Die Entwicklung des deutschen maritimen Handels 2023
Die Entwicklung des deutschen maritimen Handels 2023
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Die IHKIndustrie- und Handelskammer Nord veröffentlicht halbjährlich einen Konjunkturreport für die deutsche maritime Wirtschaft. Die Betriebe werden eingeteilt in den Schiffbau, Schifffahrt und die Hafenwirtschaft. Vor allem im Schiffbau wird die Lage und Erwartung als negativ betrachtet. In der Hafenwirtschaft und Schifffahrt wird beides besser bewertet, wobei vor allem in der Schifffahrt die Erwartungen niedrig sind.
Geschäftslage der maritimen Wirtschaft im Herbst 2023
Quelle: Konjunkturreport Maritime Wirtshaft, IHKIndustrie- und Handelskammer Nord Herbst 2023
Als größte Herausforderungen sieht der Schiffbau den Fachkräftemangel, die Arbeitskosten und die Energie- und Rohstoffpreise. Für die Hafenwirtschaft stellen die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die Energie- und Rohstoffpreise sowie die Arbeitskosten die größten Herausforderungen dar.
Die Schifffahrt teilt diese Punkte, und damit sticht heraus, dass generell die Probleme der Energie- und Rohstoffpreise, der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, der Arbeitskosten und des Fachkräftemangels die maritime Wirtschaft beschäftigen.
Erwartungen der Geschäftslage stand Herbst 2023
Quelle: Konjunkturreport Maritime Wirtshaft, IHKIndustrie- und Handelskammer Nord Herbst 2023
Die Entwicklungen des Geschäftsklimaindex (0 bis 200) der Bereiche sind stark unterschiedlich. Der Schiffbau sah im Frühjahr 2023 mit 118,3 Punkten noch positiv aus, während im Herbst 2023 mit nur 55,2 Punkten ein großer Umschwung zu sehen ist. Die Hafenwirtschaft hat einen leichten Anstieg von 83 Punkten auf 93,3 Punkte gezeigt. Die Schifffahrt war im Frühjahr 2023 mit 71 Punkten leicht positiver gestimmt als im Herbst 2023 mit 68,2 Punkten.
Seegüterumschlag
Das statistische Bundesamt berichtet in der Pressemitteilung 092 vom 11.03.2024, dass der Güterumschlag von Seeschiffen im Jahr 2023 um 4,1 Prozent auf 267,8 Mio. Tonnen zurückgegangen ist. Somit ist hier der Rückgang geringer, als bei der gesamten Masse an Ware, die ein- und ausgeführt wurde. Der Rückgang des gesamtdeutschen Außenhandels nach Tonnen ist doppelt so stark zurückgegangen wie der Seegüterverkehr. 2022 wurden 29,4 Prozent der Waren über Seeschiffe ein- und ausgeführt. Dies hat sich 2023 auf 30,5 Prozent erhöht.
Der Import von Kohle hat sich 2023 um fast 4 Mio. Tonnen reduziert, dafür hat sich der Import von Erdgas um über 4 Mio. Tonnen gesteigert. Zum einen ist hier die Energiewende in Bezug auf den Kohleausstieg sichtbar, und zum anderen zeigen die Sanktionen gegen russisches Gas Wirkungen. Das Erdgas wurde 2023 vermehrt über Schiffe aus den USA geliefert, anstatt über die Rohrleitungen aus Russland.
Die Auswirkungen der letzten Jahre mit der Pandemie, dem Krieg in der Ukraine und der daraus resultierenden Energiekrise sind für die Seehäfen noch deutlich zu spüren. Um die deutschen Häfen in dieser schweren Zeit zu unterstützen, wurde im März 2024 die Nationale Hafenstrategie beschlossen. Damit sollen die deutschen Häfen an Wettbewerbsfähigkeit gewinnen, und es ist ein weiterer Schritt in Richtung Energiewende und klimaneutrale Schifffahrt.
