Himmeroder Gespräche

Innere Führung: Ein Selbstverständnis „wie wir sein wollen und nicht sein sollen“

Innere Führung: Ein Selbstverständnis „wie wir sein wollen und nicht sein sollen“

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Lesedauer:
3 MIN

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Expertinnen und Experten, in Uniform oder Anzug, aus Politik, Religion, Wirtschaft, Wissenschaft und allen Teilstreitkräften und militärischen Organisationsbereichen: Ein breit gefächerter Personenkreis nahm die Innere Führung anlässlich der „Himmeroder Gespräche“ genau unter die Lupe. Das Ergebnis: Wichtige Impulse für das Selbstverständnis der Bundeswehr.

Die Veranstaltung „Himmeroder Gespräche“ fand im Geiste der Zusammenkunft militärischer Experten im Eifelkloster 1950 statt

„Himmeroder Gespräche: Innere Führung stellt sich – Chancen der Refokussierung“

Bundeswehr/Thomas Martin, Michèle Fennel

Kritik und Anregungen aus einem möglichst breiten Erfahrungs-, Wissens- und Meinungsschatz: Der Kommandeur des Zentrums Innere Führung, Generalmajor Markus Kurczyk, kündigte in seiner Begrüßung und Einleitung die offenen Herzen sowie die Schreibbereitschaft der anwesenden Angehörigen des Zentrums Innere Führung an. Die eingeladenen Gäste haben in ihren Funktionen, Ämtern und Stellungen alle einen besonderen Bezug zur Führungs- und Organisationskultur der Bundeswehr. Bereits die Impulsvorträge zum Auftakt lieferten wichtige Erkenntnisse.

Der Beauftragte des Generalinspekteurs der Bundeswehr für Erziehung und Ausbildung, Brigadegeneral Robert Sieger, eröffnete die Veranstaltung mit der militärischen Perspektive. „Es fehlt an einem einheitlichen Verständnis der Inneren Führung über die verschiedenen Führungsebenen hinweg.“ Hierzu sei eine verstärkte Vermittlung und Kommunikation in verständlicher „Menschensprache“ notwendig. In der Realität erfahre er bei seinen Besuchen in der Truppe jedoch auch: In der Bundeswehr steckt viel mehr Innere Führung als erwartet. „Es ist nicht alles gut, aber beileibe auch eben nicht so schlecht, wie gern landläufig formuliert.“ Die Anpassung an die gesellschaftlichen und technologischen Trends sei besonders wichtig für die Weiterentwicklung des Selbstverständnisses der Bundeswehr.

Das Vorleben und die Debatte sind elementar für die Kommunikation

Blick auf den Reichstag

Die Diskussion auf politischer Ebene ist für die Durchdringung der Inneren Führung in der Bundeswehr immens wichtig

Bundeswehr/Andreas Schindler

Prof. Dr. Sönke Neitzel, Militärhistoriker an der Universität Potsdam, ergänzte mit der Frage: „Warum ist die Innere Führung dann keine Selbstverständlichkeit?“ Wenn man Führungskräfte der Bundeswehr wissenschaftlich befrage, dann sei „mit der Inneren Führung immer alles gut. Warum sitzen wir also hier? Woran hängt es?“ Wenn ein Selbstverständnis eine Parlamentsarmee durchdringen soll, dann müsse dies durch die militärische Führung und den politischen Bereich wahrhaftig vorgelebt werden. In der Vergangenheit habe das Thema jedoch im politischen Bereich kaum eine Rolle gespielt.

Eben diesen politischen Blickwinkel vermittelte der ehemalige Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages und Co-Sprecher des aktuellen Beirats für Fragen der Innere Führung, Reinhold Robbe. Er unterstütze den Aufruf zur Debatte im politischen Raum und in der Zivilgesellschaft. Das Vorleben im politischen Raum sei elementar für die Persönlichkeitsbildung auf allen Ebenen der Bundeswehr. Das für den Herbst 2023 angekündigte neue „Handbuch Innere Führung“ und alle zugehörigen Vermittlungsformate würden daher wie gerufen kommen, um als Grundlage für diesen notwendigen Diskurs zu dienen.

„Wie soll Innere Führung ohne die politische Leitung und militärische Führung gelingen?“ fasste Oberst Dr. Uwe Hartmann, Abteilungsleiter Bildung am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, sein Statement zusammen. „Prägung? Menschen sind doch keine Münzen.“ Für ein einheitliches Verständnis sei aber Erziehung notwendig - das Einüben in Mitverantwortung. Vier anregende Impulse, die das Plenum während der Diskussionsphasen, aber auch in den Pausen und bis in den Abend hinein beschäftigt haben.

Ein gemeinsames Selbstverständnis für die Bundeswehr

Bereitliegendes Notizbuch für die Veranstaltung

Die Angehörigen des Zentrums Innere Führung nahmen die vielfältigen Anregungen auf

Bundeswehr/Thomas Martin

Nicht weniger engagiert begann der zweite Tag der Veranstaltung. Den Auftakt gestaltete Oberst i.G. Dr. Burkhard Köster, Abteilungsleiter Weiterentwicklung am Zentrum Innere Führung, mit der Vorstellung des in der Erarbeitung befindlichen Handbuchs Innere Führung. Es schloss sich ein Impuls von Major d.R.der Reserve Dr. Peter Tauber, ehemaliger Parlamentarischer Staatssekretär im BMVgBundesministerium der Verteidigung, an, welcher als Experte und einer der Autoren des neuen Handbuchs seine Perspektive darstellte. Insbesondere die Vermittlung und Übersetzung der Inhalte des Buchs für alle Zielgruppen innerhalb der Bundeswehr hob er dabei besonders hervor.

In der folgenden engagierten Diskussion wurde das Ziel des Handbuchs treffend zusammengefasst: „Die Innere Führung darf nicht wie bisher als 'so sollen wir sein', sondern übergehen in 'so wollen wir sein'„ dargestellt werden. Die Übersetzung für alle Zielgruppen sowie die Praxisnähe waren Kernelemente des Austauschs - ein truppentaugliches Verständnis muss das Ziel sein.

In seinen abschließenden Worten zeigte sich General Kurczyk dankbar für die Beiträge und Impulse der beiden Veranstaltungstage. Er verabschiedete die Teilnehmenden mit dem Appell: „Allein werden wir das nicht schaffen, ich hoffe Sie als Multiplikatoren gewonnen zu haben.“ Sein besonderer Dank galt Simone Borchardt, teilnehmende Abgeordnete des Deutschen Bundestages und allen Vertretern der Organisationsbereiche mit dem Augenmerk auf die weitere enge Zusammenarbeit und dem Versprechen zur kontinuierlichen Einbeziehung.

 

von Thomas Martin

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