Luftwaffe
Neuer Hubschrauber

In Holzdorf wird die Zeitenwende spürbar“

In Holzdorf wird die Zeitenwende spürbar“

Datum:
Ort:
Holzdorf
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Mit der künftigen Stationierung der CH-47 wird der Fliegerhorst Holzdorf zu einem Dreh- und Angelpunkt des Hubschraubertransportes. Erste Erfahrungen mit dem Transporthubschrauber Chinook sammelt die Luftwaffe mit ihren niederländischen Verbündeten – im Flugbetrieb, bei der Betankung und in der Ausbildung.

Auf dem Fliegerhorst Holzdorf steht ein niederländischer Hubschrauber neben einem deutschen

Startklar für den gemeinsamen Flugbetrieb: Die niederländische Luftwaffe ist zum ersten Mal mit einem Transporthubschrauber Chinook (rechts) in Holzdorf gelandet, um gemeinsam mit dem deutschen Pendant CH-53 zu üben.

Bundeswehr/Cora Mohrdieck

Noch vor der Auslieferung des neuen schweren Transporthubschraubers CH-47 vertieft die Luftwaffe ihre Kooperation mit den Niederlanden: Zum ersten Mal ist ein Transporthubschrauber Chinook der Koninklijke Luchtmacht (deutsch: Königliche Luftstreitkraft) auf dem Flugplatz Holzdorf gelandet, um gemeinsam mit einem deutschen Hubschrauber CH-53 zu fliegen. Die Niederlande sind eine von derzeit neun NATO-Nationen, die diesen Hubschrauber bereits betreiben. Die Luftwaffe erwartet ihren ersten Chinook-Hubschrauber im Herbst 2027.

Fliegerhorst Holzdorf für Chinook und Arrow

„Mit der künftigen Stationierung der CH-47 wird der Standort Holzdorf zum Dreh- und Angelpunkt des Hubschraubertransports“, sagte der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Ingo Gerhartz. „In Holzdorf wird die Zeitenwende spürbar.“ Die CH-47 sei ein echter Beitrag zur Stärkung der Landes- und Bündnisverteidigung. 

Außer der Chinook wird auf dem Fliegerhorst auch Arrow stationiert, das neue Waffensystem zur bodengebundenen Abwehr ballistischer Flugkörper oberhalb der Erdatmosphäre. Beide Beschaffungen gehören zu den Leuchtturmprojekten der Luftwaffe, die aus dem Sondervermögen für die Ausrüstung der Bundeswehr finanziert werden.

Die CH-47 wird ab 2027 sukzessive die in die Jahre gekommene CH-53G ablösen, die bisher als „Arbeitspferd“ für den Lufttransport von Menschen, Fahrzeugen und Material im Einsatz ist. Sie kann doppelt so viel an Last – bis zu 40 Kubikmeter – über längere Strecken transportieren wie ihr Vorgängermodell. Bestellt hat die Bundeswehr insgesamt 60 Hubschrauber, davon werden zunächst 47 in Schönewalde/Holzdorf stationiert und weitere zwölf in Laupheim. Eine Maschine erhält die Wehrtechnische Dienststelle 61 in Manching, das ist üblich bei neuen Waffensystemen, die national erprobt werden.

Breites Fähigkeitsspektrum

Die Chinook bringt auch neue Fähigkeiten für die Bundeswehr insgesamt: „Es ist unser erster  Hubschrauber, der in der Luft und am Boden betankt werden kann“, sagt Oberst Christian Guntsch, den der Inspekteur der Luftwaffe als Beauftragten für das neue Waffensystem eingesetzt hat. „Und wir sind damit zum ersten Mal in der Lage zur bewaffneten Suche und Rettung bei Rückführungsoperationen, beispielsweise von notgelandeten Flugzeugbesatzungen.“ 

