Heer
Effektive Kampfmittelabwehr

„Feuer frei!“ – das Ziel: eine Sprengladung

„Feuer frei!“ – das Ziel: eine Sprengladung

Datum:
Ort:
Bergen
Lesedauer:
2 MIN

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Oberfeldwebel Sebastian V.* nimmt eine letzte Feinjustierung am Visier vor. Er atmet tief ein, dann aus und betätigt den Abzug seines Gewehrs. Sekundenbruchteile später bricht der Schuss. Die Soldatinnen und Soldaten des Panzerpionierbataillons 130 trainieren mit dem Scharfschützengewehr G22 A2 zu einem besonderen Zweck.

Ein Soldat liegt auf einer Wiese mit einem großen Gewehr im Anschlag.

Ein Soldat lädt das Scharfschützengewehr G22 A2 nach

Bundeswehr/Rainer Stolze

„Treffer!“, stellt Oberstleutnant Stefan Klein zufrieden fest. Der Kommandeur des Panzerpionierbataillons 130 aus Minden ist an diesem Morgen zur Dienstaufsicht auf die Schießbahn 21 nach Bergen gekommen. Hier trainieren seine Soldaten den Umgang mit dem Scharfschützengewehr G22 A2. Die Waffe war im Zuge des neuen Scharfschützenkonzeptes Mitte der Neunzigerjahre für die Truppe beschafft worden, die Version A2 ist eine modifizierte Weiterentwicklung. Unter anderem mit einem verbesserten Zielfernrohr. Das Kaliber hingegen ist dasselbe geblieben: 7,62 x 67 mm. (300 Winchester Magnum).

Dass die Pioniere den sicheren Umgang und den präzisen Schuss mit dem G22 A2 trainieren, hat einen guten Grund. „Wir nutzen die Waffe vor allem zur Kampfmittelabwehr“, erklärt der Hauptfeldwebel, der sich auch zivil mit Gewehren bestens auskennt: „Ich bin passionierter Jäger“, berichtet der Portepee-Unteroffizier, der seinen Namen allerdings nicht nennen möchte. Dafür aber erklärt er, wie die Pioniere im Ernstfall mithilfe des G22 die Sprengfallen entschärfen: mit einem gezielten Schuss. Klingt einfach, erfordert aber viel Übung. Denn die heimtückischen Sprengfallen sind häufig nicht nur gut getarnt und versteckt, sondern meist auch noch sehr klein. Sie sind mitunter nicht viel größer als ein Kaffeepott, ein handliches Buch oder eine DINDeutsches Institut für Normung A4-Mappe. Ein gezielter Schuss aus sicherer Distanz soll die todbringende Ladung idealerweise entschärfen, sie unschädlich machen oder sie zumindest wegschlagen.

Abwehr mit geringem Schaden

Auf einem Übungsgelände steht eine Zielscheibe auf einem Holzständer, rechts eine rote Übungsscheibe

Zielobjekte für die Soldaten sind links die große Scheibe für das Anschießen und unten rechts die kleine Klappübungsscheibe

Bundeswehr/Rainer Stolze

„Diese Vorgehensweise wenden wir vor allem bei Stabilisierungseinsätzen an“, erklärt Klein. „Auf diese Weise schützen wir, so gut es geht, die zivile Infrastruktur.“ Denn statt eines gezielten Schusses mit einem 7,62 Projektil könnte die Truppe beispielsweise auch mit einer 20-Millimeter-Kanone des Schützenpanzers Marder die Sprengfalle vernichten. Doch dann wären die Folgeschäden immens. „Und das wollen wir verhindern“, sagt der Bataillonskommandeur. Damit die Pioniere sich bei dieser Art des Entschärfens der Sprengfallen nicht selbst in Gefahr bringen, gilt ein Mindestabstand von 300 Metern. „Wird der unterschritten, könnten herumfliegende Trümmerteile die Soldaten gefährden. Deshalb üben die Soldaten an diesem schwülheißen Frühsommertag auf der Schießbahn in Bergen den Umgang mit der Waffe.

In 300 Metern ein kleines Ziel

Als Erstes steht das Einschießen auf dem Dienstplan. Mit ersten Probeschüssen auf die Zehner-Ringscheibe ermitteln die Schützen den Haltepunkt ihrer Waffe. Danach wird es deutlich sportlicher: Die Klappziele, die die Pioniere jetzt ins Visier nehmen, sind gerade einmal 14 Zentimeter groß – so groß wie im Ernstfall eine mögliche Sprengfalle. Auf 100 und 200 Meter Entfernung sind die Ziele noch gut zu erkennen, bei 300 Metern wird es anspruchsvoller, auch weil es inzwischen wolkenlos ist und die Sonne hell scheint. Die Luft flimmert. Doch die Soldaten werden mit jedem Schuss treffsicherer und am Ende ist Oberstleutnant Klein mit den Schießresultaten seiner Soldaten zufrieden. „Das war ein guter Tag“, resümiert der Bataillonskommandeur.

*Name von der Redaktion geändert


von Klaus Reschke

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