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Neue Kampfweise

Bundeswehr erprobt Technologie für Drohnenschwärme

Ausrüstung und Technik
Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
4 MIN

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Vom Finden des Ziels bis zur Bekämpfung: Die Bundeswehr hat den Grundstein zum Einsatz eines Drohnenschwarms gelegt. Damit ist sie eine der ersten Armeen, die den Einstieg in diese Technologie begonnen hat. Zudem ist die Testkampagne ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur neuen Kampfweise der Bundeswehr.

Generalinspekteur Carsten Breuer sitzt vor einem Computer. Neben ihm sitzt eine Person.

Während der Erprobung am Gefechtsübungszentrum hat die Aufklärungsdrohne das Ziel entdeckt. Nach kurzer Einweisung durch den Hersteller gibt General Carsten Breuer den Testangriff mittels Loitering Munition frei und das Ziel wird bekämpft.

Bundeswehr/Christoph Kassette

Anfang Dezember 2025 hat die Bundeswehr einen sogenannten Aufklärungs- und Wirkverbund im Gefechtsübungszentrum des Heeres getestet. Das Neue: Von der Suche nach einem potenziellen Ziel bis zur Bekämpfung kamen ausschließlich unbemannte Systeme zum Einsatz – sowohl Drohnen als auch Loitering Munition. Was zunächst abstrakt klingt, ist ein Meilenstein in der technologischen Entwicklung – auch im internationalen Vergleich. Daher machte sich auch Generalinspekteur Carsten Breuer vor Ort ein Bild von der Lage und zeigte sich beeindruckt: „Was wir hier sehen ist Zukunft, die wir heute schaffen.“ 

Kampf mit unbemannten Systemen

Bei dem Experiment kamen unbemannte Systeme verschiedener Hersteller zum Einsatz. Auf der Suche nach Zielen kreisten Aufklärungsdrohnen zunächst über einem zugewiesenen Gebiet. Dabei unterstützte eine Software die Soldatinnen und Soldaten bei der Erkennung feindlicher Aktivitäten. Erkennt sie etwa ein gegnerisches Fahrzeug, markiert sie den Standort in der digitalen Lagekarte. Anschließend entscheidet ein Mensch, ob und wie das Ziel bekämpft wird.

Für den Angriff auf das Ziel kam in dem Experiment Loitering Munition zum Einsatz. Diese bekam während ihres Flugs regelmäßige Updates zu den Zielkoordinaten. Damit die drohnenähnliche Waffe auch das richtige Ziel bekämpft, wird ihr zudem ein Bild vom Zielobjekt übermittelt. Die Loitering Munition vergleicht die Daten mit den Bildern ihrer eigenen Sensoren. Stimmt beides überein, stürzt sich die neuartige Munition ins Ziel. Alle Hersteller trafen während der Tage auf dem Übungsplatz der Bundeswehr mit ihren Systemen ins Schwarze.

Erst der hohe Grad an Digitalisierung, Vernetzung sowie der Einsatz von KIkünstliche Intelligenz ermöglichen die Umsetzung des neuartigen Aufklärungs- und Wirkverbunds. Das Ergebnis: Im Vergleich zum bisherigen Vorgehen hat sich die Zeit zwischen dem Erkennen eines Ziels bis zu seiner Bekämpfung erheblich verkürzt. Zudem wird der Truppe ermöglicht, mehrere Systeme gleichzeitig zu nutzen. Damit wird der Grundstein für den Einsatz von Drohnenschwärmen gelegt.

Bundeswehr-Software als Spinne im Netz

Damit der Aufklärungs- und Wirkverbund funktioniert und weite Geländeabschnitte überwacht werden können, braucht es verschiedenste Systeme, die meist von unterschiedlichen Herstellern kommen. Diese müssen jedoch untereinander und auch mit der Loitering Munition kommunizieren um ein Ziel erfolgreich zu finden und bekämpfen zu können. Die Schnittstelle welche dies möglich macht, ist die bundeswehreigene Software Command & Control Unmanned Management System Bundeswehr (C2-UMSCommand & Control Unmanned Management System BwBundeswehr).

C2-UMSCommand & Control Unmanned Management System BwBundeswehr wurde von der Bundeswehr entwickelt und sichert ihr damit im Gegensatz etwa zu Industrie-Software die Souveränität über diese zentrale Schnittstelle. Diese fungiert als Spinne im Netz, indem sie die unterschiedlichen unbemannten Systeme miteinander vernetzt und auch innerhalb kurzer Zeit beispielsweise ein neues Waffensystem in den Verbund eingliedern kann. Dabei ist es egal, ob es sich um ein fliegendes, ein schwimmendes oder ein fahrendes System handelt. So wird sichergestellt, dass trotz der rasenden Entwicklungsgeschwindigkeit im Bereich der unbemannten Systeme immer die neuesten Produkte genutzt werden können.

Generalinspekteur Carsten Breuer steht vor sitzenden Soldaten. Hinter ihm stehen große Bildschirme.

„No Signal“ – das bedeutet, die Loitering Munition ist eingeschlagen. Generalinspekteur Carsten Breuer unterstrich bei den Tests im Gefechtsübungszentrum die zentrale Rolle unbemannter Systeme für die Gefechtsführung.

Bundeswehr/Christoph Kassette

Erst im März 2025 hat die Bundeswehr ihre Entscheidung für die Beschaffung von Loitering Munition bekannt gegeben. Der Generalinspekteur betonte, dass in diesem Experiment die neue Waffe erfolgreich in die Gefechtsführung eingebunden werden konnte. Dass sei der engen Zusammenarbeit zwischen Bundeswehr und Industrie zu verdanken. „Wir fliegen hier nicht einfach nur mit Drohnen und Loitering Munition umher. Wir bringen sie in einen Aufklärungs- und Wirkverbund, sodass wir zielgerichtet die Kette von der Aufklärung über die Verarbeitung bis zur Wirkung abbilden.“

„Wiege für zukünftige Kampfführung“

Die erfolgreiche Testreihe beim Gefechtsübungszentrum des Heeres steht in einem größeren Kontext: „Das ist die Wiege für die zukünftige Kampfführung der Bundeswehr, nämlich Multi-Domain Operations“, erklärte der Generalinspekteur und führte aus: „Dabei geht es nicht darum, dass wir jetzt andere Wirkmittel, wie Loitering Munition, einsetzen, sondern dass eine andere Architektur für den Kampf aufgesetzt worden ist.“

Ziel von Multi-Domain Operations (MDOMulti-Domain Operations) ist es, die Dimensionen Land, Luft, See, Cyber und Weltraum bruchfrei miteinander zu vernetzen. Im Zentrum stehen dabei Technologien, wie sie auch beim neuen Aufklärungs- und Wirkverbund mit den unbemannten Systemen zum Einsatz kamen. Sie versetzen die Bundeswehr in die Lage, den Feind durch schnelle und überwältigende Schläge zu besiegen. Dabei reicht die Spanne vom Artillerieschlag über Loitering Munition bis zum Cyberangriff.

Die ersten Schritte in diese Richtung wurden nun gesetzt und das ausgegebene Ziel ist ambitioniert: „Was wir hier im Gefechtsübungszentrum ausprobiert haben, geht 2026 in die Umsetzung, sodass es 2027 der Brigade Litauen zur Verfügung steht“, stellte General Breuer klar. Es gehe darum, jetzt zu handeln. Zu langsam sein könne heißen, Opfer zu sein, so der ranghöchste Soldat der Bundeswehr mit Blick auf eine potenzielle russische Aggression.

von Ole Henckel

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