Operatives Führungskommando der Bundeswehr
In Berlin und Schwielowsee erfolgt künftig die Operationsführung der Bundeswehr im In- und Ausland aus einer Hand.
Nach der Teilnahme an der Landeskatastrophenschutzübung des Freistaates übt die Bundeswehr in Sachsen erneut die Zusammenarbeit mit zivilen Kräften. Ziel ist, die Drehscheibe Deutschland für die Landes- und Bündnisverteidigung verlässlich zu betreiben, auch wenn sich gleichzeitig Unglücke und Naturkatastrophen ereignen.
Um vor Ort bei einer Krise oder Ähnlichem bestmöglich koordinieren zu können, besitzt das Landeskommando Sachsen einen beweglichen Gefechtsstand
Bundeswehr/Moritz RichterDresden im November 2025. „Nur weil der Wald brennt, können wir nicht die Marschbewegungen durch Sachsen stoppen.“ Mit diesem Satz startet das Landeskommando Sachsen seine eigene Planübung. An zwei Tagen sind Reservistendienstleistende aus allen Kreis- und Bezirksverbindungskommandos im Freistaat nach Dresden gekommen, um verschiedene Krisen- und Unfallszenarien durchzuspielen und gemeinsam nach Wegen der Bewältigung zu suchen. Die Reservistinnen und Reservisten unterhalten Kontakte zu den Behörden und Rettungsorganisationen in den jeweiligen Kreisen und Städten. Als Sensoren in der Fläche ist es ihr Auftrag, alle Informationen zu einem allgemeinen Lagebild zusammenzutragen und dabei auch auszuloten, wo die Grenzen der zivil-militärischen Zusammenarbeit verlaufen.
Die Planübung, die auf dem Gelände der Graf-Stauffenberg-Kaserne in Dresden durchgeführt wurde, baut auf der kurz zuvor beendeten Landeskatastrophenschutzübung 2025 auf. „Wir sehen unsere Planübung klar im Kontext der Landes- und Bündnisverteidigung. Unser Kernauftrag ist es, die Anforderungen der Drehscheibe Deutschland zu erfüllen“, betont der Kommandeur des Landeskommandos, Oberst Michael H. Popielas, vor Ort. Katastrophenszenarien wie großflächige Waldbrände, Hochwasser oder Großschäden an Straßen oder Brücken können einen entscheidenden Einfluss auf die Erfüllung dieser Aufgaben haben.
Die Bundeswehr unterstützt die Truppenbewegungen alliierter Kräfte nach und durch Deutschland – und das muss auch in Krisenzeiten gewährleistet sein. Sachsen kommt mit seinen Verkehrswegen dabei eine besondere Rolle zu: Zwei internationale Flughäfen, Autobahnen und Bundesstraßen, ein dichtes Schienennetz und Grenzen zu zwei verbündeten Nachbarstaaten sowie Rast- und Sammelräume für die Truppen prägen die Drehscheibe Sachsen.
Hochrangige Vertreterinnen und Vertreter des sächsischen Innenministeriums beobachteten die zweitägige Planübung des Landeskommandos. Ziel ist, mit diesem engen Austausch Transparenz und Verständnis für die jeweiligen Interessenlagen zu schaffen. „Wir haben im Rahmen der Gesamtverteidigung die gemeinsame Aufgabe, unser Land und unsere Bürgerinnen und Bürger zu schützen“, betont Popielas, der zuvor die Katastrophenschutzübung des Freistaates eng begleitete.
Eines der jetzigen Szenarien: Geländerutsch am Spreetaler See. Unter den Erdmassen werden dutzende Verschüttete vermutet. Der erste Notruf erreicht die Leitstelle. Doch damit noch nicht genug: Fast zeitgleich wird ein Waldbrand in der Königsbrücker Heide gemeldet. Laut Übungsszenario ist er im Nordwesten des Landkreises Bautzen ausgebrochen, nur wenige Kilometer von Ortschaften entfernt. Temperaturen von bis zu 35 Grad und heftige Winde treiben die Flammen auf die Orte zu. Eine Evakuierung wird notwendig. Parallel meldet ein Anrufer den Einsturz der Spreebrücke. Sie ist Teil der wichtigen Ost-West-Trasse über die Autobahn A4 auf der Höhe von Bautzen.
Drei Krisen auf einmal – und genau denen müssen sich die die Kräfte des Katastrophenschutzes in dieser Planübung stellen. Die Behörden arbeiten Hand in Hand mit Feuerwehr, Technischem Hilfswerk (THWTechnisches Hilfswerk), Polizei und Bundeswehr. Ihr gemeinsames Ziel: die zivil-militärische Zusammenarbeit einem Härtetest zu unterziehen und auszuloten, wo es Schwachstellen gibt. Ihr wichtigstes Handwerkszeug ist die Kommunikation: Informationen sammeln, bewerten und schließlich in Handlungen umsetzen.
Während der Planübung des Landeskommandos Sachsen müssen im Gefechtsstand alle Lageentwicklungen an einer Lagekarte vervollständigt werden. Wichtige Schlüsselstellen werden markiert.
Bundeswehr/Kay Stübner
Oberst Michael H. Popielas, Kommandeur des Landeskommandos Sachsen, erklärt Ulf Bandiko, Amtschef des Sächsischen Staatsministeriums des Innern, die Bedeutung der zivil-militärischen Zusammenarbeit
Bundeswehr/Moritz Richter
Colonel Edward Chyła im Austausch mit Oberst Michael H. Popielas
Bundeswehr/Ines Mallek-KleinInsgesamt sind es mehr als 400 Teilnehmende, die koordiniert werden müssen. „Die Bundeswehr nimmt an der Katastrophenschutzübung teil, um die zivil-militärische Zusammenarbeit weiter zu stärken und die Resilienz im Freistaat Sachsen gegenüber denkbaren Katastrophenszenarien zu erhöhen. Nur wenn wir gemeinsam üben, werden wir auch gemeinsam in der Krise bestehen“, betont Popielas. Die Übung trägt in diesem Jahr übrigens den Namen Arida, was so viel bedeutet wie „die aus dem Feuer Geborene“.
Reservistinnen und Reservisten spielen bei Übungen insgesamt eine zentrale Rolle. Wie sie ausgebildet werden, war Thema der Leitertagung im Landeskommando Sachsen. Der Kommandeur der 16. Territorial Defence Forces Brigade aus Wrocław, Colonel Edward Chyła, erklärte dabei als Gastredner die besonderen Module der Ausbildung von Reservistendienstleistenden in Polen.
Popielas verweist in diesem Zusammenhang einmal mehr auf die besondere Rolle des Freistaates Sachsen. Eine Besonderheit sind die gemeinsamen Grenzen zu zwei verbündeten Nachbarstaaten. Sowohl Naturkatastrophen als auch sicherheitspolitische Herausforderungen machen an Landesgrenzen nicht Halt und erfordern oft grenzüberschreitendes gemeinsames Handeln. Hier zeigte Chyła in seinem Vortrag Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede in den jeweiligen nationalen Herangehensweisen auf. Einigkeit herrschte bei der Zielstellung: dem Schutz der Bürgerinnen und Bürger und der Bündnispartner.
von Ines Mallek- Klein