Luftwaffe

Das „Schweizer Taschenmesser“ auf Übung

Das „Schweizer Taschenmesser“ auf Übung

Datum:
Ort:
Niedersachsen
Lesedauer:
3 MIN

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Der Friesische Löwe: Die große Übungsreihe des Objektschutzregimentes der Luftwaffe „Friesland“. Ein Einblick in den Übungsablauf.

Ein Soldat beugt sich über eine Drohe vom Typ Mikado

Mit der Drohne Mikado wird das Gelände während der Übung ständig überwacht

Bundeswehr/Sandra Süßmuth

Was passiert eigentlich hinter den Kulissen der groß angelegten Verlegeübung als Teil des „Friesischen Löwen“? 165 Objektschützer machten sich in den frühen Morgenstunden auf den Weg nach „Frieslanien“. Mit ihnen zusammen 55 Fahrzeuge, die verschiedener nicht hätten sein könnten. Vom Greenliner über den Gabelstapler bis hin zum gepanzerten 44 Tonnen schweren Bergekran war einiges dabei. 

Zu Beginn der Übungswoche rollte der Konvoi nach Garlstedt. In der Übung mimte die Logistikschule der Bundeswehr den letzten sicheren und feindfreien Ort vor dem Übertritt nach Frieslanien – dem potenziellen Feindesland auf dem Weg der Objektschützer in dieser Woche. Ihr Ziel: der stillgelegte Flugplatz Jever. Die Heimat der 165 Soldatinnen und Soldaten. 

Zwei Fahrzeuge stehen auf einem Waldweg, das vordere steht quer auf der Straße und versperrt dem nachfolgenden den Weg.

Die Luftwaffensicherer schützen den Tross rund um die Uhr – abgesessen im Gelände und per Roadblock, einer Straßensperre

Bundeswehr/Sandra Süßmuth

Mit Dingo und Eagle über die Weser

Auf dem Rundweg durch Niedersachsen und Bremen warteten allerhand Herausforderungen auf die Objektschützer. Am wohl beeindruckendsten war die Überfahrt über die Weser. Alle 55 Fahrzeuge, egal wie groß, egal wie schwer, setzten in wenigen Stunden über Wasser – und der zivile Berufsverkehr lief parallel trotzdem weiter. 

Eine grafische Darstellung einer Marschroute von Schortens über den Norden Bremens zurück nach Schortens.

Etwa 400 Kilometer über bundesdeutsche Straßen und etwa 70 Meter über Wasser – der Weg des Konvois

Bundeswehr/Pressestelle Objektschutzregiment der Luftwaffe

Täglich schaffte der Konvoi etwa 100 Kilometer und immer zum Abend hin wurde nach einer geeigneten Fläche Ausschau gehalten, auf der nicht nur alle einen Platz für die Nacht haben, sondern auf der auch das taktische Vorgehen gesichert ist. Einfach parken ist unmöglich. Bedingungen wie die Einsehbarkeit ins Gelände, die Wegbarkeit des Untergrundes und die Möglichkeit der Landung eines Luftfahrzeugs waren Grundvoraussetzungen für das Gelände. 

Zwei Soldaten stehen an einer Miniaturlandschaft eines Flugfeldes. Einer von beiden zeigt darauf etwas mit einem Stift.

Bevor die Objektschutzkolonne im Gelände unterzieht und das Lager für die Nacht errichtet, müssen alle Anforderungen an das Gelände erfüllt sein. Wegbarkeit und Einsehbarkeit sind wichtige Faktoren.

Bundeswehr/Sandra Süßmuth

Temperaturen unten – Motivation ganz oben

Das Wetter dieser Tage war, wie es von Friesland erwartet wird: nass, kalt und grau. Der Motivation der Soldatinnen und Soldaten tat das aber keinen Abbruch. Trotz der Widrigkeiten erfüllten sie ihren Auftrag und machten das Beste aus der Situation. 

