Seefernaufklärer P-8A Poseidon – Ausbildung für deutsche Marineflieger in den USA
Seefernaufklärer P-8A Poseidon – Ausbildung für deutsche Marineflieger in den USA
- Datum:
- Ort:
- USA
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- 4 MIN
Die P-3C Orion hat Deutschland fast 20 Jahre treue Dienste geleistet. Jetzt wird die in die Jahre gekommene Maschine in Pension geschickt. Die Bundeswehr beschafft neue Flugzeuge vom Typ P-8A Poseidon zur Seeraumüberwachung und U-Boot-Jagd. Bevor die erste Maschine nach Deutschland kommt, bildet die U. S. Navy die deutschen Crews in Florida aus.
„Das ist heute mein erster Flug mit der P-8A“, sagt Frau Kapitänleutnant Anna B.* Die 30-Jährige ist zwar schon eine Weile bei den Marinefliegern, bislang aber mit der „Grand Dame“ der fliegenden Flotte unterwegs gewesen: der P-3C Orion. Ein gutes halbes Jahr lang lernt sie nun, wie man mit der Neuanschaffung für die Marineflieger umgeht: der P-8A Poseidon.
Generationenwechsel: P-8A folgt auf P-3C
Hinter den Abkürzungen stecken zwei Generationen von Marineflugzeugen. Im Fachjargon spricht man von Maritime Patrol Reconnaissance Aircraft (MPRAMaritime Patrol Reconnaissance Aircraft) oder zu Deutsch: Seefernaufklärern. Die P-3C Orion wurde in den 1960er-Jahren entwickelt, um U-Boote ausfindig zu machen und zu bekämpfen. Aber auch nach dem Kalten Krieg machten ihre Aufklärungsfähigkeiten die P-3C begehrt – etwa bei der Operation Atalanta am Horn von Afrika, wo die Bundeswehr die Maschine zur Bekämpfung der Piraterie einsetzte.
Die P-3C wurde 2006 in die Bundeswehr eingeführt. Doch seit einigen Jahren schrumpft die Flotte: Von anfangs acht Maschinen stehen nun auch die letzten zwei Exemplare kurz vor der Ausmusterung. Dem Propellerflugzeug folgt die P-8A Poseidon, von denen die Bundeswehr im Beschaffungsturbo insgesamt acht Maschinen bestellt hat. Fregattenkapitän Phillipp W. ist sich sicher, dass das die richtige Entscheidung war. Der erfahrene Luftfahrzeugoperationsoffizier war siebenmal mit den Marinefliegern im Atalanta-Einsatz und ist seit acht Jahren Ausbilder.
„Zwischen der P-3C und der P-8A liegen Welten,“ sagt der 39-Jährige. Die neue Maschine ist voll digitalisiert. Dadurch kann die Besatzung in kürzerer Zeit mehr Aufträge erledigen. Statt veralteter Computertechnik aus den 1980er-Jahren gibt es jetzt Möglichkeiten für Livestreams und Highspeed-Datentransfers sowie fortschrittliche Satellitenkommunikation. Durch automatisierte Verfahren in Kommunikation und Navigation hat die Crew mehr Kapazitäten für ihr eigentliches Geschäft: die Seeraumüberwachung und die U-Boot-Jagd.
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- © Bundeswehr (Produktionsnummer: 25E17401)
Ausbildung bei der U. S. Navy in Florida
Die Bundeswehr wird noch in diesem Jahr die erste P-8A in der Heimat der Marineflieger in Nordholz in Empfang nehmen. Damit die in Deutschland aber auch jemand fliegen und bedienen kann, müssen die zukünftigen Crews erst einmal ausgebildet werden. Dafür schickt die Bundeswehr ihre Leute zur USUnited States-Navy nach Jacksonville im Bundesstaat Florida. Dort werden sie in etwa sechs Monaten auf ihrem zukünftigen Arbeitsgerät ausgebildet. Die P-8A ist seit mittlerweile 15 Jahren bei der U. S. Navy im Einsatz – gut für die Deutsche Marine, die auf diese Erfahrung bauen kann.
