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„Nachgefragt“

Krise, Krieg und Konflikte

Bürger fragen, Führungskräfte aus Bundeswehr und Verteidigungsministerium antworten: Das ist die Idee von „Nachgefragt“. Die Reihe wurde mit Beginn des Ukrainekriegs gestartet. Alle zwei Wochen gibt es eine neue Folge mit wechselnden Gästen. Sie vermitteln sicherheitspolitische Informationen aus erster Hand.

Zwei Soldaten und ein Mann stehen an einem Tisch vor einem Monitor und sprechen miteinander

Bundeswehr/Christian Vierfuß

Drohnen und Drohnenabwehr in Deutschland und der Ukraine

Flottillenadmiral Christian Bock und Ministerialdirigent Alexander Schott sind Drohnenexperten im Verteidigungsministerium. Gemeinsam sprechen sie bei „Nachgefragt“ über den Einsatz und die Abwehr von Drohnen in der Ukraine und die aktuelle Situation in Deutschland. Was darf die Bundeswehr und welche Lehren zieht sie aus dem Krieg?

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Flottillenadmiral Christian Bock und Ministerialdirigent Alexander Schott sind Drohnenexperten. Mit „Nachgefragt“-Moderator Major Hannes Lembke sprechen sie über Drohnen und Drohnenabwehr.

Drohnen sind Allrounder. Sie werden privat und kommerziell genutzt, zum Beispiel von Hobbypiloten, aber auch in der Forschung oder der Landvermessung. Die unbemannten fliegenden Systeme verändern jedoch auch die Kriegsführung, wie der Ukrainekrieg zeigt. Und Drohnensichtungen über Deutschland beunruhigen zunehmend die Bevölkerung.

Doch nicht jede Drohne, die im deutschen Luftraum unterwegs sei, sei eine Bedrohung, stellt Flottillenadmiral Christian Bock im „Nachgefragt“-Gespräch mit dem Moderator, Major Hannes Lembke, klar. So würden Drohnen unter anderem „zur Absicherung von Autobahnen, zum Überprüfen von Bahnlinien und von Wasserstraßen“ eingesetzt. Gleichzeitig könnten Drohnen aber auch genutzt werden, um die Flugsicherheit zu stören und kritische Infrastrukturen auszuspähen. Daher brauche es Möglichkeiten, Drohnen abzuwehren und Sicherheit zu schaffen, so Bock.

Drohnenabwehr: Amtshilfe für zivile Behörden

Eigentlich sei die Bundeswehr bei der Drohnenabwehr nur für den Schutz von Kasernenanlagen und kritischen Infrastrukturen mit direktem Bundeswehrbezug zuständig, erklärt Bock. „Alles, was außerhalb des Kasernengeländes stattfindet, ist eine polizeiliche und hoheitliche Aufgabe.“ Dennoch stimme sich die Bundeswehr bei der Drohnenabwehr ständig mit anderen Behörden und Institutionen ab. Werde die Bundeswehr gebraucht, könne sie Unterstützung im Rahmen der Amtshilfe leisten.  

Ein Beispiel dafür sei das Vorgehen am Flughafen München gewesen. Dort musste der Flugbetrieb Anfang Oktober vorübergehend eingestellt werden, nachdem mehrere Drohnen gesichtet worden waren. Militärische Expertinnen und Experten aus einer nahen Bundeswehreinrichtung unterstützten die zivilen Behörden dann bei der Untersuchung der Vorfälle. Diese Amtshilfe sei „in diesem Fall noch nicht mal durch uniformiertes Personal, sondern durch unsere Wissenschaftler und Forscher“ geleistet worden, sagt Ministerialdirektor Alexander Schott.

Bundeswehr setzt auf Waffenmix

Die Bundeswehr könne auf verschiedene Drohnenabwehrsysteme zurückgreifen, so Schott. „Dass wir im Bereich Jamming bereits Mittel für die Bundeswehr haben, ist ein offenes Geheimnis.“ Auch ein Drohnen-Abwehrlaser sei nahe an der Einsatzreife. Zudem würden auch eigene Drohnen zur Aufklärung und Abwehr gegnerischer Systeme eingesetzt, ergänzt Flottillenadmiral Bock. „Die Abwehr von Drohnen beinhaltet natürlich den Einsatz von Drohnen, die bewaffnet sind, die dann entweder gegen Drohnen kämpfen oder direkt gegen Waffensysteme.“

Insgesamt sei ein Mix verschiedener Waffensysteme und Wirkmittel für eine effektive Drohnenabwehr nötig, erklärt Flottillenadmiral Bock: „Wir brauchen die weitreichenden, wir brauchen die mittleren Reichweiten, wir brauchen den Selbstschutz und wir brauchen die kurzen Reichweiten.“ Der künftige Skyranger-Flugabwehrkanonenpanzer beispielsweise werde für den Nah- und Nächstbereichsschutz beschafft. Er sei „ein wichtiges Bausteinelement eines großen Mosaiks“, so der Marineoffizier. 

Enge Zusammenarbeit mit der Industrie

Im Krieg in der Ukraine würden Drohnen massenhaft eingesetzt, um Flugabwehrsysteme zu überfordern, ergänzt Schott. „Und zwar so lange, bis tatsächlich die Munitionsvorräte aufgebraucht sind.“ Da sich die Drohnentechnik jedoch rasend schnell weiterentwickle, lohne sich die Beschaffung großer Mengen nicht. Stattdessen gehe es darum, auf dem neuesten Stand der Entwicklungen zu bleiben und die Drohnen erst dann in großer Stückzahl zu beschaffen, wenn sie auch gebraucht würden. „Wir haben ein hohes Maß an Technologiekompetenz sowohl in der Bundeswehr als auch in der deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie“, ist Schott zuversichtlich. Durch eine enge Zusammenarbeit mit der Industrie könnten Tempo und Nachhaltigkeit in der Entwicklung und Beschaffung von Drohnen und in der Ausbildung der Soldatinnen und Soldaten gesichert werden.

von Arthur Galbraith

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