Seegüterverkehr 2023 Importe
Rang | Was | Import in t | Veränderung zum Vorjahr |
---|---|---|---|
1 | Erdöl | 25.929.637 | 6,24 |
2 | Nicht identifizierbare Güter in Containern o. Wechselbehältern | 20.232.492 | -11,56 |
3 | Sonstige nicht identifizierbare Güter | 14.135.477 | -5,28 |
4 | Eisenerze | 13.613.421 | 0,23 |
5 | Flüssige Mineralölerzeugnisse | 11.561.854 | 22,71 |
6 | Natursteine, Sand, Kies, Ton, Torf, sonst. Bergbauerzeugnisse | 10.846.566 | 0,62 |
7 | Kohle | 7.422.839 | -34,85 |
8 | Papier, Pappe und Waren daraus | 4.892.476 | -10,39 |
9 | Andere Erzeugnisse pflanzlichen Ursprungs | 4.811.310 | -2,83 |
10 | Erdgas | 4.778.524 | 1407,08 |
Quelle: Statistisches Bundesamt (Tabelle: 46331-0001, Stand Juli 2024)
Seegüterverkehr 2023 Exporte
Rang | Was | Export in t | Veränderung zum Vorjahr |
---|---|---|---|
1 | Nicht identifizierbare Güter in Containern o. Wechselbehältern | 23.917.107 | -11,10 |
2 | Sonstige nicht identifizierbare Güter | 15.173.090 | -7,63 |
3 | Erzeugnisse der Automobilindustrie | 5.537.752 | 3,22 |
4 | Getreide | 5.459.698 | 10,69 |
5 | Holz-, Kork- und Flechtwaren (ohne Möbel) | 4.937.837 | -18,59 |
6 | Stickstoffverbind. u. Düngemittel (ohne nat. Dünger) | 4.890.819 | 3,00 |
7 | Flüssige Mineralölerzeugnisse | 4.654.770 | -11,86 |
8 | Papier, Pappe und Waren daraus | 4.543.655 | 10,14 |
9 | Roheisen und Stahl, Ferrolegierungen u.Ä. | 3.369.906 | 5,26 |
10 | Natursteine, Sand, Kies, Ton, Torf, sonst. Bergbauerzeugnisse | 2.332.133 | -0,08 |
Quelle: Statistisches Bundesamt (Tabelle: 46331-0001, Stand Juli 2024)
Seehäfen
Die Deutschen Seehäfen mit dem meisten Warenumschlag waren 2023 Hamburg mit 114,3 Mio. Tonnen (-4,7 Prozent zu 2022, Hafen Hamburg), Bremerhaven mit 47,3 Mio. Tonnen (-8,4 Prozent zu 2022, bremenports), Wilhelmshaven mit 30,97 Mio. Tonnen (-4, Prozent zu 2022, Seaports of Niedersachsen) und Rostock mit 30,9 Mio. Tonnen (+6,5 Prozent zu 2022, Rostock Port).
Insgesamt wurden laut statistischem Bundesamt 2023 in Deutschland 12,7 Mio. TEUTwenty-Foot Equivalent Unit Container umgeschlagen und somit 8,6 Prozent weniger als 2022. Allein 7,7 Mio. TEUTwenty-Foot Equivalent Unit sind im Hafen Hamburg umgeschlagen worden. Damit ist Hamburg laut PortEconomics EUEuropäische Union-weit der drittgrößte Hafen nach Containerumschlag nach Rotterdam (13,45 Mio. TEUTwenty-Foot Equivalent Unit) und Antwerpen (12,52 Mio. TEUTwenty-Foot Equivalent Unit). Bei allen drei Häfen ist ein Rückgang um 7 Prozent zu vermerken. Der zweitgrößte deutsche Hafen ist Bremerhaven mit 4,2 Mio. Tonnen. EUEuropäische Union-weit ist Bremerhaven damit auf Platz sieben.
Hafen Hamburg Marketing berichtet, dass der Containerumschlag fast 70 Prozent des gesamten Umschlags im Hamburger Hafen ausmacht. Von den 114,3 Mio. Tonnen Umschlag wurden alleine 76,9 Mio. Tonnen in Containern transportiert. Der Massengutumschlag betraf 2023 36,2 Mio. Tonnen. Des Weiteren gab es 1,2 Mio. Tonnen an Waren, die als Stückgut umgeschlagen wurden.
Bezogen auf Stückgütern liegt der Containerisierungsgrad somit bei fast 99 Prozent von den 7,7 Mio. Das, bis jetzt beste, Jahr im Containerumschlag hatte der Hamburger Hafen 2007 mit 9,9 Mio. TEUTwenty-Foot Equivalent Unit.
