Heer
Hilfe für UNUnited Nations-Friedensmission

Patrouille unter explosiver Bedrohung

Patrouille unter explosiver Bedrohung

Datum:
Ort:
Afrika
Lesedauer:
3 MIN

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Ein Mobile Training Team (MTT) der Panzergrenadierbrigade 41 „Vorpommern“ übernimmt einen Ausbildungsauftrag in Gambia. Sie sollen den letzten Ausbildungsabschnitt gambischer Soldaten zur Teilnahme an einer UNUnited Nations-Friedensmission übernehmen.

Ein Hauptmann steht mit Ausbildungsteilnehmern um einen Sandkasten, während ein Soldat vorträgt.

Hauptmann Alexander R. (r.) mit Soldaten der Gambian Armed Forces bei der taktischen Ausbildung am Sandkasten

Bundeswehr/Marc Fechtner

Oberstleutnant Marc Fechtner bleibt dem afrikanischen Kontinent treu: Nachdem er bereits im Jahr 2017 einen militärischen Ausbildungsauftrag in Guinea geleitet hatte, ging es für ihn und 14 seiner Kameraden in der zweiten Jahreshälfte 2019 in die gambische Landeshauptstadt Banjul. Hier führt er ein deutsches Mobile Training Team, um gemeinsam Soldaten der Gambian Armed Forces für eine Friedensmission der Vereinten Nationen vorzubereiten.

Rechtliche Grundlagen bereits 2015

„Im September 2015 wurden in New York beim Leader`s Summit on Peacekeeping, die politischen und rechtlichen Voraussetzungen geschaffen“, erklärt Fechtner, der normalerweise in seiner Garnisonsstadt Neubrandenburg in der Abteilung Militärische Ausbildungsunterstützung (MAU) eingesetzt ist. „Knapp 50 Staatschefs und Regierungsvertreter folgten den Rufen des damaligen USUnited States-Präsidenten Barack Obama sowie des ehemaligen UNUnited Nations-Generalsekretärs Ban Ki-moon, um gemeinsam alternative Möglichkeiten zur Friedenssicherung zu entwickeln. Das war die Grundsteinlegung des Konzepts Mobile Training Team.“

Latente Gefahren

Sechs Soldaten springen von einem Transportfahrzeug während ein Ausbilder zuschaut.

Unter den wachsamen Blicken von Hauptfeldwebel Pauli üben die Soldaten der gambischen Armee das richtige Auf- und Absitzen von militärischen Fahrzeugen

Bundeswehr/Marc Fechtner

Die Ausbildungsthemen der Teams werden immer mit Blick auf das jeweilige Einsatzland ausgewählt. Schwerpunkt für die gambischen Soldaten sind die Themen Patrouillen, ob zu Fuß oder mit einem oder mehreren Fahrzeugen sowie Verhalten in einem Hinterhalt.

„Diese beiden Komplexe sind für sich genommen schon sehr herausfordernd. Erschwerend kommt dabei hinzu, dass jeder Ausbildungsabschnitt zusätzlich unter der Bedrohung durch improvisierte Sprengfallen (engl.: Improvised Explosive Decvice (IEDImprovised Explosive Device)), stattfindet„, erklärt Fechtner. „Diese latente Bedrohung ist sehr typisch für afrikanische Konfliktregionen. Sie betrifft nicht nur das Militär, sondern ebenso Zivilisten. In einer realistischen Ausbildung dürfen wir diese Problematik daher niemals außer Acht lassen. Wir versuchen, das Thema auch möglichst breit anzugehen, um eine größere Handlungssicherheit zu erzeugen. Wie ist eine IEDImprovised Explosive Device grundsätzlich aufgebaut? Wie erkenne ich einen potenziellen Anschlagsort? Wie verhalte ich mich ab diesem Zeitpunkt?“

Führerausbildung als Schlüssel zum Erfolg

Auf Sandboden ist das Gelände im Kleinformat nachgebaut. Soldaten hocken drum herum.

Eine der vielen taktischen Kurzlagen: Ein Ausbilder des Mobile Training Teams bespricht mit dem eingeteilten Führer das weitere Vorgehen

Bundeswehr/Marc Fechtner

Eine weitere Herausforderung ist die gesonderte Ausbildung der anwesenden gambischen Führungskräfte, in den meisten Fällen Offiziere mit vergleichbarem Dienstgrad Leutnant bis Hauptmann.

Hauptmann Alexander K. ist zuständig für die Ausbildung der gambischen Offiziere. Er gibt einen Einblick in den Ablauf: „Aufgrund der sehr unterschiedlichen Ausbildungsstände haben wir zuerst gemeinsame Grundlagen in Gefechtsdienst und Taktik gelegt. Danach stellten die Soldaten dieses neu erlangte Wissen in taktischen Kurzlagen unter Beweis.“ Fechtner ergänzt: „In komplexen Übungslagen die nötige Ruhe zu bewahren, um Entscheidungen zu treffen – an diesen Punkt müssen militärische Führer immer wieder gebracht werden. In solchen Situationen kann auch etwas schieflaufen, Fehler sind mitunter sogar gewollt. Denn am Ende lernen alle daraus und sind besser vorbereitet auf potenziell gefährliche Missionen und Einsätze.“

Hilfe zur Selbsthilfe

Zwei gambische Soldaten ziehen einen verwundeten Kameraden an seiner Ausrüstung über ein Feld.

Selbst- und Kameradenhilfe: Gambische Soldaten ziehen einen verwundeten Kameraden in die nächste Deckung

Bundeswehr/Marc Fechtner

Besonders dankbar sind die Soldaten der Gambia Armed Forces als Ersthelfer ausgebildet zu werden. „Im Ernstfall können schon wenige Handgriffe über Leben und Tod entscheiden. Der Ausbildungsstand und die sanitätsdienstliche Ausrüstung der einzelnen Soldaten sind ein großes Problem. Wir mussten an vielen Stellen bei fast null anfangen“, beschreibt Hauptmann Alexander K. den Ausbildungsstand der Teilnehmer.

Trotzdem stellten sich besonders bei der Selbst- und Kameradenhilfe schnelle Erfolge ein. „Bei Soldaten bemerkt man überall auf der Welt immer eine besondere Motivation bei diesem Thema. Der Überlebenswille ist ein zutiefst menschliches Bedürfnis, darf aber nie in den Drang zur Flucht oder zur Waghalsigkeit umschlagen. Um beides zu vermeiden, genau dafür sind wir hier.“

Gesang als Danksagung

Deutsche und gambische Soldaten sitzen und stehen versammelt für ein gemeinsames Abschiedsfoto

Abschied unter Palmen: deutsche und gambische Militärs beim gemeinsamen Abschlussfoto

Bundeswehr/Marc Fechtner

Am Ende der Ausbildung gibt es für den Einsatz des deutschen Mobile Training Teams ein deutliches Lob. Der stellvertretende gambische Verteidigungsminister, Major General Yakuba A Drammeh, bedankt sich persönlich für das Engagement der deutschen Soldaten.

Besonders emotional ist der Dank der Teilnehmenden selbst. Sie singen spontan. Die deutschen Zuhörer sind begeistert. Auch Fechtner erinnert sich gern an den Abschluss: „Wir haben uns über unsere Eindrücke ausgetauscht, alle hatten eine Gänsehaut. Solche Momente sind auch nach einer langen Zeit beim Militär etwas sehr Besonderes.“

von Paul Hapke

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