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MELLSMehrrollenfähiges Leichtes Lenkflugkörpersystem-Schießen bei Nacht

Diese Waffe durchschlägt jeden Kampfpanzer

Das Mehrrollenfähige Leichte Lenkflugkörpersystem (MELLSMehrrollenfähiges Leichtes Lenkflugkörpersystem) ist das Abwehrsystem des Heeres gegen schwer gepanzerte Fahrzeuge.

Draußen auf einem Feld knien vier Soldaten mit einer Panzerabwehrwaffe.

Bundeswehr / Mario Bähr

Diese Waffe durchschlägt jeden Kampfpanzer

Der Puls des Schützen geht hoch. In wenigen Minuten wird er das erste Mal überhaupt mit dem Lenkflugkörpersystem MELLSMehrrollenfähiges Leichtes Lenkflugkörpersystem feuern. Auf einer Distanz von mehreren Kilometern muss er sein Ziel bekämpfen. Doch der Wind wird immer stärker. 

Der MELLSMehrrollenfähiges Leichtes Lenkflugkörpersystem-Trupp ist in der rechten Flanke im weiten Gelände des Truppenübungsplatzes Oberlausitz eingesetzt. Die drei Soldaten gehören zum Jägerbataillon 292 aus Donaueschingen. MELLSMehrrollenfähiges Leichtes Lenkflugkörpersystem ist eine Abkürzung und bedeutet Mehrrollenfähiges Leichtes Lenkflugkörpersystem

Der Trupp schießt damit bei Tag und Nacht: „Unsere Aufgabe ist es, gepanzerte Fahrzeuge des Feindes zu vernichten. Eine Entfernung von bis zu 4.000 Metern ist möglich“, erklärt Schießlehrer, Hauptfeldwebel Florian B.* Klar. Jeder Schütze will treffen, denn ein Schuss mit dem hochwirksamen Waffensystem kostet circa 100.000 Euro, so viel wie eine Luxuslimousine. 

In der folgenden Story erklärt die Truppe, wieso sich der Einsatz des Lenkflugkörpers rechnet, wie der Schuss abläuft und warum die Soldaten dringend den scharfen Schuss üben müssen.

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Lenkflugkörper versus Panzer

Auf einem Feld knien drei Soldaten neben einer Panzerabwehrwaffe mit einem Lenkflugkörper.

Bundeswehr/Mario Bähr

Zunächst schauen wir uns die Waffe genauer an. Das Lenkflugkörpersystem ist ein tragbares elektrooptisches Panzerabwehrsystem mit großer Reichweite für den Einsatz bei Tag und Nacht. MELLSMehrrollenfähiges Leichtes Lenkflugkörpersystem wird von Infanterieeinheiten, aber auch von der Panzergrenadiertruppe primär gegen moderne Kampfpanzer und gegen mechanisierte Truppenteile mit Schützenpanzern eingesetzt. 

Gegen diese Ziele ist die Waffe trotz bester Panzerung extrem durchschlagskräftig und wirksam. Kampf- und Schützenpanzer sind für die eigene Truppe aufgrund ihrer weitreichenden Waffenanlage und Optronik eine starke Bedrohung. Sie müssen so schnell wie möglich zerstört werden, bevor sie selbst angreifen. Sekundärziele sind leicht gepanzerte Fahrzeuge, Bunker und andere Ziele am Boden. Das Lenkflugkörpersystem wird ebenfalls für Beobachtungs- und Aufklärungsaufgaben am Tag, in der Nacht und bei eingeschränkter Sicht eingesetzt. 

„Damit wir Ziele in der Gefechtssituation unter Stress, schlechter Witterung und unter allen Lichtbedingungen wirksam bekämpfen können und um die Treffsicherheit zu steigern, müssen wir regelmäßig nicht nur mit dem Ausbildungsgerät, sondern auch im scharfen Schuss üben“, verdeutlicht der Schießlehrer, Hauptfeldwebel Florian B.

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Tag- und Nachtschuss: Eine absolute Rarität

Auf einem Feld schießen drei kniende Soldaten mit einer Panzerabwehrwaffe. Rauch entsteht.

Bundeswehr/Mario Bähr

Zurück in der Stellung: Für die Masse der Schützen ist es heute der erste Schuss überhaupt. Für sie ist es eine Rarität, mit dem MELLSMehrrollenfähiges Leichtes Lenkflugkörpersystem zu schießen. Gerade heute bei den gerade schlechten Windverhältnissen lernen alle etwas dazu, vom Einsteiger bis zum Schießlehrer. Welche Parameter spielen beim Treffer eine Rolle und ist das, was in den Vorschriften steht, auch so richtig? 

Das Waffensystem kommt ursprünglich aus Israel. Die Vorschriften wurden aus dem Hebräischen ins Englische und Deutsche übersetzt. Da diese Lenkflugkörper teuer sind, sind Erfahrungen mit dem System rar gesät. Alles wird penibel dokumentiert und ausgewertet.

