Lehrgangsteilnehmer erzählt

Zwischen Hörsaal und Cockpit – Kompetenzen erhalten

Zwischen Hörsaal und Cockpit – Kompetenzen erhalten

Datum:
Ort:
Hamburg
Lesedauer:
4 MIN

Er ist Pilot und Teilnehmer des Lehrgangs Generalstabs-/Admiralstabsdienst National (LGAN) an der Führungsakademie der Bundeswehr: Major David M. Während der zweijährigen Ausbildung in Hamburg muss er zudem seine fliegerischen Qualifikationen auffrischen – auch „Kompetenzerhalt“ genannt. 

Der Pilot sitzt im Cockpit und blickt auf die Wolken

Major David M. fliegt den Airbus A400M

Luftwaffe/Simon Otte

Dieser hat es in sich: Denn neben dem „realen Flugbetrieb“ muss er jährlich 70 Flugstunden im Simulator nachweisen. Hinzu kommen die regelmäßigen medizinischen Untersuchungen durch den Fliegerarzt, halbjährliche Theorietests sowie Kurzlehrgänge zur Aufrechterhaltung seiner Lizenz, wie etwa die Einweisung und Benutzung von Sicherheitsausrüstung auf dem Transportflugzeug Airbus A400M. Und all das, obwohl er zeitgleich zwei Jahre am Lehrgang Generalstabs-/Admiralstabsdienst National an der höchsten militärischen Ausbildungsstätte in Deutschland teilnimmt. Wie bekommt er beides unter einen Hut? 

„Mit vorausschauender Organisationsplanung“, sagt er. Zudem versuche er, trotzdem maximal flexibel zu sein, um auf etwaige Planänderungen kurzfristig reagieren zu können. Ganz im Sinne des Mottos der Luftwaffe: „Flexibility ist the key to airpower.“ Das bedingt allerdings ein hohes Maß an Vertrauen und Freiheitsgrade seiner Vorgesetzten sowie letztlich eine starke Unterstützung seiner Familie. „Der beste Plan hält nur so lange, wie man Lufttransportgeschwader buchstabieren kann.“ 

Ein langer Weg zum Traumberuf

Und da spricht er aus Erfahrung. Denn es war ein langer Weg, bis er sich seinen Traum erfüllen konnte: Major David M. wollte als Kind schon immer Pilot werden. Bereits sein Großvater war Transportpilot und ist aufgrund seiner erreichten Flugstunden sinnbildlich über 100-mal um die Welt geflogen. Mit unzähligen, abenteuerlichen Geschichten begeisterte und prägte er seinen Enkel schon sehr früh für die Fliegerei. Zudem festigte sich sein Berufswunsch zunehmend mit Besuchen auf der ILAInternationale Luft- und Raumfahrtausstellung, der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung in Berlin.

Nachdem er das Assessmentcenter für Führungskräfte der Bundeswehr erfolgreich durchlaufen hatte, ist er 2007 in die Streitkräfte eingetreten und absolvierte die elfmonatige Ausbildung an der Offizierschule der Luftwaffe im bayrischen Fürstenfeldbruck. Danach studierte er Wirtschafts- und Organisationswissenschaften an der Universität der Bundeswehr in München. Das warf ihn aus fliegerischer Sicht in der Ausbildung zum Luftfahrzeugführer um vier Jahre zurück. Doch wie es das Schicksal so wollte, durfte Major David M. dadurch als einer der Ersten anschließend direkt in die A400M-Ausbildung gehen – dem Nachfolger der Transall C-160.

Ein Soldat sitzt im Flugsimulator

Die A400M-Simulatoren befinden sich in Wunstorf und bilden einen wichtigen Aus- und Weiterbildungsaspekt für Piloten und Crew

Luftwaffe/Sven Hartmann

Persönliche Herausforderungen

Major David M. musste während seiner Ausbildung zum militärischen Luftfahrzeugführer zahlreiche Stolpersteine überwinden und Herausforderungen meistern. Er erinnert sich insbesondere an die fordernde Prüfungszeit zurück: Binnen kurzer Zeit eignete er sich sehr viel theoretisches Wissen an. Dieses musste er in ebenso zahlreichen theoretischen Prüfungen, sowohl an der Verkehrsfliegerschule in Bremen als auch beim Luftfahrt-Bundesamt in Braunschweig, abrufen. Die praktischen Prüfungen in den USA sowie Deutschland waren demgegenüber mit deutlich mehr Spaß und Freude verbunden. Denn: „Kein Flug ist wie der Andere.“ 

