Jahresbilanz: Schiffbau weltweit 2024
Jahresbilanz: Schiffbau weltweit 2024
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- Hamburg
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Die Auftragsbücher der Werften sind gut gefüllt: 2024 haben Reeder weltweit so viele Schiffe bestellt wie seit 17 Jahren nicht mehr. Allein 70 Prozent der Aufträge gingen an chinesische Werften. China nutzt diese Kapazitäten und das Know-how der einheimischen Werftindustrie auch, um neben dem zivilen Schiffbau die Fertigung von Kriegsschiffen für die chinesischen Seestreitkräfte voranzutreiben.
Laut dem Report „Shipping Statistics and Market Review 2025“ des Instituts für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISLInstitut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik) haben Reeder im vergangenen Jahr weltweit 2.318 Handelsschiffe mit einer
2024 wurden zudem 1.770 Neubauten mit einer Tragfähigkeit von 86 Millionen Tonnen ausgeliefert. Dagegen haben Abwrackwerften nur 325 Schiffe verschrottet. Somit ist auch die Welthandelsflotte auf 63.914 Schiffe mit einer Tragfähigkeit von über 2,3 Milliarden Tonnen gewachsen.
Auslieferungen: Mehr spezialisierte Schiffe, weniger Tanker
Unter den Neubauten 2024 waren 473 Containerschiffe, gefolgt von 445 Massengutfrachtern. Eine deutliche Steigerung bei Auslieferungen gab es im Bereich der reinen Autofrachter (Pure Car Carrier, PCCPure Car Carrier). 2024 haben Reeder insgesamt 44 PCCsPure Car Carriers erhalten, das sind genau so viele wie in den vorangegangenen sechs Jahren zusammen. Beachtlich ist auch die Steigerung bei der Auslieferung von Kühlschiffen. 2024 lieferten die Werften weltweit sechs Kühlschiffe aus, so viel wie in den Jahren 2021 bis 2023 insgesamt. Die Flotte der Kühlschiffe sinkt dennoch um etwa zwei Prozent jährlich, da diese immer mehr durch Kühlcontainer auf Containerschiffen verdrängt werden.
Weniger Neubauten dagegen gab es 2024 im Bereich Rohöltanker, mit fast 50 Schiffen weniger und fast 60 Prozent weniger Tragfähigkeit als 2023. Auch die Anzahl der neugebauten Massengutfrachter hat sich 2024 im Vergleich zum Vorjahr um fast 20 Schiffe reduziert. Zudem gab es das dritte Jahr in Folge keinen neuen reinen
Nachfrage nach Containerschiffen und Tankern gestiegen
Die meisten Bestellungen entfielen 2024 auf Tanker, mit 966 Schiffen und einer Tragfähigkeit von fast 70 Millionen Tonnen. Das ist eine Steigerung von 39 Prozent nach Tragfähigkeit und 22 Prozent nach Anzahl der Schiffe im Vergleich zu 2023. Zudem entfielen über 40 Prozent aller Bestellungen weltweit auf diesen Schiffstyp. Auch die Aufträge für Containerschiffe sind wieder gestiegen. Gab es hier 2023 noch 220 Auftragseingänge, hat sich die Zahl 2024 auf 382 Schiffe erhöht. Bestellungen von Massengutfrachtern sind um 189 Schiffe beziehungsweise fast 29 Prozent zurückgegangen.
In den Auftragsbüchern der Werften dominieren mit 2.033 Schiffen und 144 Millionen Tonnen Tragfähigkeit weiterhin die Tanker. Diese machten zum 1. Januar 2025 etwa 40 Prozent aller laufenden Aufträge aus. Auch gab es hier im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt mit über 60 Prozent die größte Steigerung nach Tragfähigkeit. Dies ist beeinflusst durch die geringe Anzahl an Auslieferung und die deutlich erhöhte Anzahl an Bestellungen. Die geringste Steigerung nach Tragfähigkeit gab es bei den Containerschiffen. Hier hatten Werften mehr Schiffe ausgeliefert, als neue Aufträge eingegangen waren.

Obwohl Werften immer mehr Schiffe in einem Jahr fertigstellen, sind die Auftragsbücher sehr gut gefüllt. Denn die Nachfrage in Form von Auftragseingängen steigt weiter.
Bundeswehr
Mehr Schiffe bedeuten, dass mehr Waren transportiert werden können. Das spiegelt sich auch in der Entwicklung der Tragfähigkeit im Schiffbau wider.
BundeswehrChina ist Schiffbaunation Nummer eins
Bei den Auftragseingängen konnte China seinen Anteil nach
Bei den Auftragsbüchern sieht dies ähnlich aus: Chinesische Werften hatten zum 1. Januar 2025 mit 3.330 Schiffen mit Abstand die meisten laufenden Aufträge weltweit. Nach CGTCompensated Gross Ton entsprach das einem Anteil von 58 Prozent aller Aufträge. Auch hier folgen Südkorea mit 688 Schiffen und 24 Prozent nach CGTCompensated Gross Ton sowie Japan mit 668 Schiffen und 8,5 Prozent nach CGTCompensated Gross Ton. Auf Platz vier liegt mit Italien das erste europäische Land. Hier standen 41 Schiffe beziehungsweise 2,6 Prozent nach CGTCompensated Gross Ton in den Auftragsbüchern. Deutschland liegt hier auf Platz acht mit elf Schiffen und einem Anteil von 0,8 Prozent nach CGTCompensated Gross Ton.
Schiffbau ist in China eine strategische Branche
Nicht nur der Verband für Schiffbau und Meerestechnik (VSMVerband für Schiffbau und Meerestechnik), auch der USUnited States-amerikanische Think Tank Center for Strategic & International Studies schaut deshalb mit Besorgnis nach Ostasien. China konnte auch 2024 seine führende Rolle im weltweiten Schiffbau noch einmal vergrößern. Im letzten Jahr kam jeder zweite Schiffsneubau aus der Volksrepublik. In den 1990er-Jahren sah dies noch ganz anders aus. Damals hatte der chinesische Schiffbau noch einen Anteil von rund fünf Prozent am Weltmarkt. 2005 begann die chinesische Regierung, den Schiffbau als strategische Branche zu sehen und mit großen Summen zu fördern und auszubauen.
Auch der Marineschiffbau in China profitiert von dem guten Auftragsstand der zivilen Werften. Seit der sogenannten zivil-militärischen Fusion im Jahr 2017 werden in den heimischen Werften neben zivilen Handelsschiffen für meist internationale Kunden auch immer mehr Kriegsschiffe für die Volksbefreiungsarmee gebaut. So konnte China laut USUnited States-Verteidigungsministerium die Flotte seiner Seestreitkräfte auf mittlerweile fast 400 Schiffe erhöhen. Diese hohen Kapazitäten und das Fachwissen können in einem Krisenfall dafür sorgen, dass China beschädigte Schiffe schnell reparieren und verloren gegangene Schiffe zügig durch Neubauten ersetzen kann. Dies könnte eine große Bedeutung sowohl für die Sicherung von Seewegen und des Seehandels als auch für einen möglichen Seekrieg haben.