Marine
Erklärstück

Fregatte ist nicht gleich Fregatte

Die großen Kampfschiffe der Marine sind unterschiedlich spezialisiert. Selbst die jüngste Klasse F125 zeigt Wandel, aber auch Gemeinsamkeiten der Fregattentypen.

Zwei graue Kriegsschiffe in See.

Was sind Fregatten eigentlich?

Ursprünglich waren Fregatten kleine, wendige Kampfschiffe mit der Aufgabe, größere Kriegsschiffe oder auch ganze Verbände und Konvois zu unterstützen. Die britische Royal Navy hatte während des Zweiten Weltkriegs die alte Bezeichnung „Fregatte“ noch aus Segelschiffszeiten genutzt, um etwas zu benennen, das vergleichsweise schnell und billig zu bauen war.

Die Spezialisierung der neuen Fregatten: die Jagd auf Unterseeboote. Im Überwasser- und Luftabwehrkampf waren sie Zerstörern und anderen Kriegsschiffen an Feuerkraft stark unterlegen. Diese Rolle hatten auch die ersten Fregatten der Bundeswehr nach ihrer Gründung 1955.

Mehrere graue Kriegsschiffe neben- und hintereinander in See.

Seltene Gelegenheit: Auch wenn sie im Verband fahren, kommen Fregatten einander in der Regel nicht so nahe wie bei einem Foto-Shooting. Sie brauchen viel Abstand voneinander, um im Ernstfall frei manövrieren zu können.

Bundeswehr/Paul Rein

Mit der Indienststellung der Fregatte „Bremen“ als Typschiff der Klasse F122 Anfang der 1980er Jahre aber begann in der Marine ein Wandel. Sowohl in der Größe als auch in der Bewaffnung hoben sich die Schiffe deutlich von ihren Vorgängern vom Typ F120 ab: Sie waren statt mit Kanonen hauptsächlich mit Raketen, genauer: Lenkflugkörpern, ausgestattet. Von den Geschützen blieb nur eines übrig, und das war nicht mehr die Hauptwaffe gegen Ziele über Wasser. Trotzdem blieb der Schwerpunkt ihrer Fähigkeiten die U-Boot-Jagd, um sie in größeren Verbänden der NATO und als Sicherung für Geleitzüge über den Atlantik zu nutzen.

Auch bei den Mitte der 1990er Jahre in Dienst gestellten Fregatten der Klasse 123 ist das Hauptaugenmerk auf der U-Boot-Abwehr geblieben. Wie die 122er ausgerüstet mit einem Sonar, das in der Bugspitze unter Wasser verbaut ist, und unterstützt durch ihre zwei Bordhubschrauber Sea Lynx Mk 88A, sind die vier Schiffe vom Typ 123 in der heutigen Marine die Spezialisten zum Bekämpfen von U-Booten. Die Waffe dafür: Torpedos der Typen MU 90 und Mk 46, gestartet direkt vom Helikopter oder aus Zwillingstorpedorohren auf beiden Seiten des Schiffs.

Immer mehr Fähigkeiten auf einer Plattform vereint

Eine Neuheit bei der Indienststellung der Fregattenklasse 123 war das Vertical Launch System. In dessen 16 senkrecht im Schiff eingebauten Zellen stecken Lenkflugkörper für die Luftabwehr auf mittlere Entfernung – eine Verdoppelung der Kapazität im Vergleich zu ihren Vorgängern. Von 122ern übernahmen die 123er die RAMRolling Airframe Missile-Launcher zur Kurzstrecken-Luftabwehr und das einzelne 76-Millimeter-Turmgeschütz. Gleiches gilt für die Hauptbewaffnung gegen andere Schiffe mit weiteren Lenkflugkörpern.

Mehrere graue Kriegsschiffe in See, darunter ein Flugzeugträger.

Die „Hamburg“ 2013 im Flugzeugträgerverband um die USS „Dwight D. Eisenhower“: Die deutschen Luftverteidigungsfregatten der Sachsen-Klasse sind wegen ihres leistungsfähigen Radars gern gesehene Partner bei der USUnited States Navy.

