Digital unterrichten als Professor der Universität der Bundeswehr München

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Datum:
Ort:
München
Lesedauer:
3 MIN

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„Hallo, liebe Studierende. Ich wünsche Ihnen einen guten Morgen. Herzlich Willkommen. Erst einmal kurz vorweg: Können Sie mich alle hören und sehen?“ So, oder so ähnlich lauten derzeit die ersten Worte von Professor Dr. Thomas Wüstrich in seinen Vorlesungen. Vor ihm keine Reihen mit jungen Menschen, sondern er allein mit seinem Laptop. Denn die Vorlesungen spielen sich im Moment online ab.

Ein Mann mit grauen Haaren und Brille ist auf dem Bildschirm eines Laptops zu sehen. Am Laptop Frauenhände, daneben eine Tasse K

Prof. Dr. Thomas Wüstrich während seiner Online-Vorlesung

Pixabay/Bundeswehr


„Das funktioniert ganz gut“, lautet Wüstrichs Fazit bisher. Neben Ton und Bild überträgt er die Präsentationen, die er sonst im Hörsaal per Beamer projiziert, übers Internet auf die Bildschirme der Studierenden. Professor Wüstrich lehrt an der Universität der Bundeswehr in München, kurz UniBwUniversität der Bundeswehr M, in den Bachelor- und Masterstudiengängen „Management und Medien„ das Fach Volkswirtschaftslehre. Er unterrichtet derzeit im Rahmen zweier volkswirtschaftlicher Seminare mit überschaubarer Teilnehmerzahl. Darüber hinaus ist er seit vielen Jahren Prüfungsausschussvorsitzender.

Wüstrich konzentriert sich im Wesentlichen auf „Zoom“-Konferenzen. „Zoom“ ist ein Online-Service für Webkonferenzen und Webinare. Grundsätzlich kann die Software für unterschiedliche Nutzungsszenarien - von virtueller Teamarbeit über Online-Demonstrationen bis zu Online-Trainings - verwendet werden. „Unsere Studierenden sind ja selbst auch sehr technikaffin. Das bedeutet, dass ich auf der anderen Seite nicht auf allzu viele Hindernisse treffe“, sagt er. Abgesehen davon habe man an der Uni ein sehr serviceorientiertes Rechenzentrum, dass sehr kurzfristig auf die Fragen der Lehrenden reagiere. Das Schöne an diesen Tools wie „Zoom“ sei, dass sie auch für die weniger technikerfahrene Lehrende und Studierende recht intuitiv und leicht bedienbar seien.

Digitales Studium als Schutz vor Ansteckung

Üblicherweise arbeitet die UniBwUniversität der Bundeswehr München mit Kleingruppen und legt großen Wert auf einen engen Kontakt der Studierenden untereinander. Ebenso auf den persönlichen Austausch. „Das Wissen digital zu vermitteln ist nicht das Problem. Universitäre Lehre bedeutet eben mehr als reine Wissensvermittlung. Es geht ja nicht nur darum, dass wir unseren Stoff lehren und dann später abprüfen“, sagt der langjährige Hochschullehrer. Universitäre Bildung lebe eben auch von der Mimik und Gestik, persönlicher Interaktion und generell von der Körpersprache. Es ist für ihn schwer, unter den derzeitigen Bedingungen zu sehen, ob auch alle Studierenden seinem Stoff folgen können. „Universität lebt von gemeinsamen Aktivitäten und sozialem Austausch, nicht nur in den Lehrveranstaltungen. Technisch lässt sich das beherrschen, aber der persönliche Kontakt ist mindestens genauso wichtig“, fügt er hinzu.

Lösung für Prüfungen gefunden

Die Coronakrise hat Studierende wie Lehrende unvorbereitet aus den Vorlesungsräumen in die digitale Welt geholt. Für alle begann Mitte März ein Experiment. Dies stecke voller Herausforderungen - stressigen, wie spannenden. Man wisse zum jetzigen Zeitpunkt nicht, ob sich das nächste Trimester genauso digital gestalten werde wie das aktuelle. Auch wisse man um die Besonderheit der aktuellen Situation und habe daher beschlossen, die ausgefallenen Prüfungen ab Mitte Mai nachzuholen. „Darüber hinaus haben wir für Ende September einen außerordentlichen Prüfungszeitraum vorgesehen, um dann die Prüfungen aufzufangen, die für Ende Juni vorgesehen waren. Wenn alles gut geht und sich die aktuelle Situation positiv entwickelt, dann wären wir Anfang Oktober auf dem Stand, den wir ohne die Corona-Krise gehabt hätten. Das wäre erfreulich“, so Wüstrich.


Zwei Gründe sind entscheidend gewesen, schnelle Lösungen zu finden. Erstens: Der Bundeswehr ist es besonders wichtig, dass die Studierenden ihr Studium auch in der vorgesehenen Regelstudienzeit absolvieren können. Karriere- und dienstrechtliche Nachteile können so umgangen werden. Zweitens: Die UniBwUniversität der Bundeswehr in München ist neben der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg eine Bedarfsuniversität. Diese haben natürlich auch die Interessen des Trägers Bundeswehr im Blick. „Die Bundeswehr möchte natürlich, dass wir unsere Absolventen zeitgerecht in die Truppe entlassen, weil diese für die Einsatzbereitschaft wichtig sind“, erklärt der Professor.

Ausblick

„Wir hoffen, dass wir im Herbst im Lehrbetrieb auch wieder so etwas wie eine Präsenzlehre vermitteln können. Das hängt natürlich vom weiteren Gang der Dinge ab. Die Frage ist: Wie weit wird gelockert?“

Alle an der Universität , von der Leitung, über das Rechenzentrum und das Prüfungsamt, bis in die Prüfungsausschüsse, gäben sich sehr viel Mühe, zeigten sehr viel Fingerspitzengefühl und das gebotene Maß an Flexibilität, um den Herausforderungen der Coronakrise zu begegnen.

von Jörg Dilthey  E-Mail schreiben

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