Die CH-47 ist prädestiniert für Katastrophen- und Hilfseinsätze, zum Beispiel in der Waldbrandbekämpfung oder der Fluthilfe. „Mit ihr können wir in puncto Lufttransportfähigkeiten künftig das gesamte Spektrum abdecken“, sagt Guntsch, „von humanitärer Hilfe bis hin zu Krise und Krieg.“

Gleichzeitig bietet die Chinook gute Kooperationsmöglichkeiten. In Europa und den USA sind bereits mehr als 500 Maschinen im Einsatz. 20 Staaten nutzen das Modell bisher, darunter neun NATO-Nationen. „Wir werden das 21. Mitglied in dieser Familie“, sagt Guntsch. Die Luftwaffe bekomme einen „bewährten, weltweit genutzten Hubschrauber, der von Afghanistan bis Mali schon alles gesehen hat“. 

Von Vorteil sei auch, dass Deutschland die Maschine in der neuesten Ausführung erhalte, genannt „Block II Standard Range“. Auf diese modernisierte Version haben sich kürzlich die amerikanischen Streitkräfte festgelegt.

Ein Politiker lässt sich einen Hubschrauber am Luftfahrzeug von einem Piloten erklären

Auch Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke kam nach Holzdorf, um die Gäste aus den Niederlanden zu begrüßen und sich über die Chinook zu informieren

Bundeswehr/Cora Mohrdieck

Ausbildung in den USA und in den Niederlanden

In puncto Ausbildung hat die Zusammenarbeit mit den Verbündeten bereits begonnen. Seit Ende März werden zwei deutsche Piloten an einer Schule der USUnited States-Army zu Fluglehrern ausgebildet. Vier weitere gehen im nächsten Jahr in die Vereinigten Staaten. Die Ausbildung dauert jeweils drei Jahre. „So können wir 2027, wenn die erste Chinooks in Deutschland ankommen, schon auf erfahrene Fluglehrer zurückgreifen“, erläutert Guntsch den Plan. Seit Anfang April werde der erste Ladungsmeister für die CH-47 in den USA ausgebildet. 

Bei der Schulung des Personals kooperiert die Luftwaffe ebenfalls mit den Niederlanden. Noch in diesem Jahr beginnt ein permanenter Austausch in der Grundausbildung. Für die Koninklijke Luchtmacht bot der gemeinsame Flugbetrieb über Holzdorf auch die erste Möglichkeit, die Betankung ihrer CH-47 durch einen deutschen A400M am Boden zu trainieren.

Der Infrastrukturausbau ist angelaufen

Mit der Stationierung von Chinook und Arrow wird Holzdorf der größte Bundeswehrstandort im Osten Deutschlands werden. Darüber freuen sich insbesondere die Regierungen der beiden Bundesländer, in denen der Standort Schönewalde/Holzdorf liegt. „Für die Region ist das von großer Bedeutung“, sagt Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke. „Denn damit verbunden sind Investitionen von mehr als 600 Millionen Euro, etwa 1.000 neue militärische und zivile Arbeitsplätze und damit ein Anstieg auf künftig etwa 3.000 Beschäftigte.“ 

Um diese Entwicklung zu unterstützen, hat das Land Brandenburg in Zusammenarbeit mit dem Nachbarbundesland Sachsen-Anhalt eine Task Force eingerichtet, um notwendige Baumaßnahmen zu beschleunigen.

Mit Blick auf die Infrastruktur gibt es am Standort tatsächlich einiges zu tun. „Der Hubschrauber ist 30 Meter lang, so lang wie ein Airbus A318, und 18 Meter breit“, erklärt Oberst Guntsch. „Deshalb müssen zum Beispiel neue Unterstellmöglichkeiten und eine Instandsetzungshalle gebaut werden.“ Schon jetzt könnten sechs Hubschrauber auf dem Fliegerhorst untergebracht werden. Und der Besuch der Niederländer hat gezeigt: Die Chinook passt auch in die vorhandenen Hallen.

von Simone Meyer

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