US Navy/Ryan D. McLearnon

Einen deutlichen Schritt nach vorne machte die Klasse F123 bei der Verbandsführung. Es gibt mehr Platz an Bord für einen kleinen militärischen Stab und durch deutlich vergrößerte Möglichkeiten in der Kommunikation per Funk und Satellit eignet sich die Klasse hervorragend, deutsche und auch multinationale Schiffsverbände anzuführen. Das haben die „Brandenburg“ und ihre drei Schwestern seit 2002 in vielen Einsätzen der Deutschen Marine immer wieder unter Beweis gestellt. Mit diesem Mix an Fähigkeiten sind die Schiffe der Klasse F123 die ersten echten sogenannten Mehrzweckfregatten der Bundeswehr.

Währenddessen klaffte 2003 durch die Außerdienststellung der letzten drei Zerstörer der Marine in den spezialisierten Luftabwehrfähigkeiten der Deutschen Marine eine Lücke. Sie wurde mit dem nächsten Fregattentyp geschlossen, der Klasse F124.

Die drei Schiffe der Sachsen-Klasse sind als Nachfolger der alten Zerstörer sogenannte „Major Air Defender“ – eine NATO-Bezeichnung für ihre Hauptaufgabe. Sie bestechen durch ihre herausragenden Fähigkeiten in der Luftraumüberwachung. Durch ihr Weitbereichsradar SMART-L sind die Schiffe in der Lage, bis zu 1.000 Luftkontakte zeitgleich zu verfolgen – und notfalls ausgewählte davon gezielt zu bekämpfen. So kann eine einzelne 124er-Fregatte etwa die gesamte Nordsee zwischen Großbritannien und Dänemark kontrollieren. Und die Schiffe sollen sogar in der Lage sein, zum Beispiel die Internationale Raumstation in ihrem Orbit zu tracken.

Die Fregatten der Marine im Vergleich

  • Spezialisierung

     

  • Länge (in Metern)

     

  • Verdrängung (in Tonnen)

     

  • Geschwindigkeit (in Knoten)

     

  • Stammbesatzung

     

VS

  • Spezialisierung

     

  • Länge (in Metern)

     

  • Verdrängung (in Tonnen)

     

  • Geschwindigkeit (in Knoten)

     

  • Stammbesatzung

     

Fregatten sind zum Multitool der Flotte geworden

Was den deutschen und vielen modernen Fregatten in der gesamten NATO inzwischen gemeinsam ist: Technisch sind sie Mehrzweck-Kampfschiffe, die sich allerdings in ihren alltäglichen, operativen Schwerpunkten unterscheiden. Gebaut sind sie für unterschiedliche Lagen des modernen Seekriegs – den Kampf über Wasser mit Radar und Lenkflugkörpern, unter Wasser mit Sonar, Bordhubschraubern und Torpedos.

Die Einsatzrealität der Deutschen Marine hat sich aber seit Anfang den 1990er Jahren deutlich verändert. Hatte der Fokus bis dahin hauptsächlich darauf gelegen, sich für die Landes- und Bündnisverteidigung bereit zu halten, fuhren die Fregatten immer mehr Auslandseinsätze: im Kampf gegen Terroristen und Piraten, aber eben auch, um größere militärische Konflikte durch das Blockieren von Schmuggel von Anfang an zu verhindern.

Eine große Kanone mit schwarzem Rohr und grauer Turmummantelung auf dem Deck eines Kriegsschiffes.

Hauptgeschütze von Fregatten wie gerade die 127-Millimeter der Baden-Württemberg-Klasse wirken beeindruckend – aber sie sind nicht die Hauptwaffe der Schiffe.

Bundeswehr/Carsten Vennemann

Die nächste Fregattenklasse, die F125, hat die Marine deshalb ganz neu konzipieren lassen. Die Schiffe dieses neuen Typs sind Mehrzweckfregatten nicht mehr mit dem Schwerpunkt U-Boot-Jagd oder Luftabwehr, sondern: Stabilisierung.

Beim Bau und bei der Ausrüstung der 125er hat sich deshalb einiges im Hinblick auf Auftrag der Schiffe geändert. Es sind zum Beispiel mehr Kojen für Soldaten des Seebataillons angedacht. Plante man bisher auf Fregatten nur mit normalen Boardingteams von bis zu 12 Seesoldaten, wird auf den Schiffen der Baden-Württemberg-Klasse eine sogenannte Bordeinsatzgruppe mit mehr als 30 Leuten eingeschifft. Für den Transport dieser Kräfte verfügen die Schiffe über vier Speedboote vom Typ Buster. Sie sind im Vergleich zu den bisher genutzten je zwei Beibooten der Fregatten deutlich größer und schneller.

