Heer
Auf kurze Distanz

Fäuste statt Hubschrauber: Heideflieger lernen Nahkampf

Fäuste statt Hubschrauber: Heideflieger lernen Nahkampf

Datum:
Ort:
Faßberg
Lesedauer:
3 MIN

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Sportmatte und Messerattrappe statt Cockpit und Hangar: Diesmal erwartet die Soldatinnen und Soldaten des Transporthubschrauberregiments 10 eine Ausbildung, die bis vor ein paar Jahren eher mit der Kampftruppe assoziiert wurde. Anstatt im Mehrzweckhubschrauber NHNATO-Helicopter-90 über Norddeutschland zu fliegen, kämpfen die Heideflieger aus Faßberg heute mal mit Boxhandschuhen und Trainingsgewehr. Doch nicht nur für sie ist die Kampfausbildung wertvoll.

Mehrere Soldaten in Uniform und Schutzausstattung kämpfen mit Fäusten in einer Halle.

Bei der Nahkampfausbildung in Faßberg lernen die Soldaten unter anderem, wie sie einen Messerangriff abwehren können

Bundeswehr/Andy Schmidt

Die militärische Nahkampfausbildung ist in der Bundeswehr nicht vollkommen neu. Allerdings absolvierte sie in den vergangenen Jahren nur ein begrenzter Personenkreis und nicht die gesamte Truppe. Diese Zeiten sind passé. Mittlerweile ist die Ausbildung für jede Soldatin und jeden Soldaten im Heer vorgesehen. Die Heideflieger zählen dabei zu den ersten Verbänden, die diesen Plan umsetzen und die Nahkampfausbildung wieder in den Dienst- und Ausbildungsalltag integrieren.

Warum soll die Truppe die Nahkampfausbildung erhalten? Das Training vermittelt einerseits den direkten Umgang mit körperlichen Konfrontationen, auf die jede Soldatin und jeder Soldat, egal ob Fallschirmjäger oder Logistiker, im Ernstfall vorbereitet sein muss. Andererseits erlernen die Teilnehmenden aber auch selbstbewusstes und konzentriertes Handeln in Stresssituationen. Der militärische Nahkampf unterscheidet sich dabei fundamental von konventionellen Kampfsportarten – denn er unterliegt, angepasst an die Realität in der Gefechtssituation, keinen Regeln. Das einzige Ziel besteht darin, die Oberhand in der Auseinandersetzung zu gewinnen und den Gegner kampfunfähig zu machen.

So wird Nahkampf in Faßberg ausgebildet

Soldaten in Uniform und Schutzausrüstung kämpfen mit Fäusten in einer Halle.

Im militärischen Nahkampf gibt es, wie auch in der harten Realität, keine Regeln. Aber es gibt Techniken, um sich im Duell zu behaupten. Dabei zählt jede Sekunde. Im intensiven Training müssen die Teilnehmer überraschende Angriffe zügig abwehren.

Bundeswehr/Andy Schmidt

Beim Transporthubschrauberregiment 10 werden jeweils kleine Gruppen aus zwölf Teilnehmenden über eine Woche hinweg ausgebildet. Dafür hat das Regiment zwei eigene Nahkampfausbilder, die selbst Angehörige des Verbandes sind. Die Ausbildung setzt zu Beginn auf den unbewaffneten Kampf, lehrt danach die Abwehr von Messerangriffen und vermittelt anschließend den Umgang mit der eigenen Waffe im Nahkampf. 

Der unbewaffnete Kampf ist eine Art Grundgerüst für den Nahkampf. Gerade hier wird den Teilnehmenden deutlich, wie unerlässlich körperliche Fitness, Geschicklichkeit und Entschlossenheit sind, um sich in der Duellsituation zu behaupten. Gleichzeitig müssen die korrekten Techniken in Kombination mit effektiven Schlägen und Tritten eingesetzt werden, um den Gegner auszuschalten.