Anna B. ist eine der Schülerinnen und Schüler und hat vor einigen Wochen ihre Umschulung begonnen. An ihrem Heimatstandort in Nordholz war sie bislang Operationsoffizierin für Navigation und Kommunikation – kurz NavCom – auf der P-3C, aber die umfangreiche Umschulung auf die P-8A sei notwendig, sagt sie. „Zwar ist die P-8A eine andere, deutlich neuere und modernere Plattform als die P-3C, der Auftrag bleibt jedoch der gleiche.“ Dennoch: „Wo früher der Umgang mit Papierkarten und dicken Vorschriften gelehrt wurde, liegt jetzt der Fokus auf dem Beherrschen der komplexen Technik an Bord. Das braucht seine Zeit.“ Andere Ausbildungsinhalte sind unter anderem die Notverfahren sowie die taktische Anwendung der Systeme. Dazu gehören zum Beispiel die Einstellung des Radars oder das Abwerfen von Torpedos und Sonarbojen.
Fischiger Geruch und weißer Rauch
Deutschland nutzt nicht nur die Ausbildung der USUnited States-Amerikaner, sie stellt der U. S. Navy im Gegenzug erfahrene Ausbilder wie Philipp W. zur Seite. Während eines Trainingsflugs erklärt der Instruktor seinen Schützlingen verschiedene Szenarien und wie Marineflieger darauf reagieren sollten. Fischiger Geruch könne zum Beispiel von einem schwelenden Kabel stammen. Sehe jemand schwarzen Rauch, mag ein Brand in der Klimaanlage daran schuld sein. Weißer Rauch indes deute auf andere Brandursachen hin. Wenn das der Fall sei, müssten die Prozeduren sitzen, damit es im Ernstfall schnell gehe und sich kein ausgewachsener Brand entwickle.

„Drillmäßiges Einstudieren von Abläufen ist das A und O in der Fliegerei.“
P-8A-Neuling Anna B. muss sich die vielen Handgriffe merken – und das ist nur das Grundlagenwissen. Vorausgesetzt sie besteht die Prüfung in Jacksonville, gilt es, zurück in Deutschland das Erlernte zu vertiefen. Darüber hinaus müssen die Taktiken und Verfahren der Deutschen Marine in Zusammenarbeit mit den NATONorth Atlantic Treaty Organization-Partnern einstudiert und geübt werden.

Anna B. muss aufmerksam zuhören bei ihrem ersten Flug mit der P-8A Poseidon. Ausbilder Philipp W. (l.) erklärt die Unterschiede des neuen Seefernaufklärers im Vergleich zur Vorgängermaschine, der P-3C Orion.
Bundeswehr/Jana Neumann
Vor Abflug gilt es für die Crew, letzte Checks am Flugzeug vorzunehmen. Ein USUnited States-Ausbilder zeigt seinen „Schützlingen“ aus Deutschland, worauf sie bei der P-8A achten müssen.
Bundeswehr/Jana NeumannU-Boot-Jagd wichtig wie nie
Die Mission der Seefernaufklärer ist heikler, als ihr Name vermuten lässt. Mithilfe der Sensoren der Maschine – etwa Radar und Sonar – erstellen die Soldatinnen und Soldaten an Bord des Flugzeugs ein Überwasser- und Unterwasserlagebild, um etwa feindliche U-Boote oder Schiffe ausfindig zu machen. Die Crew wirft Sonjarbojen ab, um mit einem ausgeklügelten Verfahren U-Boote zu orten und ihre Bewegungen unter Wasser zu verfolgen. Stellt ein feindliches U-Boot eine nicht mehr hinzunehmende Bedrohung dar, muss die Besatzung es vielleicht sogar mit einem der fünf Torpedos an Bord versenken.
Umschulung bald abgeschlossen
Alle paar Monate begrüßt Fregattenkapitän Philipp W. neue deutsche Schülerinnen und Schüler in Jacksonville. Viele Männer und Frauen müssen auf die neue Maschine eingewiesen werden – je nach Arbeitsplatz mit einem etwas anderen Stundenplan. Bis Mitte 2026 werden voraussichtlich die letzten Crews ihre Ausbildung bei der U. S. Navy in Jacksonville abgeschlossen haben. In den nächsten Jahren landen dann immer weitere P-8A mit dem „Marine“-Schriftzug in Nordholz. Dann können Anna B. und ihre Kameradinnen und Kameraden das in Florida Gelernte unter anderem über der Nord- und Ostsee umsetzen.
* Alle Namen zum Schutz der Bundeswehrangehörigen gekürzt.