auf See der Marineoperationsschule, um Lehrgänge für das fliegerische Personal der Bundeswehr in der Nordsee stattfinden zu lassen. Beim Open Sea Survival Training“ lernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer das sichere Verlassen eines Flugzeugs oder Hubschraubers bei einer Notwasserung. Dazu müssen auch die Flieger ins eiskalte Nass der Nordsee springen.

Bis heute steht für diesen Praxisteil noch der Sea King Mk41 zur Verfügung. Für die wichtige Aufgabe als „Lebensretter“ im „Search and Rescue“-Dienst vor allem über See ist er seit über 50 Jahren im Einsatz. Zukünftig ersetzt den „Veteranen“ der neue Mehrzweckhubschrauber NHNATO-Helicopter-90 NTHNaval Transport Helicopter Sea Lion. Bevor die Marineflieger den Sea Lion zum Aufnehmen von verletzten oder in Seenot geratenen Personen nutzen dürfen, benötigt der Hubschrauber die entsprechende Klassifizierung. Dieses Aus-dem-Wasser-Fischen wird auch Winschen genannt. 

Eine Premiere auch für die Teilnehmer des Überlebenstrainings

Auf dem Fliegerhorst in Nordholz bereitet die Crew des Hubschraubers den Flug vor. Dabei geht das Team wichtige Punkte wie zum Beispiel Flugroute, Flughöhe und Wetterdaten für den geplanten Flug durch, um sich dann auf den Weg Richtung offene Nordsee zu machen.

Währenddessen steigt die Aufregung bei den Lehrgangsteilnehmern, die sich in die engen, orangenen Kälteschutzanzüge zwängen, die sie im Falle eines echten Notfalls vor den kalten Temperaturen des Wassers schützen. Sie stehen an Bord des Seeschleppers „Fehmarn“, mit dem sie von Cuxhaven aus rausgefahren sind. Auf das Signal der Ausbilder springen sie in die Nordsee. Rettungswesten halten sie über Wasser.

Und dann geht es für den neuen Marinehubschrauber los. Der Sea Lion nähert sich langsam den im Wasser Liegenden. Jetzt muss die Crew im Helikopter als Team zusammenarbeiten. Der Hubschrauber-Bordmeister an der Winde gibt dem Piloten die Höhen durch, die er jetzt benötigt. Hier ist fürs punktgenaue Schweben 20 Meter über der Unglücksstelle absolutes Feingefühl gefragt. Ein Teilnehmer im Wasser legt die Schlinge am Ende des Winsch-Seils an und wird in die Luft gezogen. Oben angekommen wird er vom Bordmeister in die Kabine des Hubschraubers gezogen.

Passiert sowas bei schlechtem Wetter, ist eine Höchstleistung jedes einzelnen Crew-Mitglieds gefragt. Ob vorne im Cockpit oder hinten an der Winde.

Teamarbeit der Helikopter-Crew ist das A und O

Aber auch für die Teilnehmer im Wasser, oder alternativ in einer Rettungsinsel, ist es selbst bei dem schönen Wetter heute kein leichtes Unterfangen. Auf sie wirkt der sogenannte „Downwash“ – ein starker Abwind des Hubschrauberrotors bei tiefen Überflügen. „Das erfordert, dass wir unsere bekannten Verfahren anpassen, und so sind wir bei dieser Erprobung in der dreifachen Höhe angefllogen“, so der Sea-Lion-Pilot.

Für einen der Teilnehmer war es nicht das erste Winschen aus der Nordsee. Er war vorher bereits von einem Sea Lynx Mk88A und einem Sea King Mk41 bei anderen Trainings aufgenommen worden. Als Soldat bei der Abteilung „Überleben auf See“ ist der Oberstabsgefreite öfter dabei, um die Abläufe für die eigentlichen Lehrgangsteilnehmer zu testen. „Ich hatte Spaß, der Helikopter ist sehr ruhig geflogen und die Abläufe der Crew waren sehr routiniert“, so der junge Ausbilder nach den ersten Winsch-Versuchen.

Impressionen

  • Drei Soldaten in Bordhubschrauber-Uniform blicken in die Kamera und lächeln.

    Die Spezialisten in der Luft: Zur Besatzung des NHNATO-Helicopter-90 Naval Transport Helicopter (NTHNaval Transport Helicopter) gehören Pilot, Copilot und Hubschrauber-Bordmeister

    Bundeswehr/Julia Kelm
  • Ein Soldat steht in der Seitentür eines Hubschraubers, während dieser fliegt, und hält ein Drahtseil fest.

    Der Hubschrauber-Bordmeister ist auch der Bediener der Winde und steht mit Pilot und Copilot über Bordsprechanlage in Kontakt

    Bundeswehr/Kim Couling
  • Ein grauer Hubschrauber schwebt in einer festen Position über dem Meer; auf der Wasseroberfläche sind Wirbel zu sehen.

    Im Downwash des Hubschraubers: Auch das Aufwirbeln des Wassers spielt für den Ablauf des Rettungsverfahrens eine Rolle

    Bundeswehr/Kim Couling
  • Fünf Personen in orangefarbenen Schutzanzügen stehen in einem Kreis und besprechen sich; einer hält einen Zettel in der Hand.

    Ein Ausbilder geht das Programm der Übung mit Lehrgangsteilnehmern durch, bevor es für sie ins kalte Nass geht

    Bundeswehr/Kim Couling
  • Ein grauer Hubschrauber fliegt durch die Luft.

    Die Klassifizierung für das Winschen auf See ist die Grundlage für den zukünftigen SARSearch and Rescue-Dienst des neuen Hubschraubers der Marineflieger

    Bundeswehr/Kim Couling

Nach zweieinhalb Stunden üben auf der Nordsee haben es die Teilnehmer und auch die Crew in der Luft geschafft. Der Sea Lion bringt die letzten Soldaten auf den Schlepper und macht sich auf den Weg zurück in den Heimatstützpunkt Nordholz. Im anschließenden Briefing sprechen die Flieger und Ausbilder über die Abläufe des Trainings. Für die Piloten und auch die Soldaten der Abteilung Überleben auf See steht nach diesem Tag fest: Die Klassifizierung war erfolgreich.

Die Erprobung war ein voller Erfolg“, erklärt der Hubschrauber-Bordmeister. „Der Sea Lion ist der modernste Hubschrauber der Marine und, wie zu erwarten, war auch die Windenübung keine Herausforderung für ihn. Was beim Sea King anspruchsvoller gewesen wäre, hat der moderne Autopilot des Sea Lion fast spielerisch gemacht.“ Alles in allem also ein guter Tag für den neuen Mehrzweckhubschrauber.

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