Bremenports veröffentlichte, dass der Umschlag von Massengut in Bremerhaven bei 507 Tsd. Tonnen lag und der Stückgutumschlag bei 46,8 Mio. Tonnen. Davon waren 42,9 Mio. Tonnen in Containern verpackt und kamen auf 4,2 Mio. TEUTwenty-Foot Equivalent Unit. Hier ist ein Rückgang von 8,6 Prozent zu verzeichnen. Der Fahrzeugumschlag ist in Bremerhaven von 1,65 Mio. Fahrzeuge auf 1,48 Mio. um 10,5 Prozent gesunken.
Seaports of Niedersachsen hat veröffentlicht, dass auch der Umschlag in Wilhelmshaven um 4 Prozent zurückgegangen ist. Vor allem in den Bereichen der festen Massengüter (-38,5 Prozent auf 2,33 Mio. Tonnen), dem Stückgut (-11 Prozent, auf 5,31 Mio. Tonnen) und dem Containerumschlag (-22,2 Prozent auf 531.637 TEUTwenty-Foot Equivalent Unit) sind die Einbußen groß. Der Rückgang der festen Massengüter wurde stark vom generellen Rückgang des Kohleimports beeinflusst. 2022 wurden noch 3,15 Mio. Tonnen Kohle umgeschlagen. 2023 waren es mit nur 1,79 Mio. Tonnen rund 43 Prozent weniger. Ein Anstieg war neben den flüssigen Massengütern mit 4 Prozent auf 23,33 Mio. Tonnen vor allem im Autoumschlag ausschlaggebend. Hier konnten 2023 36.200 Fahrzeuge umgeschlagen werden und damit rund 287 Prozent mehr als 2022 (9.298 Fahrzeuge).
Rostock Port meldet für 2023 mit 30,9 Mio. Tonnen einen Rekordumschlag. Dies ist ein Anstieg von 6,5 Prozent zum Vorjahr. Der Hauptanteil von 53 Prozent am Gesamtumschlag, beanspruchen die Ro-ro-Güter mit 16,5 Mio. Tonnen. Schüttgüter wurden 2023 mit 5,7 Mio. Tonnen zu 20 Prozent weniger umgeschlagen als noch 2022. Jedoch gab es einen Zuwachs von 21 Prozent beim Stückgutumschlag. Hier wurden 2023 760.000 Tonnen Güter umgeschlagen. Auch Flüssiggüter haben einen geringen Anstieg auf 7,9 Mio. Tonnen (2022 3,5 Mio. Tonnen) erfahren.
Handelspartner
Das statistische Bundesamt hat verkündet, dass im Seeverkehr die wichtigsten Handelspartner nach Tonnage die USA (27,9 Mio. Tonnen) und Norwegen (25,1 Mio. Tonnen) sind. Schweden hat mit 23 Mio. Tonnen Russland von Platz drei gedrängt und China liegt auf Rang vier (20,1 Mio. Tonnen). Russland ist 2023 durch den Ukrainekrieg und die damit zusammenhängenden Sanktionen weit abgerutscht. Ein Großteil der umgeschlagenen Güter (12,2 Mio. Tonnen) aus den USA waren 2023 fossile Energieträger.
Vor allem die Menge an Erdgas, aber auch Erdöl ist 2023 angestiegen. Insgesamt wurden in Deutschland 2023 25,9 Mio. Tonnen Erdöl (6,2 Prozent mehr als 2022) und 4,8 Mio. Tonnen Erdgas (317.000 Tonnen 2022) empfangen. Dies ist auch auf die Sanktionen gegen Russland zurückzuführen. Mit 3,7 Mio. Tonnen Erdgas sind die USA das wichtigste Land für Erdgaslieferungen geworden.
Im Containerbereich führt China weiterhin mit 2,6 Mio. TEUTwenty-Foot Equivalent Unit, gefolgt von den USA mit 1,4 Mio. TEUTwenty-Foot Equivalent Unit. Gegenüber 2022 ist der Containerumschlag mit China um über 12 Prozent und mit den USA um über 3 Prozent gesunken.