Der erste Solo-Flug ohne Fluglehrer sowie der erste Einsatzflug war für Major David M ein ganz besonderer Moment. Denn diese Erlebnisse sind schlussendlich die Belohnung für die unzähligen persönliche Mühen und der Entbehrlichkeit bis zu diesem Ausbildungsabschnitt: „Ich kann mich gut an diesen Moment zurückerinnern, an Dinge wie Wetter, Luftfahrzeugkennung oder ganz persönliche, eigene Emotionen. Mit der nötigen Professionalität und dem Respekt ist der erste Solo-Flug am Ende eine absolute Geste des Vertrauens und der Wertschätzung seitens meines Fluglehrers gewesen.“

Sein persönliches Highlight: Als ihm sein Fluglehrer vor dem allerersten Solo-Flug sein Namenspatch abnahm und an selbiger Stelle sein eigenes Namenspatch mit dem goldenen Tätigkeitsabzeichen des militärischen Luftfahrzeugführers befestigte und sagte: „Wer alleine fliegen gehen will, muss eine Fliegerschwinge auf der Brust tragen.“ Dieser Moment des gegenseitigen Vertrauens hat Major David M. für seine Laufbahn tief geprägt.

Der A400M startet seinen Flug. Darunter ist das Rollfeld zu sehen und weitere Transportflugzeuge

Der A400M fliegt über seine Heimatbasis im niedersächsischen Wunstorf

Luftwaffe/Stefan Petersen

„Lufttransporter-DNA“

Mit dem Abschluss seiner fliegerischen Grundausbildung wurde er in das Lufttransportgeschwader 62 in Wunstorf versetzt. Dort wurde er auf dem A400M geschult und lernte das militärisch-taktische Fliegen. Als passionierter Pilot und Soldat spricht Major David M. selbst von einer „Lufttransporter-DNA“, einem ganz besonderem Spirit, den er im Laufe seiner Ausbildung zum Transportpiloten aufgebaut und verinnerlicht hat: „Sowohl der Lufttransport an sich als auch die Angehörigen des Lufttransportes und der A400M erbringen mit ihrer Arbeit und Leistung einen wesentlichen Beitrag zur Einsatzbereitschaft der Bundeswehr: jederzeit, weltweit.“ 

Dieser Spirit zeigt sich auch in der Tatsache, dass „trotz vieler Freiheiten und dem Gefühl unbegrenzter Weite, die Dimension Luft ein strukturierter und geregelter Raum ist, in dem große Distanzen in relativ kurzer Zeit mit verhältnismäßig viel Personal und Material überwunden werden können.“ 

Auf dem Bild ist Major David M. zu sehen, wie er mit seiner Crew die heutige Mission vorbereitet

Die Flugvorbereitung ist wichtig und gehört immer dazu: Major David M. ist hier beim Briefing mit seiner Crew

Luftwaffe/Simon Otte

Aus dem Cockpit an den Schreibtisch

Major David M. lebt seinen Traum. Doch auch als Transportpilot gab es immer wieder Wartezeiten in der Aus- und Weiterbildung. So auch in Wunstorf, wo er übergangsweise im Kommando Luftwaffe als Offizier und Sachbearbeiter für Einsatzgrundlagen im Lufttransport mit seiner frisch erworbenen Expertise auf dem Transportflugzeug A400M unterstützen durfte. Auch wenn er eigentlich mit dem Herzen stets über den Wolken ist, konnte er so viele, sehr praktische Erkenntnisse und Erfahrungen im operativen Bereich sowie im Hinblick auf Stabsarbeit sammeln und somit seinen eigenen Horizont erweitern. 

Derzeit wechselt Major David M. zwischen Cockpit und Hörsaal hin und her: Denn bei Letzterem lernt er an der Führungsakademie der Bundeswehr theoretische Grundlagen und moderne Methoden, um in Zukunft als Spitzenführungskraft in der Bundeswehr eingesetzt zu werden: „Der LGAN bedeutet für mich primär der Austausch und das Netzwerk für das weitere Berufsleben, um authentisch, professionell und zielklar auftreten zu können.“ Im Anschluss an den Lehrgang in Hamburg möchte Major David M. Staffelkapitän im Lufttransportgeschwader 62 im niedersächsischen Wunstorf werden. Nach der zweijährigen Generalstabsausbildung möchte er wieder in seine fliegerische Heimat zurückkehren und dort Verantwortung übernehmen.

von Sven  Hartmann  E-Mail schreiben

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