Luftwaffe

Armée de Air und Luftwaffe verschmelzen in der Normandie

Armée de Air und Luftwaffe verschmelzen in der Normandie

Datum:
Ort:
Evreux
Lesedauer:
3 MIN

160 Deutsche an der Seite von 130 Franzosen – die binationale C-130J Super-Hercules-Staffel ist im Aufbau und ihr Personal in der Ausbildung.

Ein Soldat steht auf einer Hebebühne an einem Triebwerkstrainer

Für Lars Petersen, der in den vergangenen 30 Jahren immer mit und an der Transall arbeitete, ist die Technik der Hercules vertraut. „Die Flugzeuge sind sich sehr ähnlich“, sagt er.

privat


Die Transall C160 hat in Deutschland bald ausgedient, nachdem sie in den 1960er-Jahren von einer deutsch-französischen Allianz entwickelt und seither von beiden Ländern als taktisches Transportflugzeug genutzt wurde. In Frankreich, Deutschland und der Türkei fliegt sie noch heute. Seit 2013 wird sie aber nach und nach durch den Airbus A400M abgelöst.

Ein weiteres militärisches Transportflugzeug ist seit über 60 Jahren in der Luft: Die Lockheed C-130 Hercules. Das Propellerflugzeug des USUnited States-amerikanischen Herstellers Lockheed Corporation gibt es mittlerweile in über 40 Varianten; die aktuellste ist die C-130J: digitale Avionik, Glascockpit mit Head-up-Display, sechsblättrige Luftschrauben und Triebwerke mit einer Leistung von 3.425 Kilowatt sind die jüngsten Weiterentwicklungen des Flugzeugs.

Ein Transportflugzeug C-130J Hercules steht auf einer Platte. Zu sehen ist sie es frontal von vorn.

Die deutsch-französische Staffel in Évreux ist mitten in ihrer Aufstellung. Knapp 300 deutsche und französische Soldatinnen und Soldaten werden künftig zehn C-130J Hercules betreiben.

Bundeswehr/Johannes Heyn

Armée de Air und Luftwaffe vereinen ihre Fähigkeiten

Nun befindet sich, 88 Kilometer nordwestlich von Paris, auf dem Fliegerhorst Évreux die deutsch-französische Super-Hercules-Staffel im Aufbau. „Zum ersten Mal werden Flugzeuge, Besatzungen und Mechaniker in ein und derselben deutsch-französischen Einheit arbeiten. Diese beispiellose Integration zeigt die Stärke und Kohärenz der europäischen Verteidigung“, so die französische Verteidigungsministerin Florence Parly.

Insgesamt sollen bis 2024 zehn Transportflugzeuge C-130J auf dem Flugplatz in der Normandie stationiert sein und von 290 Soldatinnen und Soldaten betrieben werden. Einer von ihnen ist Oberstabsfeldwebel Lars Petersen*. Der 54-Jährige ist seit 34 Jahren Soldat und hat seit seinem Eintritt als Feinmechaniker in die Bundeswehr viele Verbände gesehen. Und alle hatten immer die gleiche Schnittstelle: die Transall.

Jetzt, da sich Petersens‘ Dienstzeit mit großen Schritten ihrem Ende nähert, möchte er noch einmal ein neues Flugzeug in den Mittelpunkt seines Soldatenlebens stellen: „Ich bin zu jung, um mich in den Garten zu setzen. Mich interessiert die C-130J und der Aufbau dieses einzigartigen Verbandes in Frankreich; und ich möchte meine eigenen Erfahrungen der letzten 30 Jahre multinational und gewinnbringend einsetzen – mein Wissen weitergeben.“

Vor einer C-130J Hercules steht ein Team aus Deutschen und Franzosen

Auf dem Flugplatz in der Normandie fliegen noch bis 2025 die C160 Transall. Parallel dazu wird dort die C-130J stationiert.

PAO Évreux

Von der Pike auf: einst selbst der Techniker, jetzt sein Prüfer

Petersen ist aktuell Nachprüfer im Lufttransportgeschwader 63 in Hohn. Das heißt, er kontrolliert die Technik und überprüft als letzte Instanz, was am Flugzeug gemacht wurde, bevor es an den Start geht. Etwas Ähnliches wird auch seine Aufgabe in Frankreich sein. Er wird „CRS-Prüfer“: Certificated to release to service – er zertifiziert die Freigabe zum Flugbetrieb.

