Die Grundbeorderung: Schwerpunkt für das Personalmanagement

Die Grundbeorderung: Schwerpunkt für das Personalmanagement

Datum:
Ort:
Siegburg
Lesedauer:
3 MIN

Im Interview erläutert der Abteilungsleiter der für Reservistinnen und Reservisten zuständigen Abteilung des Bundesamtes für das Personalmanagement der Bundeswehr, Oberst Wilhelm Neißendorfer, was sich mit der Grundbeorderung jetzt für ausscheidende Soldatinnen und Soldaten ändert und welche Ziele damit verbunden sind.

Ein Soldat sitzt am Schreibtisch

Spielt mit seiner Abteilung eine zentrale Rolle für die Grundbeorderung, Oberst Neißendorfer

Bundeswehr

Sehr geehrter Herr Oberst, mit der Einführung der Grundbeorderung wird Ihre Abteilung ein für die Bundeswehr wegweisendes Projekt mitgestalten. Was ist das Ziel der Grundbeorderung?

Die Grundbeorderung ist zentrales Kernelement der Strategie der Reserve. Wir wollen eine einsatzbereite Reserve in voll ausgestatteten Strukturen, das heißt Verbände, die über Personal auf festen Dienstposten, Ausrüstung und Material verfügen. Dafür werden ab dem 1. Oktober 2021 grundsätzlich alle wehrdienstfähig aus dem aktiven Dienst ausscheidenden Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr für einen Zeitraum von regelmäßig sechs Jahren in der Reserve eingeplant, also auf einem festen Dienstposten. Damit schaffen wir die personelle Grundlage für einen zügigen Aufwuchs in einem möglichen Bereitschafts-, Spannungs- oder Verteidigungsfall.

Müssen Soldatinnen und Soldaten also künftig damit rechnen, nach ihrer aktiven Dienstzeit zu einem Reservistendienst herangezogen zu werden?

Nur wenn sie sich freiwillig dafür bereiterklären. Eingeplant werden alle Ausscheidenden, aber niemand wird gegen ihren oder seinen Willen zu einem Reservistendienst herangezogen. Der Grundsatz der Freiwilligkeit der Dienstleistung im Frieden bleibt dadurch uneingeschränkt bestehen. Dies wird auch durch die Grundbeorderung nicht infrage gestellt. Im Bereitschafts-, Spannungs- oder Verteidigungsfalls können Reservistinnen und Reservisten jedoch auch gegen ihren Willen herangezogen werden. Das ist allerdings auch heute schon der Fall. Für die Beorderung gibt es zudem eine Altersgrenze, die bei 57 Jahren liegt. Wer am Ende der Dienstzeit älter ist, kann sich auch weiterhin freiwillig in der Reserve engagieren, wird aber nicht automatisch beordert.

Wie läuft das Verfahren der Grundbeorderung ab?

Circa sechs Monate vor dem Dienstzeitende finden bei den Truppenteilen bzw. Dienststellen Informationsveranstaltungen für die zum nächsten Entlassungstermin ausscheidenden Soldatinnen und Soldaten statt. Es ist grundsätzlich vorgesehen, dass in diesem Rahmen auch die Gespräche zur Reservistenberatung erfolgen. Im Gespräch beraten die Entlassungsdienststellen die Soldatinnen und Soldaten über Möglichkeiten der Beorderung und zu einem Engagement in der Reserve. Sie werden dabei von mobilen Karriereberatungsteams aus den Karrierecentern der Bundeswehr unterstützt.

Können Beorderungswünsche der ausscheidenden Soldatinnen und Soldaten berücksichtigt werden?

Das eben erwähnte Beratungsgespräch dient unter anderem auch dazu, etwas über die Motivation und die Interessen der Ausscheidenden hinsichtlich eines Engagements in der Reserve zu erfahren. Das Ziel ist es, einen geeigneten Dienstposten für den jeweiligen Soldaten oder die Soldatin zu identifizieren. Dieser sollte im Idealfall sowohl den jeweiligen Fähigkeiten und Fertigkeiten als auch den Interessen entsprechen. Die ausscheidenden Soldatinnen und Soldaten können im Rahmen des Beratungsgesprächs natürlich auch andere Verwendungswünsche äußern. Die Einzelheiten und die verschiedenen Beorderungsmöglichkeiten werden gemeinsam im individuellen Beratungsgespräch erörtert.

Persönliche Gespräche und Informationsveranstaltungen sind ja zurzeit eine Herausforderung. Wie kann die Beratung auch unter den aktuellen Pandemie-Bedingungen sichergestellt werden?

Wegen der COVID-19Coronavirus Disease 2019-Lage ist das persönliche Gespräch zwischen Beratenden und ausscheidenden Soldatinnen und Soldaten momentan leider die Ausnahme, nur in besonders begründeten Einzelfällen ist ein solches Gespräch aktuell möglich und vertretbar. Die Reservistenberatungen werden wir daher in nächster Zeit weitgehend digital durchführen. Wir hoffen natürlich, dass wir an diesem wichtigen Punkt im Verfahren der Grundbeorderung in absehbarer Zeit zur Normalität der persönlichen Beratung von Angesicht zu Angesicht zurückkehren können.

von Ulrich Veen  E-Mail schreiben