Ein Eid, der alles abverlangt
Ein Eid, der alles abverlangt
- Datum:
- Ort:
- Seedorf
- Lesedauer:
- 4 MIN
Den 22. September 2021 werden die knapp 100 Rekrutinnen und Rekruten des Fallschirmjägerregiments 31 so schnell nicht vergessen, denn das eigene Gelöbnis wird in ganz Deutschland verfolgt. Der Grund: Bundeskanzlerin, Verteidigungsministerin und der Generalinspekteur sind zu diesem besonderen Ereignis nach Seedorf angereist.
Es sind Momente, die in Erinnerung bleiben. Das Gelöbnis ist für Rekrutinnen und Rekruten in der Bundeswehr der erste Höhepunkt in der noch kurzen militärischen Laufbahn. Denn es ist der Zeitpunkt, an dem die jungen Soldaten ihren Eid ablegen. Sie schwören und geloben, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen. In Seedorf wird am 22. September 2021 die Bedeutung des Gelöbnisses besonders untermalt, auch durch den anwesenden Generalinspekteur der Bundeswehr, General Eberhard Zorn: „Nachdem Sie nun schon fast drei Monate die Uniform tragen, werden Sie durch das Aussprechen der Eidesformel endgültig zum Staatsbürger in Uniform. Ich danke Ihnen für Ihre persönliche Entscheidung, in der Bundeswehr für Ihr Land zu dienen. Sie übernehmen sichtbar Verantwortung und treten für Freiheit, Recht, Menschlichkeit und Frieden ein. Das ist alles andere als selbstverständlich. Und ich versichere Ihnen, dass Ihr Dienst für unser Land wertvoll ist.“
Im Zeichen Afghanistans
Worte, die sonst schwer greifbar sind, bekommen an diesem Tag in der kleinen niedersächsischen Gemeinde westlich von Hamburg einen ganz besonderen Stellenwert. Denn das Antreten in der Fallschirmjägerkaserne steht im Zeichen der Evakuierungsoperation in Kabul, Afghanistan. Mit den jungen Kameraden angetreten sind die tapferen Soldatinnen und Soldaten, die unter der Führung von Brigadegeneral Jens Arlt an der bisher größten militärischen Evakuierungsmission der Bunderepublik mit bis zu 600 Einsatzkräften beteiligt waren. Die Bundesministerin der Verteidigung, Annegret Kramp-Karrenbauer, würdigt in ihrer Ansprache die Leistungen der knapp 400 eingesetzten Fallschirmjäger: „Sie können stolz auf sich sein, seien Sie gewiss - wir sind es! Ganz Deutschland blickt heute mit voller Anerkennung und Dankbarkeit auf die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr. Sie, Frau Bundeskanzlerin, unterstreichen mit Ihrer Anwesenheit diese Dankbarkeit und diese hohe Bedeutung.“
Fallschirmjäger, Spezialkräfte (KSKKommando Spezialkräfte), Feldjäger, Krisenunterstützungsteams, Sanitäter, Angehörige der Luftwaffe und weitere Spezialistinnen und Spezialisten aller Bereiche der Bundeswehr waren in Deutschland, in Taschkent und am Flughafen in Kabul eingesetzt, um die Evakuierung von deutscher Seite sicherzustellen. Eine von der Bundeswehr eingerichtete Luftbrücke von Kabul nach Taschkent brachte mit Evakuierungsflügen Tausende Schutzsuchende in Sicherheit. Zur Würdigung dieser tapferen Kameraden sind die Bundeskanzlerin Angela Merkel und Ministerin Kramp-Karrenbauer nach Seedorf gekommen.
Treu und tapfer fürs Vaterland
Für die Rekrutinnen und Rekruten ist es definitiv ein ganz besonderer Tag. Unter den Augen der politischen und militärischen Führung Deutschlands dürfen sie endlich ihre Treue für das Vaterland schwören und geloben. Rekrut Simon Brunssen ist nach seiner Grundausbildung begeistert und nervös zugleich: „Ich freue mich sehr auf diesen Tag. Besonders, weil die Kanzlerin vorbeikommt – da habe ich doch schon ein flaues Gefühl im Magen. Egal, der Tag wird toll.“ Dass der Eid für die angetretenen Soldaten keine leere Worthülse ist, wird angesichts der Ereignisse in Afghanistan und der Würdigung in Seedorf umso deutlicher. Dabei steht besonders die Pflicht zur Tapferkeit im Fokus. Das nimmt auch der Generalinspekteur zum Anlass, um den Rekruten nochmal ins Gewissen zu reden: „Nehmen Sie die Kameraden der Evakuierungsoperation zum Vorbild. Sie haben gezeigt, was unseren Dienst so einzigartig macht und wofür Sie als Soldat kämpfen.“ In Kabul haben die Fallschirmjäger in der Tat gezeigt, was der Dienst fürs Vaterland im Ernstfall heißt: Das eigene Leben riskieren, um anderen Menschen das Leben zu retten. Für den Rekruten und Offizieranwärter Lennard Walter indes ist es eine Ehre, mit den Kameraden, die in Kabul waren, antreten zu dürfen. „Die Kameraden geben einem selbst viel Ansporn, noch mehr bei der Bundeswehr erreichen zu wollen. Sie sind Vorbilder. Sie haben tapfer für Deutschland alles gegeben. Und ja, genau das ist es, was uns Soldaten am Ende ausmacht. Die Auszeichnung, die sie heute erhalten, haben sie absolut verdient.“
Am Ende liegen sich die frischen Staatsbürger in Uniform mit ihren Familien und Freunden in den Armen. Der erste große Abschnitt liegt nun hinter ihnen – viele weitere werden folgen.
Was ist das Gelöbnis?
Das Gelöbnis von Soldaten der Bundeswehr ist eine feierliche Zeremonie am Anfang ihrer Dienstzeit. Der Text der Formel unterscheidet dabei zwischen Grundwehrdienstleistenden bzw. Freiwillig Wehrdienstleistenden, die ein Feierliches Gelöbnis ablegen und Soldaten auf Zeit bzw. Berufssoldaten, die einen Diensteid, in Anlehnung an den Beamteneid, ablegen. Diensteid oder Gelöbnis sind in § 9 des Soldatengesetzes festgelegt und sollen die Integration des jungen Rekruten in die soldatische Gemeinschaft fördern, ihn auf einer emotionalen Ebene an die soldatischen Pflichten binden und eine erzieherische Wirkung auf den Soldaten im Sinne seiner Funktion im Staat ausüben.