Fäuste statt Hubschrauber: Heideflieger lernen Nahkampf
Fäuste statt Hubschrauber: Heideflieger lernen Nahkampf
- Datum:
- Ort:
- Faßberg
- Lesedauer:
- 3 MIN
Sportmatte und Messerattrappe statt Cockpit und Hangar: Diesmal erwartet die Soldatinnen und Soldaten des Transporthubschrauberregiments 10 eine Ausbildung, die bis vor ein paar Jahren eher mit der Kampftruppe assoziiert wurde. Anstatt im Mehrzweckhubschrauber NHNATO-Helicopter-90 über Norddeutschland zu fliegen, kämpfen die Heideflieger aus Faßberg heute mal mit Boxhandschuhen und Trainingsgewehr. Doch nicht nur für sie ist die Kampfausbildung wertvoll.
Die militärische Nahkampfausbildung ist in der Bundeswehr nicht vollkommen neu. Allerdings absolvierte sie in den vergangenen Jahren nur ein begrenzter Personenkreis und nicht die gesamte Truppe. Diese Zeiten sind passé. Mittlerweile ist die Ausbildung für jede Soldatin und jeden Soldaten im Heer vorgesehen. Die Heideflieger zählen dabei zu den ersten Verbänden, die diesen Plan umsetzen und die Nahkampfausbildung wieder in den Dienst- und Ausbildungsalltag integrieren.
Warum soll die Truppe die Nahkampfausbildung erhalten? Das Training vermittelt einerseits den direkten Umgang mit körperlichen Konfrontationen, auf die jede Soldatin und jeder Soldat, egal ob Fallschirmjäger oder Logistiker, im Ernstfall vorbereitet sein muss. Andererseits erlernen die Teilnehmenden aber auch selbstbewusstes und konzentriertes Handeln in Stresssituationen. Der militärische Nahkampf unterscheidet sich dabei fundamental von konventionellen Kampfsportarten – denn er unterliegt, angepasst an die Realität in der Gefechtssituation, keinen Regeln. Das einzige Ziel besteht darin, die Oberhand in der Auseinandersetzung zu gewinnen und den Gegner kampfunfähig zu machen.
So wird Nahkampf in Faßberg ausgebildet
Beim Transporthubschrauberregiment 10 werden jeweils kleine Gruppen aus zwölf Teilnehmenden über eine Woche hinweg ausgebildet. Dafür hat das Regiment zwei eigene Nahkampfausbilder, die selbst Angehörige des Verbandes sind. Die Ausbildung setzt zu Beginn auf den unbewaffneten Kampf, lehrt danach die Abwehr von Messerangriffen und vermittelt anschließend den Umgang mit der eigenen Waffe im Nahkampf.
Der unbewaffnete Kampf ist eine Art Grundgerüst für den Nahkampf. Gerade hier wird den Teilnehmenden deutlich, wie unerlässlich körperliche Fitness, Geschicklichkeit und Entschlossenheit sind, um sich in der Duellsituation zu behaupten. Gleichzeitig müssen die korrekten Techniken in Kombination mit effektiven Schlägen und Tritten eingesetzt werden, um den Gegner auszuschalten.
Sobald die Teilnehmenden die Grundlagen des unbewaffneten Kampfes verstanden haben, geht es an die Abwehr von Messerangriffen. Die Soldaten erlernen Methoden, um Messerangriffe zu blockieren. Gezielte Schläge und Tritte sollen den Angreifer hierbei zusätzlich desorientieren. „Eine Abwehr von Messerangriffen ist aber immer riskant. Trotz schneller Reaktion und perfekter Technik kann der Verteidiger oft selbst verletzt werden. Um die Oberhand zu behalten, muss man schnellstmöglich wieder die eigene Waffe einsetzen“, verdeutlicht der Ausbilder die enorme Gefahr bei einem solchen Angriff. In engen Räumen wird dann sogar die persönliche Ausrüstung, die eigentlich nützlich sein soll, zum Nachteil. Aus diesem Grund müssen die Teilnehmenden lernen, wie sie ihre Ausrüstung auch im Nahkampf zum eigenen Vorteil nutzen können. Das sperrige Gewehr wird dabei sowohl für den Angriff als auch zur Verteidigung eingesetzt. Auf kurzer Distanz kann man damit zuschlagen oder beispielsweise Angriffe durch Schlagstöcke abwehren, ohne sich dabei selbst zu verletzen.
Die finale Prüfung
Die Abschlussprüfung ist für die zwölf Soldatinnen und Soldaten anspruchsvoll. Hier werden ihre Fähigkeiten im Nahkampf rigoros auf die Probe gestellt. Die finale Bewertung gliedert sich dabei in mehrere Abschnitte, in denen die Prüflinge ihre erworbenen Fertigkeiten einsetzen sollen. In diesen Situationen sind sie gezwungen, unvorhergesehenen Angriffen zu begegnen, die blitzschnelle und genaue Reaktionen verlangen. Sie müssen unter anderem Kämpfe in engen Räumen bestreiten, Messerattacken abwehren und sich im unbewaffneten Nahkampf beweisen. Wie in einer realistischen Situation ist es erforderlich, dass die Prüflinge die Hindernisse flink und taktisch überwinden. Ergänzt wird dies durch sportliche Aktivitäten, die manch einen bis an die Grenzen der eigenen Belastbarkeit führen. Die Ausbildungsgruppe beweist schließlich nach einer Woche Kampftraining: Sie alle haben physische Ausdauer, können unter Stress agieren und besitzen nun eine solide Expertise im militärischen Nahkampf, auf die man aufbauen kann.