Zivil-militärische Zusammenarbeit: Bundeswehr unterstützt Katastrophenschutzübung
Zivil-Militärische Zusammenarbeit- Datum:
- Ort:
- Rheinland-Pfalz
- Lesedauer:
- 3 MIN
Ein schweres Zugunglück in einem Bahntunnel, zahlreiche Verletzte, dichter Rauch und Chaos am Einsatzort: Dieses Szenario war Ausgangspunkt einer groß angelegten Katastrophenschutzübung im Westerwaldkreis. Neben rund 450 Einsatzkräften von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk, Hilfsorganisationen und Polizei war auch die Bundeswehr beteiligt.
Schon am Morgen füllte sich das Übungsgelände am Schulzentrum Montabaur schnell mit Einsatzfahrzeugen der verschiedenen Organisationen. Auch die Kräfte des Unterstützungsbereichs der Bundeswehr trafen mit einer kleinen Fahrzeug-Kolonne ein. An Bord: eine Role 2F, eine hochmobile Behandlungseinrichtung bestehend aus einem luftgestützten Zelt und einem OP-Container. Ergänzt wurde sie durch eine modifizierte Patiententransporteinheit für bis zu acht leicht verletzte Personen. Rund 30 Sanitätssoldatinnen und -soldaten des Sanitätsregiments 2 „Westerwald“ unterstützten die Übung mit den Fähigkeiten des Zentralen Sanitätsdienstes.
Das Szenario der Katastrophe spielte sich in der abgedunkelten Turnhalle ab. Einfach und dennoch gut nachvollziehbar bildete ein langer Schlauch von Bauzäunen die Kulisse eines Bahnwaggons. Rund 120 Verletztendarstellende machten die Lage so realistisch wie möglich: Schreie, Hilferufe und dichter Qualm erschwerten die Orientierung. Nach und nach brachten Polizei und Feuerwehr die „Verletzten“ vor die Halle.
„Bereits nach zehn Minuten konnten wir die ersten Patienten aufnehmen“, berichtete Oberleutnant Julien L., militärischer Leiter der Role 2F. „Für uns ist es wichtig, im Ernstfall routiniert und verlässlich arbeiten zu können.“ Für ihn ist die Übung eine gute Möglichkeit, Verfahren auch in der zivil-militärischen Zusammenarbeit zu trainieren.
Während die Soldatinnen und Soldaten die mobile Behandlungseinrichtung vorbereiteten, trugen zivile Sanitäterinnen und Sanitäter die ersten leicht verletzten Personen in die Patiententransporteinheit der Bundeswehr. Auch die Einbindung von Reservistinnen und Reservisten zeigte Wirkung: Oberfeldarzt der Reserve Jörg M., Unfallchirurg, musste nicht nur Übungsfälle, sondern auch einen realen Notfall behandeln. Einer der Verletztendarsteller litt unter Kreislaufproblemen – für den erfahrenen Arzt kein Problem. „Übungen wie diese sind sehr wertvoll. Vor allem bei Kommunikation und Dokumentation gibt es immer Möglichkeiten, voneinander zu lernen und besser zu werden“, erklärte der Mediziner.
Für die Koordination zwischen Bundeswehr und zivilen Organisationen war Oberstleutnant Udo G., Leiter des Kreisverbindungskommandos Westerwald, verantwortlich. Er ist seit zwei Jahren als Beauftragter für die zivil-militärische Zusammenarbeit eingesetzt und kennt die Abläufe: „Mein Auftrag ist es, Schnittstelle und Vermittler zu sein. Die Übung hat erneut gezeigt, wie reibungslos Bundeswehr und zivile Organisationen Hand in Hand arbeiten können.“
Auch die zivile Einsatzleitung lobte die Kooperation. Jens Weinriefer, stellvertretender Brand- und Katastrophenschutzinspektor des Westerwaldkreises, zog ein positives Fazit: „Es war sehr gut, dass wir das Sanitätsregiment 2 aus Rennerod frühzeitig in die Planung eingebunden haben. Besonders dankbar sind wir auch für die Unterstützung beim Schminken der vielen Verletztendarsteller.“
Wie in der Realität kam es auch während der Übung zu Engpässen: Die Abtransporte der Patienten stockten, weil keine freien Transportkapazitäten mehr verfügbar waren. Für Weinriefer ein realistisches Bild: „Genau solche Situationen müssen wir im Verbund üben, damit wir im Ernstfall vorbereitet sind.“
Vor allem mit Blick auf die aktuelle sicherheitspolitische Lage misst er der Zusammenarbeit mit der Bundeswehr große Bedeutung bei: „Früher war die zivil-militärische Zusammenarbeit im Westerwald alltäglich. Durch Standortschließungen ist das über die Jahre etwas verloren gegangen. Umso wichtiger ist es, dass wir diese Verbindungen jetzt wieder stärken.“ Denn realistische Szenarien, in denen es der Zusammenarbeit zwischen ziviler Seite und der Bundeswehr bedarf, gibt es viele.
Die Katastrophenschutzübung zeigte eindrucksvoll, wie zivile und militärische Kräfte gemeinsam auf ein Großschadensereignis reagieren können. Für alle Beteiligten war sie ein wichtiger Beitrag, Abläufe, Kommunikation und Zusammenarbeit zu festigen – und für den Ernstfall noch besser vorbereitet zu sein.