Heer
Zivilisten in der Bundeswehr

Berufung statt Beruf – der Reserveoffizier

Berufung statt Beruf – der Reserveoffizier

Datum:
Ort:
Koblenz
Lesedauer:
3 MIN

ROA a.d.W. mag auf dem ersten Blick eine sperrige Bundeswehrabkürzung sein, doch steckt dahinter ein ausgeklügelter Ausbildungsgang für Reservistinnen und Reservisten. Major der Reserve Dr. Andreas Leipold vom Zentrum Innere Führung in Koblenz hat diese im Jahr 2015 neu aufgelegte Ausbildung von 2017 bis 2019 durchlaufen.

Am Arm einer Person mit Dienstanzugsjacke ist ein schwarzes Band mit weißer Schrift befestigt.

Das Ärmelband: Es ist das Erkennungszeichen eines Ausbilders an der Offizierschule des Heeres

Bundeswehr/Carsten Vennemann

„2015 wurde die Möglichkeit zur Ausbildung von Reserveoffizieren außerhalb des Wehrdienstes reformiert“, erinnert sich Leipold. Die Ausbildung der Reserveoffiziere außerhalb des Wehrdienstes (ROA a.d.W.) soll Zivilisten mit Fachkenntnissen aus verschiedenen Bereichen der Gesellschaft einen Zugang zur Bundeswehr schaffen.

Von der Idee zur Uniform

Soldat in Flecktarnuniform mit Waffe und Helm in der Hand

Major Andreas Leipold wird am Sturmgewehr G36 auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz ausgebildet

Bundeswehr/Thomas Adamietz

Am Anfang steht eine Bewerbung beim Bundesamt für Personalmanagement der Bundeswehr. Diese Bewerbung koordiniere man am besten gemeinsam mit dem Karrierecenter am Heimatort, sagt der Major. So habe er auch direkt einen Überblick über den Bedarf an Reservedienstleistenden erhalten. Ein anschließendes Vorstellungsgespräch in Einheit mit einer Eingangswehrübung schuf beiderseits schnell Klarheit über die Eignung des Bewerbers, aber auch Klarheit über die Vorstellungen der Tätigkeiten eines Reserveoffiziers.

Eine zweite Möglichkeit, die der Ausbildungsgang bietet, ist die Ausbildung ohne Beorderungsdienstposten. In diesem Fall steuert das Bundesamt für Personalmanagement der Bundeswehr die gesamte Ausbildung und auch den Anteil der Truppenpraktika. Insgesamt ist die Ausbildung auf mehrere Jahre ausgerichtet, kann aber auch schneller absolviert werden. Fünf Module sind vorgesehen und müssen durchlaufen werden.

Schritt für Schritt durch die Module

Mehrere Soldaten in Flecktarnuniform stehen und hocken beieinander.

Die angehenden Reserveoffiziere bereiten sich auf das statische Gefechtsschießen vor

Bundeswehr/Andreas Leipold

Ungediente Bewerber belegen in den ersten beiden Modulen die Allgemeine Streitkräftegemeinsame Soldatische Ausbildung (ASSAAllgemeine Streitkräftegemeinsame Soldatische Ausbildung). Die anschließenden Module drei bis fünf sind die eigentliche Reserveoffiziersausbildung mit fachlichem Hintergrund. Die Offizierschule der Luftwaffe in Fürstenfeldbruck und die Marineschule in Mürwik bieten dafür die Möglichkeiten. Leipolds Wahl fiel auf die Offizierschule des Heeres in Dresden.

Dort umfasst jedes Modul zehn Präsenztage, die aber auf drei Wochen binnen dreier Monate verteilt werden. „Die zweite Woche, die ,grüne Woche' verbringen die angehenden Reserveoffiziere auf dem Truppenübungsplatz Nochten in der Oberlausitz“, erläutert Leipold. Er arbeitet im zivilen Leben als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Bayreuth.

E-Learning und Uniform

Ein Soldat steht vor einem Betonturm und hebt den rechten Arm.

Major Andreas Leipold war ganz oben: Vom „Turm am Schweren Berg“ südlich von Weißwasser aus kann man den Truppenübungsplatz Nochten und seine Umgebung gut überblicken.

Bundeswehr/Thomas Adamietz

Zwischen den Wochen an den Offiziersschulen lernen die Teilnehmer über eine Online-Plattform der Bundeswehr neben ihrer zivilen Arbeit von zu Hause aus. Hierbei kommen weitere drei Wochen pro Modul zusammen. Menschenführung und Politische Bildung dominieren dabei die ersten Lehrstunden. Themenfelder wie Taktik und Wehrrecht bereiten schon in dieser frühen Phase auf die Module zwei und drei vor.

Ein merklicher Gegenpol zur Theorie ist der Aufenthalt auf dem Truppenübungsplatz. Für manche Teilnehmer lag ein Biwak, ein Feldlager, bereits viele Jahre zurück, erinnert sich der Reserveoffizier. In der „grünen Woche“ wird an der Geländebeurteilung gearbeitet, wie sie für das dritte Modul im Bereich der Taktiklehre benötigt wird. Ausbildungen an der Panzerfaust 3, dem Maschinengewehr und den Übungshandgranaten runden den Gefechtsdienst ab.

Im zweiten Modul stehen Wehrrecht, Soldatengesetz und die Wehrdisziplinarordnung auf dem täglichen Dienstplan. Der Unterricht sei für einen Nichtjuristen sehr fordernd, da er eine ganz andere Denkweise abverlangt, erinnert sich Leipold. Führung im Einsatz und jede Menge Taktik beschreiben das Modul 3. Die Teilnehmer lernen, den Auftrag der übergeordneten Führung auszuwerten, zweckmäßige Entscheidungen für ihre Führungsebene zu treffen und Befehle zu formulieren. Theoretische Planspiele im Hörsaal und Geländebesprechungen im Felde, also in realer Umgebung, folgen.

Der Mix macht‘s

Dokument mit Text, Wappen und Unterschrift

Den Offizierbrief erhalten alle erfolgreichen Absolventen nach Abschluss des 3. Moduls an den Offiziersschulen der Bundeswehr

Bundeswehr/Andreas Leipold

Am Ende eines jeden Moduls steht eine Prüfung, die bestanden werden muss. Die Abschlussprüfung in Modul 3 ist dabei gleichzeitig die Prüfung zum Reserveoffizier. Die Ansprüche an die Teilnehmer sind hoch. So absolvieren sie während der Präsenzphasen an den Offizierschulen einige interaktive Trainings- und Gruppenarbeiten. In den Phasen auf dem Übungsplatz werden die Offiziere körperlich aktiviert. Leipolds Resümee: „Es ist eine Herausforderung, das Lernen daheim, die praktischen Übungen bei der Bundeswehr, den Job und das Privatleben zu koordinieren. Aber die Ausbilder der Dresdner Offizierschule taten alles, um Zivilisten in kurzer Zeit in Reserveoffiziere zu verwandeln und ihnen diesen Beruf sowie dessen Anforderungen näherzubringen.“ Leipold versteht sich „im zivilen wie im militärischen Leben als Mittler zwischen der Bevölkerung und ihrer Armee“.


von Andreas Leipold

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