Anderen die eigene Zuversicht zeigen
Anderen die eigene Zuversicht zeigen
- Datum:
- Ort:
- Dresden
- Lesedauer:
- 3 MIN
Politische Bildung ist ein zentraler Bestandteil in den Lehrgängen der Offizierschule des Heeres. Unter dem Titel: „Unser Land – Vom friedlichen Zusammenwachsen in rauen Zeiten“ besuchen interessierte Soldatinnen und Soldaten am 4. Dezember den Vortrag des Altbundespräsidenten Joachim Gauck im Albertinum in der Dresdner Altstadt.
Der Einladung zum Kathedralgespräch mit Gauck folgen zahlreiche Angehörige der Offizierschule des Heeres (OSHOffizierschule des Heeres). Zu den interessierten Zuhörern gehören nicht nur der stellvertretende Schulkommandeur, Oberst Jochen Schneider, oder Inspektionschefs und Hörsaalleiter, sondern insbesondere junge Offizieranwärter und Offiziere verschiedener Lehrgänge der Offizierschule. Im Albertinum in der Dresdner Altstadt folgen mehr als 800 Zuhörer den Ausführungen und Anregungen des ehemaligen Bundespräsidenten.
Auf Einladung der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen referiert der frühere Bundespräsident zum Thema: „Unser Land – Vom friedlichen Zusammenwachsen in rauen Zeiten“. Akademiedirektor Thomas Arnold eröffnet die Veranstaltung und widmet den anwesenden Soldaten einige Einführungsworte. Er begrüßt es, „dass sich die Angehörigen der Offizierschule des Heeres mit ethischen und gesellschaftspolitischen Themen auseinandersetzen.“
Vortrag des Altbundespräsidenten
Joachim Gauck geht dann in seinem Vortrag auf die Gegensätze von Furcht vor Freiheit und der Offenheit der Gesellschaft ein. Er erinnert an die Aufbruchsstimmung im Land 1990, an Demonstrationen und die unzähligen Veranstaltungen der verschiedenen Kirchengemeinden sowie Umbrüche und den Wandel der Lebensformen danach. Er würdigt die großartige Leistung der Ostdeutschen beim Transformationsprozess hin zur Demokratie und Freiheit: „Hier im Osten waren es nicht nur zwölf Jahre Diktatur wie im Westen, sondern zwölf plus 44 Jahre. In dieser Zeit war es so wichtig, dass Menschen andere Überlebensformen hatten als in einer offenen Gesellschaft.“
Das Bild über die Ostdeutschen oder speziell die Sachsen sei in den vergangenen Jahren maßgeblich durch bestimmte Gruppierungen nachhaltig beeinflusst worden. In Bezug auf das unterschiedliche Wahlverhalten zwischen neuen und alten Bundesländern formuliert Gauck folgende Verhaltensempfehlung: „Das ist nicht nur in Dresden interessant, wo Pegida sich versammelt, sondern überall. Nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa. Wir müssen unterscheiden zwischen denen, die jetzt Willens sind, dieser Demokratie den Garaus zu machen. (...) Diese Leute müssen wir stellen und nicht nur moralisch verurteilen. Wir müssen ihnen Argumente abverlangen und selber Argumente haben.“ Weiter betont Gauck, dass wir „ihnen nicht unsere Ängste schenken, sondern unsere Zuversicht zeigen“.
Ein besonderes Anliegen Gaucks ist es, „mit den Menschen, die an unserer Demokratie zweifeln, zu reden, ihnen das Für und Wider darzustellen“.
So ist Politische Bildung anschaulich
Für die jungen Offizieranwärter und Offiziere sind Veranstaltungen dieser Art Politische Bildung zum Anfassen. Angesprochen auf die Impulse von Joachim Gauck sprechen sie über ihre Eindrücke. Besonders einprägsam für einen Leutnant waren Gaucks Worte: „Die Freiheit der Erwachsenen heißt Verantwortung.“ Als zukünftiger Vorgesetzter und Ausbilder „muss ich mir meiner hohen Verantwortung bewusst sein. Verantwortung muss man spüren und verstehen, mit all der Tragweite und Konsequenzen“, erläutert der junge Offizier. Ein weiterer Hörsaalkamerad ergänzt: „Freiheit ist nicht selbstverständlich, sondern hart erarbeitet.“
Für Fahnenjunker Julien Seid sind die Schilderungen und Eindrücke des Altbundespräsidenten über die verschiedenen Diktaturen besonders im Gedächtnis haften geblieben. Ein weiterer Kamerad verknüpft diese Schilderungen mit der eigenen Familiengeschichte. Er verdeutlicht die persönlichen Einschränkungen in der Karriereplanung seiner Mutter, der aufgrund der nicht systemkonformen Denk- und Handlungsweise in der Deutschen Demokratischen Republik das Studium verwehrt wurde. Die Leutnante Peter Riemer und Christian Ritter planen selbst Weiterbildungsveranstaltungen. „Diese Art der Politischen Bildung ist für mich absolut greifbar und als zukünftiger Vorgesetzter in meiner Verantwortung“, so Ritter.
Offiziere geben Eindrücke an die Truppe weiter
Im Offizierlehrgang 1 nehmen alle Offizieranwärter an einer Ausbildungsreise im Themenfeld der Politischen Bildung teil. Der Offizierlehrgang 2 hingegen zielt darauf ab, den zukünftigen Vorgesetzten zur Politischen Bildung der unterstellten Soldaten zu befähigen. „Politische Bildung, die die späteren Vorgesetzten organisieren, beinhaltet aktuelle Informationen, Staatsbürgerunterricht, Ausbildungsreisen und Seminare sowie vor allem das persönliche Gespräch mit den Soldaten“, erläutert der beauftragte Inspektionschef für die Politische Bildung an der OSHOffizierschule des Heeres. „Deshalb ist die Teilnahme an solchen Veranstaltungen mit prominenten Politikern so wichtig und wertvoll. Die gesammelten Eindrücke können die jungen Offiziere als Multiplikatoren in der Truppe weitergeben“, betont er.