Heer
600 Soldaten, 56 Gefechtsfahrzeuge

Panzergrenadierbataillon 371 übt intensiv für Litauen

Panzergrenadierbataillon 371 übt intensiv für Litauen

Datum:
Ort:
Munster
Lesedauer:
3 MIN

In Vorbereitung auf die 7. Rotation der enhanced Forward Presence (eFPenhanced Forward Presence) in Litauen hat das Panzergrenadierbataillon 371 aus Marienberg im Schießübungszentrum Panzertruppen in Munster die Gefechtsformen Angriff und Verzögerung geübt. Seit 2017 hat Deutschland als Rahmennation die Führung der multinationalen Battlegroup zum Schutz der NATO-Ostflanke übernommen.

Drei Schützenpanzer Marder fahren über einen breiten Waldweg und wirbeln Sand auf.

Der Schützenpanzer Marder ist das Hauptwaffensystem der Panzergrenadiere aus Marienberg

Bundeswehr/Sven Riedel

Um sich auf den Einsatz in Litauen vorzubereiten, durchlaufen die Soldatinnen und Soldaten der 7. Rotation weit mehr als die zentralen Ausbildungseinrichtungen der Bundeswehr. So haben bereits Anfang 2019 die Ausbildungen, Lehrgänge und Weiterbildungen begonnen. Zunächst erfolgte die Ausbildung an den Waffen, der Technik und den Fahrzeugen. Darauf aufbauend folgten Themen wie die Aufnahme eigener Kräfte oder das Überwachen des Gefechtsfeldes. Auf dem Truppenübungsplatz Klietz in Sachsen-Anhalt vertieften die Gruppen ihre Fähigkeiten in einem Gefechtsschießen.

Übung im Schießübungszentrum Munster

Zwei Soldaten stehen vor Lagekarten, einer gibt Anweisungen, ein anderer schreibt mit.

Offiziere an der Lagekarte: Hier kommt es auf saubere Führung der Karte an, um frühzeitig und folgerichtig handeln zu können

Bundeswehr/Sven Riedel

Jetzt werden im Schießübungszentrum in Munster die einzelnen Soldatenzüge erstmalig dazu befähigt, geschlossen als Kompanie zu kämpfen. Verstärkt werden sie durch Kampfpanzer, Pioniere und Artillerie. In zahlreichen Gefechtsübungen trat die 4. Kompanie des Panzergrenadierbataillons 371 als Angreifer gegen die zukünftige eFPenhanced Forward Presence-Kompanie an und versuchte diese zu durchbrechen. Durch bewusstes Aufgeben von Raum sollte der Angreifer verlangsamt und abgenutzt, also zahlenmäßig minimiert werden. Dies entspricht einem möglichen Einsatzszenario in Litauen und gleicht dem Prinzip einer mobilen Verteidigung.

Bereit für den multinationalen Einsatzverband

Ein Kommandeur schaut ernst in die Kamera, im Hintergrund steht ein Panzer.

Der Bataillonskommandeur, Oberstleutnant Axel Niemann, verfolgt mit seinem Soldaten ehrgeizige Ziele

Bundeswehr/Sven Riedel

„Mein Ziel ist es, mit meiner 2. Kompanie die Ausbildungshöhe ‚D‘ zu erreichen“, so Bataillonskommandeur, Oberstleutnant Axel Niemann. Dies bedeutet, dass alle Soldaten mit ihren verschiedenen Fähigkeiten geschlossen in einer Kompanie zur Wirkung kommen. Insgesamt sind mehr als 600 Soldatinnen und Soldaten sowie 56 Gefechtsfahrzeuge an den verschiedenen Ausbildungsabschnitten beteiligt. Mit dabei, Pioniere, Artilleristen, Sanitäter und Logistiker, die auch Bestandteil des multinationalen Einsatzverbandes in Litauen sein werden. Um dieses Ausbildungsvorhaben in dieser Größe zu bewältigen, ist ein großer organisatorischer und vor allem logistischer Aufwand nötig. „Wenn alle mitziehen, sind solche Vorhaben möglich und ich bin stolz auf meine Frauen und Männer“, stellt Niemann klar.

Rettungstrupps bergen Verwundete

Ein weiterer Schwerpunkt der Ausbildung ist die Organisation und der Ablauf der Rettungskette. Um den taktischen Führer von diesen Aufgaben zu entlasten, ist dies eine der Hauptaufgaben des Kompanieeinsatzoffiziers. Unter seiner Führung bergen die den Kompanien unterstellten Rettungstrupps die Verwundeten aus den Casualty Collection Points (CCPCasualty Collection Point, deutsch: Verwundetensammelstelle), nahe der „Frontlinie“. Dort übernehmen die Sanitäter die Verwundeten direkt von den speziell dafür ausgebildeten Ersthelfern und führen sie der Rettungsstation des Bataillons zu. Wenn notwendig werden die Verletzten dort operiert.

Bataillonsübung Ende Oktober geplant

Ein Soldat hockt mit einer Waffe im Anschlag an einem Waldrand, zwei andere sprechen miteinander.

Ein Soldat (l.) überwacht das Gelände, während der Truppführer (M.) eine Meldung mit dem Funkgerät abgibt

Bundeswehr/Sven Riedel

Den Höhepunkt und Abschluss der Einsatzvorbereitung bildet Ende Oktober die Bataillonsübung im Gefechtsübungszentrum des Heeres. Niemann macht deutlich, dass die Kompanien, die hier im Schießübungszentrum noch gegeneinander kämpfen, dort dann Seite an Seite, verstärkt um eine verminderte Panzerkompanie des Panzerbataillons 393, unter seiner Führung ein Verzögerungsgefecht üben werden.

Im Zeitalter hybrider Kriegsführung und bewusst gestreuter falscher Nachrichten bekommt die Wirkung im Informationsumfeld und die zivile Lage eine immer zentralere Bedeutung. „Um diesen neuen Herausforderungen effektiv begegnen zu können, war die Zusammenarbeit mit den Experten des Zentrums für Operative Kommunikation und Kräften der Elektronischen Kampfführung ein hilfreicher Blick über den Tellerrand“, bewertet ein Major des Stabes diesen Ausbildungsabschnitt.

Bei ihm laufen viele Fäden zusammen

Ein Soldat schaut direkt in die Kamera.

Hauptmann Silvio R. ist als Kompanieeinsatzoffizier die rechte Hand des Kompaniechefs

Bundeswehr/Sven Riedel

Als Kompanieeinsatzoffizier der 2. Kompanie des Panzergrenadierbataillons 371 wird Hauptmann Silvio R. zum ersten Mal in Litauen dienen. „Hier im Schießübungszentrum und später auch im Baltikum kümmere ich mich um die Organisation aller Versorgungsdienste der Kompanie“, berichtet der Hauptmann. Dies umfasse alle Belange der Materialerhaltung und des Abschleppens von Schadfahrzeugen, die Planung und Befehlsgebung von Märschen sowie das Bergen von Verwundeten. „Letzteres liegt mir besonders am Herzen. Unsere Männer und Frauen müssen sich darauf verlassen können, dass wenn sie verwundet sind, jederzeit adäquat versorgt werden“, betont der 32-Jährige. Aus diesem Grund sei diese Übung für ihn sehr wichtig, da er hier eine Vorstellung davon bekomme, wie die einzelnen Räder ineinandergreifen müssen. Er blicke gut vorbereitet auf die bevorstehenden Aufgaben in Litauen, resümiert der Hauptmann.

von Robert-Helge Patry

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