Geschützt zwischen den Fahrzeugen wurden Planen gespannt, unter denen die Feldbetten aufgestellt wurden; manch andere schliefen auf ihren Autositzen. Gegessen wurde EPA – die klassische Einmannpackung, in der es mal Frikassee, mal Gulasch und zum Abschluss öfter mal Schokoladenmousse gab. Auf kleinen Esbit- oder Gaskochern kochten die Objektschützer ihre Mahlzeiten und ihren Kaffee; der war wichtig. Er hielt nicht nur die Moral oben, er sorgte auch für das kameradschaftliche Zusammenkommen. 

165 Frauen und Männer machen sich unsichtbar

Doch bevor es zum verhältnismäßig gemütlichen Teil überging, hieß es trotzdem stets: Taktik nicht vergessen. Autoscheiben wurden verhangen, damit sie nicht reflektieren; auffällige Markierungen an Fahrzeugen, wie das Rote Kreuz auf dem Krankenkraftwagen, wurden mit Tarnnetzen verdeckt. Die Dingos und Eagles der Infanterie bekamen die natürlichste Tarnung: Blätter, Zweige und Äste ließen ihre Konturen verschwimmen und so konnten sie ungesehen ihre Stellung an den Rändern des Waldes beziehen. 

Ein Dingo steht an einer Waldkante. Seine Vorderseite wurde mit Sträuchern und Zweigen getarnt.

Die geschützten Fahrzeuge der Luftwaffensicherer beziehen Stellung an Waldkanten und -rändern. Um nicht aufgeklärt zu werden, verwischt eine natürliche Tarnung ihre Konturen.

Bundeswehr/Sandra Süßmuth

Doch an eine ausgiebige Nachtruhe unter dem Sternenzelt war nicht zu denken. Es herrschte durch den Schichtbetrieb immer ein leises aber reges Treiben im Nachtlager. Die 109 Infanteristen der Luftwaffe sicherten rund um die Uhr ihre Weichziele und führten, da es nötig wurde, dass ein oder andere Feuergefecht. Denn das war neben der reinen Verlegung, ebenfalls ein Schwerpunkt der Übung. In regelmäßigen Abständen wurde der Tross simuliert angegriffen. 

Ein Fahrzeug vom Typ Widder steht auf einer freien Pläne, im Vorfeld lilafarbener Rauch einer Signalpistolenmunition.

In regelmäßigen Abständen wird die Kolonne der Objektschützer simuliert von feindlichen Kräften angegriffen – die Verteidigung der eigenen Weichziele ist ein Teil der Aufträge

Bundeswehr/Sandra Süßmuth

Man gewinnt nie allein

Am Ende der 400 Kilometer trafen die Soldatinnen und Soldaten im Objektschutzregiment der Luftwaffe ein. Ziel dieses Tages: die Start- und Landebahn des stillgelegten Flugplatzes Jever für die Landung einer Transall vorbereiten. Denn wurde in den letzten Tagen immer nur Fracht aus niedriger Höhe abgeworfen oder per Hubschrauber abgesetzt, soll die Transportmaschine an dem Tag landen. 

Ein schwerer olivgrüner Gabelstapler transportiert ein defektes Fahrzeug von der asphaltierten Start- und Landebahn.

Auch hier wird Hand in Hand gearbeitet. Die Einsatzlogistiker und die Luftwaffenpioniere beräumen den Schrotthaufen auf der Start- und Landebahn in Schortens.

Bundeswehr/Sandra Süßmuth

Allerdings säumten Schrottberge und Blindgänger das Flugfeld. Der EODExplosive Ordnance Disposal, die Pioniere und die Logistiker hatten also alle Hände voll zu tun, bevor die Maschine gegen Mittag zur Landung ansetzte. In Vorbereitung auf den letzten großen Teil des „Friesischen Löwen“ im September 2021 wird auf dem erkundeten und gesicherten Flugfeld in den kommenden Wochen eine Deployable Operating Base (DOB) errichtet, sodass sich das Objektschutzregiment seinem Kernauftrag widmen kann: Aufbau, Schutz und Betrieb eines Einsatzflugplatzes. Und das alles unter dem Motto des Verbandes: semper communis – immer gemeinsam.

von Sandra Süßmuth

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.