Herr Kap'tän, was ist die Aufgabe der „Oldenburg“ bei der UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon Maritime Task Force im Libanon?

Die „Oldenburg“ nimmt als Teil einer maritimen Task Force der UNUnited Nations die Seeraumüberwachung vor der Küste des Libanons wahr. Gemeinsam mit Schiffen aus Bangladesch, Griechenland, Indonesien und der Türkei unterstützen wir die libanesische Marine bei der Kontrolle ihrer Hoheitsgewässer und dem Schutz ihrer seeseitigen Grenzen. Dabei werden zivile Schiffe, die einen libanesischen Hafen ansteuern, beobachtet und anhand eines standardisierten Fragenkatalogs abgefragt. Die Ergebnisse werden an die libanesische Marine übergeben und diese entscheidet, ob es zu einer Untersuchung durch die örtlichen Behörden kommt. Daneben haben wir einen Ausbildungsauftrag und befähigen die libanesische Marine im Umgang mit ihren Schiffen und Booten. In anspruchsvollen Szenarien üben wir mit ihnen Manöver wie die Materialversorgung in See, den militärisch-taktischen Einsatz von Schiffen und Booten, die Zusammenarbeit mit Luftfahrzeugen, aber auch die Bewältigung von Seenotfällen. Ziel ist die Befähigung zum Schutz der Hoheitsgewässer.
Warum engagiert sich die deutsche Marine im Libanon?

Als Teil der Vereinten Nationen ist Deutschland bestrebt, zur Sicherheit und Stabilität in der Region beizutragen. Neben der Führung der maritimen Task Force von Land beteiligt sich die deutsche Marine auch mit einer seegehenden Einheit in Form der Korvette „Oldenburg“ vor Ort. Dazu gehört auch das Ausbildungskommando in Jounieh, nördlich von Beirut, das Angehörige der libanesischen Marine an Land und auf See ausbildet.
Was sind in Ihren Augen die Herausforderungen dieses Einsatzes?

Die extremen klimatischen Bedingungen im östlichen Mittelmeer sind nicht nur für meine Besatzung eine Herausforderung: Die Korvette an sich ist für den küstennahen Bereich der nördlichen Gefilde hervorragend geeignet. Der Einsatz im Mittelmeer – insbesondere in den Sommermonaten – bringt die technischen Anlagen teilweise an ihre Grenzen. Nach einer intensiven Einsatzausbildung sind wir gut gewappnet im Einsatzgebiet angekommen. Diesen Ausbildungsstand gilt es nun aufrechtzuerhalten und weiter auszubauen. Neben einer latenten asymmetrischen Bedrohung können uns jederzeit Szenarien im Rahmen der Seenotrettung begegnen. Meine Besatzung ist durch die zuvor durchlaufene, anspruchsvolle Ausbildung auf nationaler und internationaler Ebene sehr gut auf diesen Einsatz vorbereitet.
Gibt es etwas, was für Sie diesen Einsatz von anderen unterscheidet?
Das Besondere an diesem Einsatz ist vor allem die Zusammenarbeit mit anderen Nationen. Im Rahmen unserer Ausbildungsvorhaben legen wir den Schwerpunkt auf NATONorth Atlantic Treaty Organization-Verfahren und üben mit unseren Partnern. In einem maritimen Verband, geführt durch die UNUnited Nations, muss ein gemeinsames Verständnis und die Interoperabilität auch mit Nicht-NATONorth Atlantic Treaty Organization-Partnern, wie in diesem Falle den Schiffen aus Bangladesch und Indonesien, innerhalb kürzester Zeit gewährleistet werden. Vor dem Hintergrund der hohen Professionalität aller beteiligten Nationen sowie dank der gemeinsamen Übungen innerhalb des Verbandes ist diese Hürde aber innerhalb kürzester Zeit beseitigt.

Für meine Besatzung und mich ist eine weitere Besonderheit, dass wir uns während unseres Einsatzes bereits auf den geplanten Folgeauftrag im Mittelmeer vorbereiten: Wir werden Ende des Jahres in einen NATONorth Atlantic Treaty Organization-Verband integriert und werden uns als Flaggschiff an der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Unterstützungsmission in der Ägäis beteiligen, um ein Lagebild über Flüchtlingsbewegungen und Schleuseraktivitäten sicherzustellen und zu einem verbesserten Informationsaustausch zwischen der griechischen und türkischen Küstenwache beizutragen.