Übung Role2Sea: Von der hohen See in zivile Krankenhäuser

Ein Hubschrauber der Polizei im Anflug auf eine Marineschiff in See.

Bundeswehr/Julia Kelm

Quadriga 2025

Teilübung Role2Sea

Von der hohen See in zivile Krankenhäuser

Minentreffer mit Massenanfall an Verletzten mitten auf dem Meer: In einem Szenario wie diesem müssen Marine, Sanitätsdienst der Bundeswehr und zivile Krankenhäuser eng kooperieren. Bei Role2Sea übten sie deshalb gemeinsam die medizinische Versorgung auf der Ostsee und an Land nach einem Großschadensereignis. Bei dieser Teilübung der Übungsserie Quadriga 2025 ging es um stabile Rettungsketten und die zivil-militärische Zusammenarbeit.

Westliche Ostsee, Alarmdurchsage auf dem Hohlstablenkboot „Pegnitz“: „Zur Übung: Auflaufen auf Mine, Verletzte und Feuer an Bord!“ Das ist das Startzeichen für den Beginn der Übung Role2Sea in der westlichen Ostsee. Die Brand- und Leckabwehr und die Verwundetenversorgung fordern ab jetzt die gesamte Besatzung der „Pegnitz“. Der Tender „Werra“ kommt zur Hilfe – und erhält ebenfalls einen Minentreffer. Damit gibt es einen Massenanfall an Verletzten. Auf dem Einsatzgruppenversorger „Frankfurt am Main“, der auch dem Verband angehört, wird die Rettungskette ausgelöst. Das Schiff verfügt über ein integriertes Marineeinsatzrettungszentrum (iMERZMarineeinsatzrettungszentrum). Hier können Verwundete optimal erstversorgt werden.

Die Rettungskette läuft an

In der Operationszentrale des Einsatzgruppenversorgers gehen die Meldungen ein, sofort wird der Patiententransport durchgeplant. Hoher Seegang macht einen schnellen Bootstransfer der Schwerverletzten zum nächstgelegenen Hafen unmöglich. Der Kommandant der „Frankfurt am Main“, Fregattenkapitän Sebastian Fliege, lässt beim Air Rescue Coordination Center in Glücksburg die verfügbaren Transportmittel abfragen. Von dort wird auch Kontakt zum Havariekommando Cuxhaven aufgenommen.

Hubschrauber kommen vom Marinefliegergeschwader 5, dem Transporthubschrauberregiment 10 des Heeres und von der Bundespolizei und bringen Schwerverletzte auf die „Frankfurt am Main“. Einige werden bereits zu zivilen Kliniken in Kiel und Rostock geflogen. Für den Transport von Verwundeten per Boot zum Versorger legt Fliege das Schiff so, dass es einen Windschatten bildet und damit Wellen glättet.

  • Ein Hubschrauber der Bundespolizei nimmt einen Patienten von einerm Marineschiff auf.

    Ein Hubschrauber der Bundespolizei nimmt einen Patienten vom Minenjagdboot „Pegnitz“ auf

    Bundeswehr/Julia Kelm
  • Ein Hubschrauber der Polizei im Anflug auf eine Marineschiff in See.

    Von der hohen See in zivile Krankenhäuser

    Bundeswehr/Julia Kelm
  • Zwei Hubschrauber im Landeanflug auf ein Schiff in See.

    Ein NHNATO-Helicopter-90 der Heeresflieger und ein Super Puma der Polizei bringen die Verwundeten an Bord der „Frankfurt am Main“, wo sie dann weiter versorgt werden

    Bundeswehr/Oliver-Lucca Stamm
  • Patient wird von mehreren Personen in Uniform aus dem Hubschrauber in das Rettungszentrum verbracht.

    Übergabe des Verwundeten zur Weiterbehandlung im Rettungszentrum der „Frankfurt am Main“

    Bundeswehr/Olliver-Lucca Stamm
  • Mehrere Personen stehen vor einer verwundeten Person in einem Schiffslazarett.

    Die Patientin ist im iMerz des Einsatzgruppenversorgers zur weiteren Behandlung eingetroffen

    Bundeswehr/Oliver-Lucca Stamm
  • Eine verwundete Person wird in den Krankenwagen geschoben.

    Eine verwundete Person wird vom medizinischen Personal des Krankenwagens aufgenommen und in ein Krankenhaus gebracht

    Bundeswehr/Oliver-Lucca Stamm
  • Eine verwundete Person wird auf einer Transportliege über einen Flur geschoben.

