MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali: Die Lebensretter in Flecktarn
Einsatz- Datum:
- Ort:
- Gao
- Lesedauer:
- 3 MIN
Innerhalb der letzten sechs Monate hat das deutsche Einsatzkontingent MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali an vielen mehrtägigen Operationen teilgenommen. Immer dabei: die multinationalen Lebensretter aus dem Camp Castor. Zu ihnen gehören die Einsatzersthelfer Bravo, der bewegliche Arzttrupp (BATBeweglicher Arzttrupp), die Rettungshubschrauber der rumänischen Luftstreitkräfte sowie die sanitätsdienstliche Behandlungseinrichtung Role 1. Zusammen bilden sie ein Team von speziell geschultem Sanitätspersonal, das jederzeit bereit ist, Leben zu retten.
Einsatzersthelfer Bravo während einer Übung, im Rucksack befindet sich lebenswichtiges Sanitätsmaterial
Bundeswehr/Frank MartinDer Einsatzersthelfer Bravo ist aus der Truppe nicht wegzudenken. Auf ihn kommt es nämlich zuerst an: Er versorgt im Gefecht Verwundete mit lebensrettenden Maßnahmen. Ein zweiwöchiger Lehrgang hat ihn auf diese wichtige Aufgabe vorbereitet. Damit bringt der Bravo deutlich mehr Wissen mit als ein einfacher Ersthelfer. Beispielsweise kann er spezielle Zugänge für Infusionen legen. Auch das Sichern der Atemwege mit Guedel- und Wendl-Tubus zählt zu seinen Aufgaben. Sein Ziel ist es, den Verwundeten zunächst einmal zu stabilisieren. Danach übergibt er an den Notfallmediziner des BATBeweglicher Arzttrupp.
Bestens ausgebildet und für alle Eventualitäten gerüstet: die Besatzung eines beweglichen Arzttrupps
Bundeswehr/Thomas BierbaumDie Besatzung des BATBeweglicher Arzttrupp besteht aus drei Soldatinnen und Soldaten, die eine spezielle medizinische Ausbildung aufweisen. Am Steuer sitzt der Rettungssanitäter, der Kommandant ist Notfallsanitäter und der Arzt ist ausgebildeter Notfallmediziner. Mit ihren gepanzerten Rettungswagen – speziell ausgestattete Transportpanzer Fuchs und Eagle IV – sind sie fester Bestandteil der Operationen.
Beide Fahrzeugtypen haben eine identische medizinische Ausstattung. Sie sind mit Beatmungsgeräten, Absaug- und Spritzenpumpen sowie Elektrokardiogramm und Defibrillator bestens ausgestattet. Patienten können liegend transportiert und in Narkose versetzt werden. Dadurch können auch Schwerstverletzte versorgt und für die weitere medizinische Versorgung im Camp Castor vorbereitet werden.
Die durchgeführten Maßnahmen werden immer dokumentiert und an den Arzt oder die Ärztin übergeben
Bundeswehr/Frank MartinKommt es bei einer laufenden Operation zu Verwundeten, hat schnelles Handeln und das Versorgen der Patienten allerhöchste Priorität. Wichtig ist stets, beim Helfen das eigene Leben nicht zu gefährden. Deshalb gilt zunächst: Sicherung aufbauen und die Verwundeten aus der „Schusslinie“ bringen. Erst dann kommen die Sanitäterinnen und Sanitäter zum Einsatz. Unterstützt durch die Bravos macht sich der Notfallmediziner ein erstes Bild von den Verletzungen. Wie kritisch ist die Lage?
Beim Blood Sweep werden Verwundete aufmerksam auf blutende Wunden untersucht. Dabei wird die Haut des Patienten unter Spannung abgestrichen – systematisch und am ganzen Körper. Auf diese Weise können kritische Blutungen schnell gefunden und gegebenenfalls mithilfe eines Abbindesystems (Tourniquets) gestoppt werden. Infusionen sorgen dafür, dass der Kreislauf zusätzlich stabilisiert wird. Parallel dazu erhält die Operationszentrale alle notwendigen Informationen über den Zustand der Verwundeten. Je nach Art und Schwere der Verletzung erfolgt die weitere Behandlung auf dem Fahrzeug oder während der medizinischen Evakuierung aus der Luft.
Die rumänischen Luftstreitkräfte fliegen mit Hubschraubern vom Typ Puma IAR 330 die medizinische Evakuierung bei MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali
Bundeswehr/Frank MartinVerstärkung wird per 9-Liner angefordert. Dabei orientieren sich die Soldatinnen und Soldaten an neun festgelegten Zeilen, welche die wichtigsten Informationen für die Evakuierung beinhalten. Dazu gehört beispielsweise der Ort der Landezone oder die Art und Anzahl der Verwundeten. Auch zusätzlich benötigtes Equipment kann angefordert werden. Der 9-Liner entspricht somit gewissermaßen den 5 W-Fragen des zivilen Notrufs.
Die medizinische Evakuierung erfolgt mithilfe eines Hubschraubers vom Typ Puma IAR 330. An Bord befinden sich rumänische Luftstreitkräfte. Aber auch die vor Ort befindlichen Kräfte haben noch alle Hände voll zu tun: Sie erkunden den Landeplatz für den Hubschrauber und bereiten ihn vor. Jetzt können die Verwundeten aufgenommen und schnellstmöglich ins Camp Castor gebracht werden.
Die Role 1 im Camp Castor in Mali: Von außen lassen sich die Fähigkeiten der medizinischen Einrichtung kaum erahnen
Bundeswehr/Thomas BierbaumIm Camp angekommen, geht alles ganz schnell: Das dortige Sanitätspersonal übernimmt und bringt die Patienten in die Role 1. Hier ist man dank des Nine Liners bereits vorbereitet, mit der medizinischen Versorgung kann direkt begonnen werden. Der Truppenarzt, gleichzeitig Leiter der Role 1, sichtet und kategorisiert die Patienten. Dafür stehen ihm fünf Bereiche – Rot, Gelb, Grün, Blau und Schwarz – zur Verfügung. Diese Einteilung ist internationaler Standard und im medizinischen Bereich als Triage bekannt.
Rot steht für lebensbedrohliche, gelb für mittelschwere und grün für leichte Verletzungen. Wenn notwendig, werden die Patienten auf schnellstem Wege und unter medizinischer Betreuung nach Deutschland ausgeflogen. Patienten ohne Überlebenschance werden dem blauen Bereich und nach ihrem Tod dem schwarzen zugeordnet. Die Lebensretter in Flecktarn kämpfen jedoch nach Kräften dafür, dass ausnahmslos alle wieder gesund werden.
Der Transportpanzer Fuchs des beweglichen Arzttrupps ist am roten Kreuz klar erkennbar
Bundeswehr/Thomas Bierbaum
Zwar etwas kleiner, aber medizinisch identisch ausgestattet: der Eagle IV in der Ausbaustufe beweglicher Arzttrupp
Bundeswehr/Frank Martin
Aufgrund der Fahrzeuggröße befinden sich die medizinischen Geräte im Eagle IV in der Fahrgastzelle
Bundeswehr/Thomas Bierbaum
Der Platz wird durch Kräfte vor Ort vorbereitet: Die Landezone ist gesichert und mit Rauch gekennzeichnet
Bundeswehr/Meike Reetz
Wichtige Informationen wie die Art der Verletzungen, Anzahl und Zeitpunkt der Vergabe von Morphin oder Infusionen werden mit der Übergabe des Verwundeten weitergegeben
Bundeswehr/Meike Reetz