Die Abläufe unterscheiden sich vom Schießen bei Tageslicht. Nachts ist das Ziel ohne natürliches Licht im Tagsichtmodus nicht mehr zu erkennen. Die Schützen müssen dann alles im sogenannten IRInfrarot-Modus, also unter Einsatz von Infrarotlichttechnik, schießen. Auch damit ist das Erkennen des Ziels im Dunkeln eine Herausforderung und bedarf einer gewissen Erfahrung, besonders wenn es keine Wärme abstrahlt oder/und mit der Umgebung verschmilzt. Optimal ist es, wenn die Schützen einen klaren Unterschied zwischen Ziel und Umgebung erkennen können.
 

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So läuft der Schuss Schritt für Schritt ab

In der Dunkelheit leuchtet ein heller Lichtstreifen durch den Schuss mit einem Lenkflugkörper.

Bundeswehr/Mario Bähr

Die Bestandteile des MELLSMehrrollenfähiges Leichtes Lenkflugkörpersystem werden von drei Schützen in Rucksäcken getragen und in der Stellung aufgebaut. Der Schuss erfolgt sowohl liegend als auch kniend oder stehend hinter einer Deckung. Egal, welcher Anschlag – die Stellung wird grundsätzlich getarnt und an einem schlecht einsehbaren Ort bezogen, um sich vor den Augen des Feindes zu schützen. 

In der Oberlausitz nutzen die Schützen ausnahmsweise aufgrund der Sicherheitsauflagen eine vorgegebene Stellung auf der Freifläche. Der Richtschütze aktiviert die Waffenanlage. Er beobachtet das Ziel und klärt im IRInfrarot-Nachtsichtmodus durch die integrierte Abfeuer- und Lenkeinrichtung (Integrated Command Launch Unit, iCLU) auf. Zusätzlich kann er die Wärmequellen auf Weiß oder auf Schwarz stellen, um hier einen optischen Unterschied zum Gelände zu erzeugen. Panzer haben durch ihre Wärme eine bestimmte Silhouette. 

Der Truppführer, der nebenan in der Stellung liegt, schließt nebenbei die sogenannte SUDOCU-Anlage an. Dies ist eine Art Aufzeichnungs- und Unterstützungstablet. Mit ihr erhält er das gleiche Bild. Im Vieraugenprinzip kann er dann das Vorfeld beobachten, um den Feind aufzuklären. Ladeschützin oder -schütze setzt das Startrohr mit dem Lenkflugkörper ein. Dann taucht plötzlich ein feindlicher Kampfpanzer auf. Sofort wird das Gefechtsfahrzeug weitergemeldet. Der MELLSMehrrollenfähiges Leichtes Lenkflugkörpersystem-Trupp erhält den Feuerbefehl. Damit wird beispielsweise geklärt, welcher MELLSMehrrollenfähiges Leichtes Lenkflugkörpersystem-Trupp auf welches Ziel wirkt. So schießen nicht zwei Schützen auf dasselbe Ziel. Dann wird entweder aufgeschaltet, also das Ziel im Auto-Modus bekämpft oder es wird manuell gefeuert. 

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Schneller sein als der Kampfpanzer

In der Dunkelheit entstehen hinter zwei kleinen Leuchtkugeln ein Funkenregen.

Bundeswehr/Mario Bähr

Bevor der Lenkflugkörper wirklich abgefeuert wird, müssen unter erheblichem Zeitdruck einige Punkte beachtet werden, darunter die Windstärke. „Grundsätzlich müssen wir auf den Wind achten genauso wie auf die Wolkendecke“, erklärt der Ausbilder. Auch der Feind nutzt Wärmebildoptiken und wird diese gegen uns einsetzen wollen. Während sich Richtschütze auf das Ziel konzentriert, prüft Truppführer die Rückstrahlzone und ruft: „Rückstrahlzone frei!“. Dann gibt er den Feuerbefehl. 

Jetzt wird der Schalter betätigt. Nur ein bis zwei Sekunden dauert es, bis sich der Lenkflugkörper aktiviert. „Diese Zeit fühlt sich für mich als Schütze wie eine Ewigkeit an, wie ein FIFA-Tor in Zeitlupe“, beschreibt ein Schütze. Dann sprühen Funken und mit einem lauten Knall startet der Lenkflugkörper mit enormer Geschwindigkeit Richtung Ziel. Der Wind zerrt an ihm während des Fluges. Doch der Richtschütze gibt alles, um das Ziel zu treffen. 

Während der Lenkflugkörper fliegt, kann der Truppführer durch eine integrierte Kamera sogar noch während des Schusses einen Zielwechsel befehlen. Das passiert, wenn ein höherwertiger Kampfpanzer aufgeklärt werden kann. Außerdem kann er dem Schützen Anmerkungen für Korrekturen geben. Eins ist klar – MELLSMehrrollenfähiges Leichtes Lenkflugkörpersystem-Schießen ist Teamarbeit. Auf einmal blitzt am Horizont ein Feuerball auf. „Treffer!“, freut sich der Truppführer, „Turmmitte!“ „Am Ende gehört auch ein Quentchen Glück dazu, ein Bauchgefühl, aber vor allem Erfahrung.“

*Name zum Schutz des Soldaten abgekürzt.

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