ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehrtruppe im Camp Castor in Mali
Einsatz- Datum:
- Ort:
- Mali
- Lesedauer:
- 3 MIN
Die ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Spezialisten im deutschen Einsatzkontingent MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali sind genau der richtige Ansprechpartner, wenn es Fragen rund um atomare, biologische und chemische Bedrohungen durch Kampfstoffe gibt. Zudem sind sie Experten im Hinblick auf industrielles Gefahrenpotenzial. Auch die Tierseuchenprophylaxe im Einsatzland gehört zu ihrem umfangreichen Aufgabenportfolio. Somit hat jede Soldatin und jeder Soldat spätestens vor dem Rückflug in die Heimat mit den Kameraden des Dekontaminationstrupps zu tun.
Der Dekontaminationstrupp gehört zu den kleinsten Teileinheiten im Camp Castor
Bundeswehr/ Dirk JechowDer Dekontaminationstrupp besteht aus sechs Soldaten. Diese Spezialisten sind neben der Tierseuchenprophylaxe erster Ansprechpartner für alle Fragen der Dekontamination, sprich der Entfernung gefährlicher Verunreinigung von Personen, Objekten oder ungeschützten Flächen. Sofern es erforderlich ist, können auch Wasserentnahmestellen, zum Beispiel am Niger, erkundet und das entnommene Wasser durch den Trupp aufbereitet werden.
Einen Tag lang begleiten wir den stellvertretenden Truppführer Oberfeldwebel Dennis R. – auch Rudi genannt. Seine Ausbildung zum Biologielaboranten hat er bei der Bundeswehr absolviert.
Für den Brandschutz: Mit einem Lkw wird die 18 Kubikmeter große Zisterne mit Wasser aufgefüllt
Bundeswehr/Stephan VogesIm Camp Castor gibt es an gut zugänglichen Plätzen Wasserzisternen, aus denen die Feuerwehr bei Bedarf Löschwasser entnehmen kann. Die ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Soldaten kontrollieren auf einer Wasserrunde durch das Camp regelmäßig sowohl den Füllstand als auch die Qualität des Wassers in den Zisternen. Zu diesem Zweck entnehmen sie eine Wasserprobe und überprüfen diese mit einem handlichen Gerät. Was tun, wenn die Wasserqualität nachlässt? Oberfeldwebel Dennis R. erklärt: „Bei Bedarf chloren wir mit Augenmaß nach, um zu verhindern, dass das Wasser umkippt.“
Eine Fabrik für Düngemittel: Die Sicherheitsvorgaben entsprechen nicht denen in Deutschland
Bundeswehr/PAO MINUSMAIn der malischen Hauptstadt Bamako befindet sich in der Nähe der internationalen Truppen eine Düngemittelfabrik. Spätestens seit der Explosion im libanesischen Beirut ist vielen Menschen bekannt, welche Gefahr von Düngemitteln – zum Beispiel bei unsachgemäßer Lagerung von Ammoniumnitrat – ausgehen kann. Aus diesem Grund hat sich ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Aufklärungsfeldwebel Oberfeldwebel Dennis R. auf den Weg nach Bamako gemacht, um für die deutschen Kräfte das Gefahrenpotenzial abzuschätzen. Die sogenannte TIC/TIM-Erkundung („Toxic Industrial Chemicals and Materials“) dient dem Schutz der stationierten Kräfte: Je nach Bedarf werden weitere Schutzauflagen empfohlen und deren Umsetzung überprüft. Auch unterschiedliche Evakuierungsrouten für den Notfall sind Bestandteil der Erkundung. Diese Routen müssen den unterschiedlichen Windrichtungen angepasst werden. Darüber hinaus wird die Verwendung und das Bereithalten von bestimmten Filtern für die ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Schutzmaske im Erkundungsbericht fixiert.
Oberfeldwebel Dennis R. stellt an der Wasserzisterne einige Parameter ein
Bundeswehr/Stephan VogesDie Soldatinnen und Soldaten im Camp Castor brauchen Trinkwasser nicht nur zum Waschen und Duschen. Deshalb gibt es ein ausgeklügeltes System der Wasseraufbereitung, das im Einsatzland von einer zivilen Vertragsfirma betrieben wird. Für die Toilettenspülungen wird beispielsweise aufbereitetes Abwasser verwendet. Die Kameraden vom Dekontaminationstrupp stellen zudem die Notwasserkompetenz im Camp Castor sicher. Diese kommt zum Einsatz, wenn mit der zivilen Anlage einmal etwas nicht in Ordnung sein sollte. Die Kameraden sind mit modernen Wasseraufbereitungsanlagen ausgestattet, die die notwendigen Qualitätsvorgaben gewährleisten.
Eine gründliche Desinfektion ist die Voraussetzung für den Weitertransport nach Deutschland
Bundeswehr/ Stephan VogesViren, Bakterien, Pflanzen und Tiere machen vor Ländergrenzen keinen Halt. „Das ist wie mit der Spinne in der Bananenkiste, die will ja auch keiner in Deutschland haben“, sagt Oberfeldwebel Dennis R., als er sich auf die anstehende Tierseuchenprophylaxe vorbereitet. Um den Kontakt mit der Ameisensäure zu vermeiden und um die Dämpfe nicht einzuatmen, trägt der Soldat seine persönliche Schutzausstattung. Sorgfältig werden die Transportkisten und Gepäckstücke besprüht, der Unterboden wird separat behandelt. Dennis R. berichtet: „Wir desinfizieren alles, sodass keine Erreger durch uns eingeschleppt werden. Auf kleine Insekten muss genau geachtet und dafür gesorgt werden, dass diese nicht mit nach Deutschland kommen.“
Ein Soldat aus dem Dekontaminationstrupp mischt aus Ameisensäure und Wasser eine Desinfektionslösung, die alle potenziellen Erreger abtötet. Am Ende ergibt das eine einprozentige Lösung, die „Venno Vet“ genannt wird.
Bundeswehr/Stephan Voges
Ein Soldat hat die Wasserqualität beprobt und festgestellt, dass Chlor nachgefüllt werden muss. Löschwasser muss stabil sein und es dürfen sich keine Algen bilden.
Bundeswehr/Stephan Voges
Ein Soldat füllt Chlor in eine 24 Kubikmeter große Zisterne, damit das Wasser nicht umkippt. Hier wird 1 Milligramm Chlor pro Liter Wasser genutzt. Die Zisterne wird für Löschwasser bereit gehalten.
Bundeswehr/Stephan Voges
Der Dekontaminationstrupp lagert seine Technik und seine Chemievorräte für die Aufgaben im Camp in einem Zelt
Bundeswehr/Stephan Voges