    Nach einer kurzen Übergabe durch das medizinische Personal des Krankenwagens geht es für die Verwundeten nach der Triage in den Schockraum

    Bundeswehr/Sandra Mittelstädt-Maslowski

Das iMERZMarineeinsatzrettungszentrum ist ein fest verbauter Bestandteil des Versorgers mit Schockräumen, zwei Operationssälen und einer Station mit 40 Betten. In der Versorgungseinrichtung werden verschiedene medizinische Fähigkeiten abgebildet: präklinische Maßnahmen, Labore, Röntgen, Pharmazie, Anästhesie, Chirurgie, Intensivpflege sowie Zahnmedizin. Die eingeschifften Ärztinnen und Ärzte des Zentralen Sanitätsdienstes der Bundeswehr und das dazugehörige Pflege- und Assistenzpersonal behandeln und versorgen die Verwundeten. Auch eine Apothekerin gehört zum Team. Die Verwundeten werden von 20 Sanitätsoffizieranwärtern und -anwärterinnen sowie zehn Angehörigen der Marineunteroffizierschule gespielt, die geschminkt und nach individuellen Drehbüchern zum Beispiel schwere Schädel-Hirn-Traumata oder Brandverletzungen aufweisen.

Während die Erstversorgung der Verwundeten an Bord auf Hochtouren läuft, nimmt die „Frankfurt am Main“ Kurs auf Rostock. In zwei zivilen Kliniken der Stadt stehen die für einen Massenanfall zusammengestellten Teams bereit, im Marinearsenal Warnemünde warten bereits die Rettungswagen der Berufsfeuerwehr Rostock. Nach der Ankunft im Hafen werden als erstes zwei intubierte Schwerverletzte mit Schädel-Hirn-Trauma und massiven Verbrennungen vorsichtig die Stelling heruntergetragen und in die Universitätsmedizin Rostock und in das Klinikum Südstadt gefahren. Der Chefarzt des dortigen Integrierten Notfallzentrums, Jan-Arne Lauffs, betont: „Durch solche enorm wichtigen Übungen bauen alle Beteiligten ein tragfähiges Netzwerk und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit auf. Die Szenarien helfen uns, Schwachstellen zu identifizieren und dadurch im Ernstfall Fehler zu vermeiden.“

Zivil-Militärische Zusammenarbeit muss geübt werden

Role2Sea ist die große sanitätsdienstliche Schwerpunktübung der Deutschen Marine. Mit ihr wird die sanitätsdienstliche Einsatzunterstützung auf See geübt. Dabei übernimmt zunächst das Marinepersonal die „Erste Hilfe“, anschließend übernimmt das sanitätsdienstliche Personal des Unterstützungsbereichs die weitere medizinische Versorgung auf der Ebene Role 2 innerhalb der Rettungskette im Einsatzgebiet. Nach der – wenn notwendig auch notfallchirurgischen – Behandlung auf See werden die Verwundeten anschließend an Land an das zivile Gesundheitssystem übergeben.

Flottillenarzt Nadine A., Dezernatsleiterin im Marinekommando in Rostock und dort zuständig für Sanitätseinsatz- und Übungsplanung, zieht ein positives Fazit zur Übung Role2Sea: „Eineinhalb Jahre Übungsplanung und das große Engagement aller an der Übung Beteiligten haben sich gelohnt. Jetzt kommt es darauf an, die Zusammenarbeit weiter zu intensivieren und Verfahren und Patiententransporte bei der Rettungskette von seegehenden Einheiten zu landbasierten zivilen Gesundheitseinrichtungen weiterhin regelmäßig zu üben.“

Das Wichtigste in Kürze

Der Schwerpunkt liegt in der zivil-militärischen Zusammenarbeit. In diesem Fall handelt es sich um die Zusammenarbeit zwischen der Marine und den Krankenhäusern und darum, wie schnell die Verwundeten weiter versorgt werden können.

Die NATONorth Atlantic Treaty Organization ist ein Bündnis von 30 Mitgliedsländern, dessen Ziel die gemeinsame Verteidigung und Sicherheit ist. Innerhalb der NATONorth Atlantic Treaty Organization werden die verschiedenen militärischen Unterstützungs- und Versorgungsstufen als „NATONorth Atlantic Treaty Organization Role“ bezeichnet. Diese Stufen reichen von Role 1 bis Role 4. Role2Sea ist eine jährlich wiederkehrende Übung.

Diese Versorgungsstufe 2 (Role 2) bietet erweiterte und spezialisierte medizinische Dienste direkt im Einsatzgebiet. Dazu gehören chirurgische Operationen, intensivmedizinische Betreuung sowie Röntgen- und Labordienste.

Der medizinische Standard ist dabei vergleichbar mit dem einer deutschen Klinik.

Das integrierte Marineeinsatzrettungszentrum (iMerz) ist seit 2024 ein fester Bestandteil auf dem Einsatzgruppenversorger „Frankfurt am Main„. 

i-MERZ auf dem Einsatzgruppenversorger Frankfurt am Main

Das i-MERZMarine Einsatzrettungszentrum ist als festes Deckhaus konzipiert und bereits auf dem Einsatzgruppenversorger „Frankfurt am Main“ im Einsatz

Bundeswehr/Leon Rodewald

Die Bevölkerung wurde über die Social-Media-Kanäle sowie die regionalen Medien über die Übung informiert, jedoch haben lediglich Personen um und in den Krankenhäusern einen kleinen Teil der Übung mitbekommen.

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