Sobald die Teilnehmenden die Grundlagen des unbewaffneten Kampfes verstanden haben, geht es an die Abwehr von Messerangriffen. Die Soldaten erlernen Methoden, um Messerangriffe zu blockieren. Gezielte Schläge und Tritte sollen den Angreifer hierbei zusätzlich desorientieren. „Eine Abwehr von Messerangriffen ist aber immer riskant. Trotz schneller Reaktion und perfekter Technik kann der Verteidiger oft selbst verletzt werden. Um die Oberhand zu behalten, muss man schnellstmöglich wieder die eigene Waffe einsetzen“, verdeutlicht der Ausbilder die enorme Gefahr bei einem solchen Angriff. In engen Räumen wird dann sogar die persönliche Ausrüstung, die eigentlich nützlich sein soll, zum Nachteil. Aus diesem Grund müssen die Teilnehmenden lernen, wie sie ihre Ausrüstung auch im Nahkampf zum eigenen Vorteil nutzen können. Das sperrige Gewehr wird dabei sowohl für den Angriff als auch zur Verteidigung eingesetzt. Auf kurzer Distanz kann man damit zuschlagen oder beispielsweise Angriffe durch Schlagstöcke abwehren, ohne sich dabei selbst zu verletzen.

Die finale Prüfung

Die Abschlussprüfung ist für die zwölf Soldatinnen und Soldaten anspruchsvoll. Hier werden ihre Fähigkeiten im Nahkampf rigoros auf die Probe gestellt. Die finale Bewertung gliedert sich dabei in mehrere Abschnitte, in denen die Prüflinge ihre erworbenen Fertigkeiten einsetzen sollen. In diesen Situationen sind sie gezwungen, unvorhergesehenen Angriffen zu begegnen, die blitzschnelle und genaue Reaktionen verlangen. Sie müssen unter anderem Kämpfe in engen Räumen bestreiten, Messerattacken abwehren und sich im unbewaffneten Nahkampf beweisen. Wie in einer realistischen Situation ist es erforderlich, dass die Prüflinge die Hindernisse flink und taktisch überwinden. Ergänzt wird dies durch sportliche Aktivitäten, die manch einen bis an die Grenzen der eigenen Belastbarkeit führen. Die Ausbildungsgruppe beweist schließlich nach einer Woche Kampftraining: Sie alle haben physische Ausdauer, können unter Stress agieren und besitzen nun eine solide Expertise im militärischen Nahkampf, auf die man aufbauen kann.

Eine Woche austeilen und einstecken

  • Ein Soldat bewegt sich robbend auf dem orangefarbenen Hallenboden mit einem blauen Übungsgewehr.

    Bei der Nahkampfausbildung nutzen die Soldaten auch Übungswaffen, die in Form und Gewicht der echten Waffe entsprechen, wie beispielsweise einem Sturmgewehr G36

    Bundeswehr/Andy Schmidt
  • Zwei Soldaten boxen in einer Sporthalle auf blauen Matten in Schutzausstattung.

    Volle Konzentration im Übungskampf. Die beiden Soldaten üben den Kampf ohne Waffen, um für den Ernstfall vorbereitet zu sein. Sie müssen den Gegner gut beobachten und blitzschnell reagieren.

    Bundeswehr/Andy Schmidt
  • Ein Soldat in Schutzrüstung und Uniform macht in einer Sporthalle Klimmzüge am Torpfosten.

    Körperliche Stärke und Fitness ist im militärischen Nahkampf nicht nur äußerst wichtig. Sie ist die Basis. Hierfür macht der Soldat Klimmzüge in voller Schutzausrüstung.

    Bundeswehr/Andy Schmidt
  • Soldaten kämpfen in Uniform und Schutzausrüstung mit Fäusten und Übungswaffen in einer Halle.

    Erfolgreiche Abwehr: Beide Angreifer können durch die erlernten Techniken zu Boden gebracht werden. Nun zieht der Kämpfer blitzschnell seine Handwaffe und bringt damit die Situation unter Kontrolle.

    Bundeswehr/Andy Schmidt
von Andy Schmidt

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