Auf Zielgenauigkeit programmiert
Einsatz- Datum:
- Ort:
- Masar-i Scharif
- Lesedauer:
- 3 MIN
Vor sechs Jahren gab es in Afghanistan noch keine Luftstreitkräfte. Inzwischen verfügen die afghanischen Streitkräfte über Hubschrauber und Kampfflugzeuge. Ihre Wirkung am Boden koordinieren die „Afghan Tactical Air Coordinator“, kurz ATACAfghan Tactical Air Coordinator. Sie stellen die gezielte Luftunterstützung der Streitkräfte am Boden sicher.
Ausgebildet wurden sie im Rahmen der Mission Resolute Support. Inzwischen haben sie selbst die Ausbildung übernommen. Die deutschen Ausbilder fungieren zunehmend als Lehrgangsleiter. Sie lassen die Afghanen machen, greifen nur ein, wenn ein Ausbildungsabschnitt gänzlich droht schief zu laufen. „Afghan led, Afghan owned“.
Major Michael S. spricht mit einem seiner „Schützlinge“ die Koordinaten durch
Bundeswehr / Oliver Pieper„Es ist schon beachtlich, was die Jungs inzwischen zu leisten in der Lage sind“, sagt Hauptfeldwebel Robert P. „Seine“ ATACAfghan Tactical Air Coordinator erfüllen ihn mit Stolz, in welch kurzer Zeit die Afghanen das alles umsetzen. Dabei spreche man sonst immer von der Geduld, die man hier haben müsse. Major Michael S.: „Dabei sind die Afghanen unglaublich schnell mit dieser sehr modernen Art des koordinierten Waffeneinsatzes vertraut geworden.“ Die Berater sind sich einig, dass die ATACAfghan Tactical Air Coordinator in dieser speziellen Sparte inzwischen sogar auf deutschem Niveau arbeiten. Im Gegensatz zum deutschen System entscheidet ausschließlich der Pilot über den Einsatz von Waffen. „Unsere Schützlinge haben inzwischen ein sehr feines Gespür dafür entwickelt, welches negative Image zivile Verluste für die Armee bedeuten.“ So wird im Zweifel auch mal auf den Waffeneinsatz verzichtet. Auf der anderen Seite werden eindeutig feindliche Ziele mit aller Macht bekämpft. „Wir sind hier zwar nur die Ausbilder, jedoch müssen wir uns aber jeden Tag bewusst sein, dass jenseits der Mauern ein blutiger Konflikt herrscht. Hier geht es um Menschenleben auf beiden Seiten. Jeden Tag.“
Die Übertragung der Ergebnisse auf ein Geländebild im Sandkasten ist ein wichtiger Ausbildungsabschnitt
Bundeswehr / PIZ EinsFüKdoIm Unterricht werden immer wieder Zieldaten eingespielt. „Routine in der Übertragung von Zielkoordinaten ist das A und O in unserem Geschäft“, sagt Hauptfeldwebel P. „Das trainieren wir mit unseren Auszubildenden immer wieder.“ Nur durch die Wiederholung schaffe man es, das theoretische Wissen in absolute Handlungssicherheit umzuwandeln. Anschließend werden die Zieldaten am „Sandkasten“ besprochen, die Ziele begutachtet. Auch hier sind die Afghanen echte Künstler. „Wir haben einen riesengroßen Sandkasten, in dem tatsächlich maßstabsgetreu die Landschaft abgebildet wurde. Diese Detailtreue ist wirklich beeindruckend.“
ATACAfghan Tactical Air Coordinator üben mit deutschen und USUnited States Soldaten auf der Schießbahn in der nähe von MESMagnetische Eigenschutzanlage
Bundeswehr / Oliver PieperDer Erfolg der Mission Resolute Support mit Ausbildung, Beratung und Unterstützung ist hier so deutlich zu sehen wie sonst kaum wo. Vor sechs Jahren gab es in Afghanistan noch keine Luftstreitkräfte. Dann wurde das System aufgebaut, die Idee des ATACAfghan Tactical Air Coordinator geboren. Seither schulen deutsche und zumeist amerikanische Soldaten die afghanischen Spezialisten. „Im 13. Kontingent haben wir größtenteils die Früchte der Arbeit unserer Vorgänger geerntet“, so Major S. „Die Afghanen sind inzwischen in der Lage, sich selbst aus- und fortzubilden. Das ist für uns oft erstaunlich, denn ihre Welt funktioniert ganz anders.“ Das geht zum Beispiel damit los, dass Funksprüche mit einer ausgiebigen Begrüßung begonnen werden. Zitternd vor Kälte, versteckt in den Bergen, begrüßt der ATACAfghan Tactical Air Coordinator den Piloten am Funk mit einem „schön, dass du da bist“. „Die Methode ist in unseren Augen unkonventionell, aber erfolgreich.“ Die Ausbilder konzentrieren sich inzwischen auf die Leitung der Ausbildung. „Wir erläutern verschiedene Ansätze, geben Beispiele für Methodik und Hinweise zur Ausbildung. Und nebenbei trainieren wir auch noch ihr Englisch. Das war ein besonderer Wunsch unserer Schüler.“
Die afghanischen Luftstreitkräfte nutzen Flugzeuge des Typs A-29 für die Bekämpfung von Zielen am Boden.
Bundeswehr / Oliver PieperAm Ende des Trainings steht natürlich auch die Koordination mit den Piloten. Auf der Shooting Range weisen die ATACs den Piloten ihre Ziele zu. Der scharfe Schuss ist ein echtes Highlight der Ausbildung. Die afghanischen Spezialisten sind während dieser Übung besonders gefordert. Ihnen ist bewusst, dass hier höchste Konzentration gefragt ist. „Sie wissen ganz genau, dass es ihr Job ist, die Truppen am Boden zu unterstützen. Gleichzeitig müssen sie aber auch darauf achten, dass sie keine Opfer unter der Zivilbevölkerung verursachen. Diese Anspannung merkt man ihnen deutlich an“, sagt Hauptmann K. Zum Finale schießen die Piloten Raketen und mit Bordkanonen. Die Ziele sind getroffen und erfolgreich bekämpft.
Ein Bild mit Symbolcharakter: Momentan können die Advisor den Ausbildungserfolg förmlich sehen. Was ohne sie passieren wird, bleibt offen.
Bundeswehr / Oliver Pieper
ATACs bestimmen die Zielkoordinaten
Bundeswehr / Oliver Pieper
Enge Zusammenarbeit zwischen den Ausbildern und afghanischen Teilnehmern
Bundeswehr / Oliver Pieper
Der Advisor im Hintergrund achtet auf die Arbeitsschritte bei der Durchgabe der Zielkoordinaten.
Bundeswehr / Oliver Pieper
Hauptmann Henry K. sieht einen positiven Lernerfolg.
Bundeswehr / Oliver Pieper
Die Wirkung im Ziel wird aus sicherer Entfernung beurteilt
Bundeswehr / Oliver Pieper
Advisees: Das Team der Afghan Tactical Air Coordinator vor einer A-29.
Bundeswehr / Oliver Pieper
Ansprechstelle für Vertreterinnen und Vertreter der Medien
Unter folgender Rufnummer erreichen Sie uns. Außerhalb der Dienstzeiten steht hier die Sprecherin bzw. der Sprecher vom Dienst bereit.