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Gedenken

Militärbundesrabbiner Zsolt Balla besucht jüdische Soldatengräber in Frankreich

Jüdische Militärseelsorge
Datum:
Ort:
Frankreich
Lesedauer:
4 MIN

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Tausende jüdische Soldaten kämpften und starben im ersten Weltkrieg für Deutschland. Viele von ihnen sind auf Soldatenfriedhöfen europaweit unter einem Kreuz beerdigt. Militärbundesrabbiner Zsolt Balla war bei der Einweihung von jüdischen Grabstelen in Frankreich dabei. Denn der respektvolle Umgang mit Gefallenen sind Teil der Bemühungen der Jüdischen Militärseelsorge.

Ein Grabstein mit einem jüdischen Stern und einer Hand, die von oben Steine auf die Grabstele legt

Entsprechend der jüdischen Tradition haben Gräber aus dem Ersten Weltkrieg nun eine Grabstele erhalten. Viele jüdische Kameradinnen und Kameraden wurden damals unter einem christlichen Kreuz beerdigt.

Zucci

 

Auf insgesamt fünf deutschen Soldatenfriedhöfen der französischen Region Grand Est 150 Kilometer nordöstlich von Paris hatte der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V.eingetragener Verein während einer Gedenkveranstaltung Ende Mai mehrere jüdische Grabstelen eingeweiht. Anstelle eines christlichen Kreuzes markieren sie nun die Gräber von Soldaten jüdischen Glaubens, die im Ersten Weltkrieg im Einsatz für Deutschland ihr Leben verloren. Familienangehörige und Vertreter der „Operation Benjamin“, bei der jüdische Soldatengräber neue Grabstelen erhalten, waren aus Israel und den USA angereist.

Mit vor Ort: Militärbundesrabbiner Zsolt Balla: „Unsere Soldatinnen und Soldaten sind bereit, für ihren Staat das Wichtigste zu geben, ihr Leben. Deshalb ist es unsere Pflicht, für sie gut zu sorgen, sowohl im Leben als auch darüber hinaus. Uns auch um die Gräber der Gefallenen zu kümmern, ist deshalb ein wichtiger Teil unseres Auftrags“, so Rabbiner Balla. Als religiöses Oberhaupt repräsentiert er die Jüdische Militärseelsorge auch bei Veranstaltungen im Ausland.

„Mehr als hundert Jahre nach dem Ersten und mehr als 80 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg ist es möglich, dass Franzosen, Amerikaner und Deutsche zusammen, nebeneinander stehen, gemeinsam die Menschenwürde der gefallenen Kameraden auf beiden Seiten ehren, verstehen, was Krieg bedeutet aber gleichzeitig was Judentum für diese Menschen bedeutete. Dies in Frankreich zu erleben, mit der Unterstützung des Volksbundes und zusammen mit den Nachkommen der gefallenen Soldaten, ist mehr als ein Zeichen der Versöhnung“, so der Militärbundesrabbiner weiter.

Die Fürsorge für alle Kameradinnen und Kameraden, von praktischen Fragen rund um die Vereinbarkeit von Glauben und Dienst bis zur Bestattung Gefallener entsprechend religiöser Regeln, ist ihm besonders wichtig. Dazu gehört auch, das Gedenken an jüdische Gefallene europaweit aufrechtzuerhalten.

Mehr als 100.000 Soldaten jüdischen Glaubens kämpften im Ersten Weltkrieg von 1914 bis 1918 in den Armeen des Deutschen Kaiserreichs, davon 77.000 an der Front, mehr als 12.000 bezahlten ihren Einsatz mit dem Leben.

„Sie waren unsere Kameraden. Wir haben sie verraten. An sie zu erinnern, ist das mindeste, was wir tun können“, erklärte auf der Veranstaltung im französischen Warmériville Volksbund-Generalsekretär Dirk Backen die Verantwortung des Volksbundes für die Gräber jüdischer Soldaten. 

Seit 2023 tragen die Bemühungen des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.eingetragener Verein, jüdischen Soldatengräbern ein Grabzeichen mit Davidstern zu geben, den Namen „Operation Levi“. Am 20. Mai wurden so die neue Grabstele des Soldaten Meyer Levi auf der Kriegsgräberstätte in Warmériville eingeweiht. Der Kamerad ist Namensgeber der Initiative, die an die USUnited States-amerikanische „Operation Benjamin“, die sich um gefallene jüdische USUnited States-Soldaten des Zweiten Weltkriegs kümmert, angelehnt ist. 

Mit der korrekten Grabkennzeichnung soll jüdischen Soldaten ihr Name und ihre religiöse Identität wiedergeben werden. Auf den Gräbern jüdischer Soldaten wird das Grabkreuz gegen eine Stele mit dem Davidstern ausgetauscht.

Zahlreiche deutsche Soldaten jüdischen Glaubens wurden im Ersten Weltkrieg unter christlichen Grabkreuzen bestattet. Der Grund: Vor allem in Frankreich wurden nach 1918 viele provisorische deutsche Soldatenfriedhöfe aufgelöst und zu größeren Einheiten zusammengelegt. In den Wirren der Nachkriegsjahre wurden dabei jüdische Grabzeichen vielfach durch Kreuze (zumeist aus Birkenholz) ersetzt. In den vergangenen Jahrzehnten konnte der Volksbund etliche jüdische Einzelgräber mit Stelen und dem Davidstern statt mit Kreuzen kennzeichnen.

Mit der Jüdischen Militärseelsorge der Bundeswehr leisten nun erstmals wieder seit dem Ersten Weltkrieg deutsche Militärrabbiner ihren Dienst in einer deutschen Armee. In der Präambel des Jüdischen Militärseelsorgevertrages, der die Jüdische Militärseelsorge regelt, wird auf die Tradition der Feldrabbiner verwiesen.

Infokasten: Jüdische Beisetzungsrituale und Auslandseinsatz

Die Vorschriften zu Tod und Trauer im Judentum beruhen auf zwei grundlegenden Prinzipien: Dass man auch den leblosen Menschen ehrt und respektiert, und dass man sich um das seelische Befinden der Trauernden sorgt und sie tröstet. Nach dem jüdischen Religionsgesetz ist die Erdbestattung obligatorisch, Feuerbestattung ist verboten. Die Unversehrtheit des Körpers ist ein zentraler Aspekt, da der Körper als Leihgabe Gottes angesehen wird. Die Bestattung umfasst rituelle Waschung, das Einkleiden in ein weißes Gewand und die zumeist von Psalmen und Gebeten begleitete Beisetzung in einem schlichten Holzsarg. Musik und Blumenschmuck sind auf jüdischen Friedhöfen nicht erlaubt. Die Beisetzung soll so schnell wie möglich erfolgen, um dem Verstorbenen Ruhe zu verschaffen und die Seele aufsteigen zu lassen. Für den Einsatz bedeutet das, besondere Vorkehrungen zu treffen: Das Militärrabbinat arbeitet dafür eng mit jüdischen Militärseelsorgen unserer Partnerländer zusammen. 

Nach dem Tod von nahen Verwandten sind drei aufeinanderfolgende Trauerzeiten vorgeschrieben, in denen die Trauer schrittweise weniger intensiver wird. Die erste Periode heißt Schiwa, eine siebentägige Trauerwoche, die auf die Beerdigung folgt.

Gräber auf jüdischen Friedhöfen dürfen nicht exhumiert oder neu belegt werden. Für den Kriegsfall und für Soldatenfriedhöfe gelten besondere Regeln.

 

von Cornelia Riedel mit Material des Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.

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