„Danke Deutschland, danke, dass ihr hier seid.“ Memmet* überschüttet den Übersetzer mit so vielen Komplimenten, dass es diesem fast schon unangenehm ist, die Sätze ins Deutsche zu übertragen. Wegen seiner schmerzenden Hand lässt Memmet sich gerade im deutschen Rettungszentrum behandeln. Er ist der erste Patient. Eine Ehre, wie er findet, die ihn ein bisschen stolz macht, sagt er. Der ältere Mann, um die 60 Jahre, kam in den vergangenen Tagen jeden Morgen an den Zaun des Feldlagers. Er schaute, ob das „Krankenhaus der Deutschen“, über das hier alle in Altınözü reden, endlich fertig ist. Tage zuvor stand er in der langen Schlange vor der örtlichen Klinik. Einen Termin bekam er nicht.
Memmet ist kein Einzelfall. In seiner Provinz Hatay im Süden der Türkei ist die Gesundheitsversorgung nach dem schweren Erdbeben am 6. Februar weitgehend zusammengebrochen. Nach Angaben des türkischen Gesundheitsministeriums sind allein hier rund 84.000 Gebäude zerstört und 292.000 Menschen direkt betroffen.
Altınözü, an dessen Stadtrand das deutsche Rettungszentrum liegt, ist zum Schmelztiegel geworden. Früher hatte die türkische Kleinstadt rund 85.000 Einwohner, heute leben rund 200.000 Menschen hier. Die meisten sind Binnengeflüchtete aus der rund 20 Autominuten entfernten Millionenmetropole Antakya. Sie kamen auf der Suche nach Schutz vor Nachbeben und medizinischer Hilfe. Obwohl das Epizentrum des Bebens weiter nördlich lag, sind in Antakya die Schäden am größten. Die ersten Kräfte internationaler Hilfsorganisationen erlebten hier „apokalyptische Szenen“. Ganze Wohnviertel sind kollabiert, Brände haben weitere Zerstörungen angerichtet, Tausende Männer, Frauen und Kinder stehen unter Schock.