Ein Triebwerk der Hercules hängt nach dem Ausbau an einem Deckenkran

Die technische Ausbildung, die vor Oberstabsfeldwebel Petersen und seinem neuen Dienstposten in Frankreich liegt, war umfangreich und fand in Deutschland, Frankreich und den USA statt

privat


Doch bevor er seinen neuen Dienstposten antreten kann, wartet einiges an Vorausbildung auf den Schleswig-Holsteiner. Neben insgesamt etwa neun Monaten Sprachausbildung absolvierte er eine CAT-B-Ausbildung, also die Ausbildung zum Flugzeugmechaniker erneut: „Die Materialien und Systeme haben sich binnen der letzten 30 Jahre einfach geändert; da ist die Auffrischung gar nicht schlecht.“ Im Anschluss führte der Weg der Ausbildung in die USA. In Little Rock und Albuquerque ging es dann das erste Mal direkt um die C-130J. Bis dahin war die Ausbildung eher allgemeiner Natur. Eine Grundlagenausbildung zu dem amerikanischen Transporter und eine Spezialausbildung zum „Inflight Refueling“, also der Luftbetankung und Triebwerksbodenläufe folgten. Die Bodenläufe der Triebwerke sind deren Abschlussprüfung, bevor sie ihre jeweils gut 4.600 PS auf die Startbahn bringen dürfen.

Alter Kopf mit neuem Kleid – die C-130J ist keine Unbekannte

Für Petersen ist die Technik der C-130J aber nichts Neues: „Die Transall ist der Hercules sehr ähnlich. Die Technik und die Systeme sind miteinander vergleichbar; die Bauart, die Maße und die Ausstattung sind nahezu gleich. Die Hercules ist ein Transporter mit funktionierender und ausgereifter Technik – ich freu mich drauf.“

Drei Soldaten sitzen im Cockpit eines Simulators

In den vergangenen 30 Jahren hat Oberstabsfeldwebel Petersen immer an und mit der Transall gearbeitet. Seine Erfahrungen möchte er jetzt, sechs Jahre vor seiner Pension, einbringen und weitergeben.

privat


Petersens dienstlicher Werdegang führte ihn von Wunstorf und Köln über Hohn bis nach Évreux und immer begleitete ihn ein Flugzeug, was es dort hinschafft, wo normale Flugzeuge nicht hinkommen. Er wagt das Abenteuer nicht zuletzt wegen der guten Erinnerungen an seine Transall-Zeit. „Meine Aufgaben an der C-130J werden ähnlich sein; sie wird auch taktische Einsätze fliegen, interessante Einsätze – vielleicht so etwas, wie die damalige Hilfe in Osttimor nach dem Referendum 1999. Wir flogen unter der Leitung der UNUnited Nations Lebensmittel auf die kleine Insel.“

Auf einer Platte stehen C160 Transall, mit roten Kreuzen auf dem Rumpf

Petersen ist mit der Transall viele Hilfseinsätze geflogen, wie hier 1999 in Osttimor. „Wir haben die roten Kreuze damals per Hand auf den Rumpf der ‚Alten Lady‘ gemalt“, erzählt er. Und nicht zuletzt wegen seiner guten Erfahrungen blickt er mit …

privat
Eine Gruppe Soldaten beim Gruppenfoto vor einer Transall mit rotem Kreuz

Über 20 Jahre ist es her, seit Oberstabsfeldwebel Petersen und sein damaliges Team vom australischen Darwin aus Hilfsgüter auf die kleine Insel Osttimor brachten. Mit dem Multitalent „Transall“ kein Problem.

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Der Oberstabsfeldwebel und seine Frau blicken der Zeit in Évreux gespannt entgegen: „Unsere Kinder sind aus dem Haus und wir freuen uns auf das Abenteuer Frankreich. Ich könnte mir vorstellen, die letzten sechs Jahre meiner Dienstzeit in diesem einzigartigen Verband zu verbringen und von dort aus in den Ruhestand zu gehen.“

*Name von der Redaktion geändert

von Sandra Süßmuth