Marine
Landes- und Bündnisverteidigung

Das Segelschulschiff „Gorch Fock“ – ein Multitalent

Das Segelschulschiff „Gorch Fock“ – ein Multitalent

Datum:
Ort:
Flensburg
Lesedauer:
3 MIN

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Die Bundeswehr fokussiert auf Landes- und Bündnisverteidigung. Dabei kommt auch dem Segelschulschiff der Marine eine wichtige Rolle zu. Neben seinen repräsentativen Aufgaben bereitet es den maritimen Offiziernachwuchs auf dessen Führungsrolle in einer kriegstüchtigen Marine vor.

Ein

Die „Gorch Fock“ auf ihrer Ausbildungsreise von Portimao nach Gran Canaria

Bundeswehr/Marcel Kröncke

Die „Gorch Fock“, das Segelschulschiff der Marine, hat viele Funktionen: Für die Offizieranwärter und -anwärterinnen der Marineschule Mürwik ist sie meist der erste Berührungspunkt mit der Seefahrt. Für das Offizierkorps der Marine ist sie ein Ort gemeinsamer Prägung sowie nostalgischer Erinnerung und als „Botschafterin in Weiß“ ein diplomatisches Aushängeschild der Bundesrepublik Deutschland in den Häfen dieser Welt. Aber ist sie im Kontext der aktuellen Rückbesinnung der Bundeswehr auf die Landes- und Bündnisverteidigung im krisengeprägten Weltgeschehen auch noch zeitgemäß? Diese kritische Frage zum Einsatz des dienstältesten Schiffs der Marine wird immer häufiger gestellt.

Die Argumente, die von Kritikerinnen und Kritikern dabei ins Feld geführt werden, sind vielfältig. So habe die Ausbildung der jungen Soldatinnen und Soldaten an den Tampen und in der Takelage einer Bark mit den Realitäten und späteren Aufgaben auf modernen, mit digitalen Technologien ausgestatteten Kriegsschiffen nichts mehr zu tun. Darüber hinaus könnten die benötigten zeitlichen und finanziellen Ressourcen zur Unterhaltung des Segelschulschiffs anderen Ausbildungsbereichen und Einheiten der Marine zugutekommen – denn segeln würden die angehenden Marineoffiziere später höchstens noch in ihrer Freizeit.

Dieser Denkweise widerspricht Fregattenkapitän Elmar Bornkessel, der Kommandant der „Gorch Fock“, jedoch vehement: „Die ,Gorch Fock‘ ist heute wichtiger denn je. Denn Kriegstüchtigkeit beginnt nicht erst mit Ausrüstung oder Munition – sie beginnt mit Haltung, Charakter und der Fähigkeit, Verantwortung unter Belastung zu übernehmen. Genau das wird an Bord eines Segelschulschiffes vermittelt: Persönlichkeitsbildung im maritimen Umfeld und Seefahrtserfahrung, die durch nichts zu ersetzen ist.“

Die „ Gorch Fock“ ist heute wichtiger denn je

Ein Soldat in Marineuniform auf einem Segelschiff.

Der Kommandant des Segelschulschiffes „Gorch Fock“, Fregattenkapitän Elmar Bornkessel

Bundeswehr/Marcel Kröncke

 

Es gibt viele weitere Anhaltspunkte, die dafürsprechen, dass die Ausbildungsreisen auf dem 1958 in Dienst gestellten Segelschulschiff etwas mit dem Führungsnachwuchs der Marine machen. Nirgendwo sonst wäre es möglich, Kompetenzen herauszubilden, die in vielerlei Hinsicht relevant und vor allem zeitlos sind. Vizeadmiral Jan Christian Kaack, der Inspekteur der Marine, stellt klar: „Aus individuellen Menschen machen wir Seeleute und aus Seeleuten machen wir ein Team. Denn dieses Schiff lässt sich nur gemeinsam bewegen. Gemeinsam am Seil ziehen, aber auch gemeinsam Situationen erleben, die völlig außergewöhnlich sind, wie meterhohe Wellen im Sturm, die über das Mitteldeck rauschen.“

Die räumliche Enge an Bord, das Schlafen in Hängematten unter Deck und nicht zuletzt der extrem anstrengende und kräftezehrende Dienst in der Seemannschaft mit der Königsdisziplin des Aufenterns zum Segelsetzen und -einholen an den Masten in einer Höhe von bis zu 45 Metern – all dies unterstützt die maritime Prägung der Kadetten und Kadettinnen und festigt ihren Crew-Geist. Schon im „Gorch Fock“-Lied, geschrieben vom vormaligen Kommandanten Kapitän zur See Hans Freiherr von Stackelberg, wird dieser besondere Zusammenhalt herausgestellt: „Der Bootsmann ist nicht immer angenehm, gefürchtet ist auch mancher Maat / und ist auch ihre Nähe oft recht unbequem, im Herzen ist doch jeder Kamerad!“ Denn ohne gelebte Kameradschaft und das Einstehen für einander wären die Fahrten über die Weltmeere bei jedem Wetter und rauer See schlicht unmöglich.

Würde es die „Gorch Fock“ nicht geben – man müsste sie erfinden

Bornkessel ist dabei insbesondere die Orientierung zum Seegefecht wichtig, denn letztendlich muss alles Handeln zur Kriegstüchtigkeit beitragen und auf das siegreiche Bestehen im Rahmen der Landes- und Bündnisverteidigung ausgerichtet werden – auch die Ausbildung auf einem Segelschulschiff. So gestaltet der Kommandant die Zeit auf See so operativ wie möglich und vermittelt der Besatzung neben dem seemännischen Handwerkszeug das entscheidungsorientierte und gefechtsvorbereitende Denken.

Doch auch ihre Aufgabe als eindrucksvolle Repräsentantin der Marine und der Bundesrepublik hat die „Gorch Fock“ in der neuen Ausrichtung auf die Landes- und Bündnisverteidigung nicht verlernt. Ihre internationalen Empfänge und „Open Ship“-Veranstaltungen, bei denen interessierte Bürgerinnen und Bürger die Bark besichtigen können, gelten nach wie vor als gesellschaftliche Highlights. Die nächste Gelegenheit für jedermann, an Bord des Segelschulschiffs zu gehen und hinter dessen Kulissen zu schauen, besteht während der Kieler Woche am 27. Juni 2025 zwischen 11 und 17 Uhr. Am Folgetag wird sie als Flaggschiff die Windjammerparade auf der Kieler Förde anführen. Entsprechend lautet das Fazit des Kommandanten zu seinem Schiff: „Würde es die ,Gorch Fock‘ nicht geben – man müsste sie erfinden.“

Der Bundespräsident bei einer Rede auf einem Segelschiff.

Der Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland, Frank-Walter Steinmeier, empfängt Botschafter und Botschafterinnen zu einem Empfang auf dem Segelschulschiff „Gorch Fock“ in Warnemünde am 24. Juni 2025

Bundeswehr/Jane Schmidt
Mehrere Soldatinnen und Soldaten

Während der Ausbildung lernen die Offizieranwärter und Offizieranwärterinnen unter anderem Zusammenhalt, Teamwork und Kameradschaft

Bundeswehr/Kröncke
von Dr. Sascha Julian Oks  E-Mail schreiben

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