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Stresstest für die Rettungskräfte

Zivil-militärische Zusammenarbeit: Bundeswehr unterstützt Katastrophenschutzübung

Zivil-Militärische Zusammenarbeit
Datum:
Ort:
Rheinland-Pfalz
Lesedauer:
3 MIN

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Ein schweres Zugunglück in einem Bahntunnel, zahlreiche Verletzte, dichter Rauch und Chaos am Einsatzort: Dieses Szenario war Ausgangspunkt einer groß angelegten Katastrophenschutzübung im Westerwaldkreis. Neben rund 450 Einsatzkräften von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk, Hilfsorganisationen und Polizei war auch die Bundeswehr beteiligt.

Soldaten und zivile Rettungskräfte arbeiten Hand in Hand

Immer mehr Patientinnen und Patienten werden durch die zivilen Hilfsorganisationen in die Behandlungseinrichtung der Bundeswehr gebracht

Bundeswehr/Patrick Grüterich


Schon am Morgen füllte sich das Übungsgelände am Schulzentrum Montabaur schnell mit Einsatzfahrzeugen der verschiedenen Organisationen. Auch die Kräfte des Unterstützungsbereichs der Bundeswehr trafen mit einer kleinen Fahrzeug-Kolonne ein. An Bord: eine Role 2F, eine hochmobile Behandlungseinrichtung bestehend aus einem luftgestützten Zelt und einem OP-Container. Ergänzt wurde sie durch eine modifizierte Patiententransporteinheit für bis zu acht leicht verletzte Personen. Rund 30 Sanitätssoldatinnen und -soldaten des Sanitätsregiments 2 „Westerwald“ unterstützten die Übung mit den Fähigkeiten des Zentralen Sanitätsdienstes.

Das Szenario der Katastrophe spielte sich in der abgedunkelten Turnhalle ab. Einfach und dennoch gut nachvollziehbar bildete ein langer Schlauch von Bauzäunen die Kulisse eines Bahnwaggons. Rund 120 Verletztendarstellende machten die Lage so realistisch wie möglich: Schreie, Hilferufe und dichter Qualm erschwerten die Orientierung. Nach und nach brachten Polizei und Feuerwehr die „Verletzten“ vor die Halle.

Eingespieltes Teamwork unter Zeitdruck

„Bereits nach zehn Minuten konnten wir die ersten Patienten aufnehmen“, berichtete Oberleutnant Julien L., militärischer Leiter der Role 2F. „Für uns ist es wichtig, im Ernstfall routiniert und verlässlich arbeiten zu können.“ Für ihn ist die Übung eine gute Möglichkeit, Verfahren auch in der zivil-militärischen Zusammenarbeit zu trainieren.

Während die Soldatinnen und Soldaten die mobile Behandlungseinrichtung vorbereiteten, trugen zivile Sanitäterinnen und Sanitäter die ersten leicht verletzten Personen in die Patiententransporteinheit der Bundeswehr. Auch die Einbindung von Reservistinnen und Reservisten zeigte Wirkung: Oberfeldarzt der Reserve Jörg M., Unfallchirurg, musste nicht nur Übungsfälle, sondern auch einen realen Notfall behandeln. Einer der Verletztendarsteller litt unter Kreislaufproblemen – für den erfahrenen Arzt kein Problem. „Übungen wie diese sind sehr wertvoll. Vor allem bei Kommunikation und Dokumentation gibt es immer Möglichkeiten, voneinander zu lernen und besser zu werden“, erklärte der Mediziner.

Zivil-militärische Zusammenarbeit im Mittelpunkt

Für die Koordination zwischen Bundeswehr und zivilen Organisationen war Oberstleutnant Udo G., Leiter des Kreisverbindungskommandos Westerwald, verantwortlich. Er ist seit zwei Jahren als Beauftragter für die zivil-militärische Zusammenarbeit eingesetzt und kennt die Abläufe: „Mein Auftrag ist es, Schnittstelle und Vermittler zu sein. Die Übung hat erneut gezeigt, wie reibungslos Bundeswehr und zivile Organisationen Hand in Hand arbeiten können.“

Auch die zivile Einsatzleitung lobte die Kooperation. Jens Weinriefer, stellvertretender Brand- und Katastrophenschutzinspektor des Westerwaldkreises, zog ein positives Fazit: „Es war sehr gut, dass wir das Sanitätsregiment 2 aus Rennerod frühzeitig in die Planung eingebunden haben. Besonders dankbar sind wir auch für die Unterstützung beim Schminken der vielen Verletztendarsteller.“

  • Eine Frau schminkt eine Verletzung auf den Bein einer sitzenden Person

    Schon weit vor Beginn der Übung unterstützten zehn Soldatinnen und Soldaten des Sanitätsregimentes 2 „Westerwald“ beim Schminken der 120 Verletztendarsteller

    Bundeswehr/Patrick Grüterich
  • Eine Mitarbeiterin des Roten Kreuzes hilft einer verletzten Person

    Viel Arbeit wartete auf die anfänglich kleine Zahl an Sanitäterinnen und Sanitäter. Mit vereinten Kräften wurden die 120 Verletzen aus die Turnhalle gebracht.

    Bundeswehr/Patrick Grüterich
  • Viele Menschen sitzen, liegen oder stehen. In der Mitte läuft eine Rettungskraft

    Bauzäune links und rechts bildeten den Innenraum eines entgleisten ICE-Waggons. Die Rettungskräfte hatten alle Mühe, sich den Weg durch die sitzenden und liegenden Verletzten zu bahnen.

    Bundeswehr/Helmut von Scheven
  • Eine Person in Fleckstarn steht zwischen den Mitarbeitern des Katastrophenschutzes

    Oberstleutnant Udo G. ist gern gesehener und sichtbarer Ansprechpartner inmitten der verschiedenen zivilen Hilfsorganisationen

    Bundeswehr/Patrick Grüterich
  • Mehrere Soldaten verlegn eine Plane als Unterlage für ein Zelt

    Schnell und routiniert bauen die Soldatinnen und Soldaten auf einer Schotterfläche der Schule die Role 2F auf

    Bundeswehr/Helmut von Scheven
  • Blick in eine Patiententransporteinrichtung, links wird gerade ein Patient auf einer Trage behandelt

    Während die Role 2F noch aufgebaut wurde, konnten in der modifizierte Patiententransporteinrichtung bereits leicht und mittelschwer verletzte Patienten behandelt werden. Bis zu acht Patienten können hier versorgt werden.

    Bundeswehr/Helmut von Scheven
  • Viele Sanitäter mit Verletzten auf Tragen stehen vor einem grünen Bundeswehrzelt

    Kurz nachdem der Leiter der medizinischen Behandlungsebene die Aufnahmebereitschaft der Role 2B gemeldet hat, übernehmen die Sanitätskräfte der Bundeswehr die ersten Patientinnen und Patienten

    Bundeswehr/Helmut von Scheven
  • Eine Frau in Uniform hebt gerade die Trage mit einem Patienten an

    Hand in Hand arbeiteten die Sanitätskräfte der Bundeswehr mit den zivilen Rettungsorganisationen zusammen

    Bundeswehr/Patrick Grüterich
  • zwei Personen begrüßen sich

    Oberleutnant Julien L. wird von dem Leiter der Übung, Jens Weinriefer, herzlich begrüßt

    Bundeswehr/Helmut von Scheven
  • Zeltgestützte Behandlungseinrichtung wird von zwei Passenten beobachtet

    Neugierige Blicke erntete die medizinische Behandlungseinrichtung der Bundeswehr, die auf dem Gelände eines Schulzentrums aufgebaut wurde

    Bundeswehr/Patrick Grüterich

Lehren für die Zukunft

Wie in der Realität kam es auch während der Übung zu Engpässen: Die Abtransporte der Patienten stockten, weil keine freien Transportkapazitäten mehr verfügbar waren. Für Weinriefer ein realistisches Bild: „Genau solche Situationen müssen wir im Verbund üben, damit wir im Ernstfall vorbereitet sind.“

Vor allem mit Blick auf die aktuelle sicherheitspolitische Lage misst er der Zusammenarbeit mit der Bundeswehr große Bedeutung bei: „Früher war die zivil-militärische Zusammenarbeit im Westerwald alltäglich. Durch Standortschließungen ist das über die Jahre etwas verloren gegangen. Umso wichtiger ist es, dass wir diese Verbindungen jetzt wieder stärken.“ Denn realistische Szenarien, in denen es der Zusammenarbeit zwischen ziviler Seite und der Bundeswehr bedarf, gibt es viele.

Fazit

Die Katastrophenschutzübung zeigte eindrucksvoll, wie zivile und militärische Kräfte gemeinsam auf ein Großschadensereignis reagieren können. Für alle Beteiligten war sie ein wichtiger Beitrag, Abläufe, Kommunikation und Zusammenarbeit zu festigen – und für den Ernstfall noch besser vorbereitet zu sein.

von Uwe Henning  E-Mail schreiben

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