Auch wenn sie noch mit anderen Kriegsschiffen zusammen bei potentiellen Seegefechten mitmischen können: Wichtigstes taktisches und alltägliches Werkzeug der neuen Fregatten vom Typ 125 sind nicht mehr ihre Bordhubschrauber, Torpedos und Flugkörper – sondern ihre Buster-Speedboote und Marineinfanteristen.

Antrieb, Eigenschutz, Besatzungen: mehr über Fregatten

Ein graues Kriegsschiff in See von hinten mit schäumendem Kielwasser.

Höchstfahrt: die Fregatte „Brandenburg“ bei einer Erprobungsfahrt nach eine Werftphase

Bundeswehr/Carsten Vennemann


Die Fregatten der Klassen 123 nutzen zwei Antriebsdieselmotoren für normale Marschfahrt, also Geschwindigkeiten von etwa bis zu 18 Knoten, und zwei Gasturbinen für höhere Geschwindigkeiten. Diese Antriebstechnik hat die Bezeichnung CODOG: Combined Diesel Or Gas. Auf den Schiffen vom Typ F124 ist die Antriebsart sogar CODAG: Combined Diesel And Gas. Zwei Diesel und eine einzelne Turbine lassen sich über ein Getriebe zusammenschalten. Zusätzliche Dieselmotoren liefern Strom für den Betrieb der Schiffe.

Die Fregatten vom Typ 125 haben jetzt Elektromotoren für normale Geschwindigkeiten, und eine zuschaltbare Gasturbine unterstützt sie über ein gemeinsames Getriebe für hohe Fahrtstufen. Das Antriebsprinzip nennt sich CODLAG: Combined Diesel-Electric And Gas. Den notwendigen Strom fürs Schiff, einschließlich der E-Motoren, erzeugen vier Dieselgeneratoren.

Zwei Marinesoldaten in dunkelblauer Arbeitsuniform arbeiten an einem kleinen grauen Geschütze auf dem Deck eines Kriegsschiffes.

Artilleriemaaten beladen ein Marineleichtgeschütz.

Bundeswehr/Inken Behne


Einsatzrealität seit den 1990er Jahren hat gezeigt: Gefahren für Kriegsschiffe gehen nicht nur von anderen Kriegsschiffen aus, sondern auch von kleinen, wendigen Speedbooten. Die Fregatten der Marine haben deshalb viele kleine Rohrwaffen nachgerüstet bekommen, auch um solche Angreifer abwehren zu können: Marineleichtgeschütze (MLGMarineleichtgeschütz) und Maschinengewehre unterschiedlicher Größe.

Auf den Fregatten der Klasse 125 sind nicht nur die zwei MLGMarineleichtgeschütz vom Kaliber 27 Millimeter, sondern auch die fünf schweren Maschinengewehre vom Kaliber 12,7 Millimeter fernbedienbar. Ihre Schützen sitzen in der Operationszentrale, sind nicht mehr möglichem Feindfeuer an Oberdeck ausgesetzt. Und für Aufenthalte in fremden Häfen oder vor Anker sind die Schiffe zusätzlich mit einer Videoüberwachungsanlage und einem Anti-Taucher-Sonar ausgestattet.

Marinesoldaten in dunkelblauer Arbeitsunifomen stehen in mehreren Reihen angetreten auf dem grauen Flugdeck eines Schiffes.

Einlaufmusterung auf der „Mecklenburg-Vorpommern“: Nur auf dem Flugdeck reicht der Platz, dass sich wirklich die gesamte Mannschaft einer Fregatte einmal sehen kann.

Bundeswehr/Jule Peltzer


Rund 220 Männer und Frauen gehören zu den Stammbesatzungen der Fregattentypen 123 und 124. Je nach Einsatzart kommt noch Personal der Marineflieger, des Seebataillons und für einen Stab an Bord. Platz ist für gut 250 Menschen an Bord.

Bei den 125er-Fregatten ist es anders: Mit dem neuen Mehrbesatzungsmodell sind für die vier Schiffe der Klasse acht Besatzungen vorgesehen, die sich turnusmäßig alle vier Monate im Einsatzgebiet ablösen können. Zugleich sind diese Stammcrews im Vergleich halbiert: Sie sind nur knapp 130 Köpfe stark. Digitalisierung, Automatisierung und weniger Wartungsbedarf der Technik machen das möglich. Der gewonnene Raum an Bord bietet deshalb Platz für mehr Zusatzpersonal.

Veröffentlicht am: 09.12.2020, zuletzt aktualisiert am: 15.09.2022    
Ort: Rostock    
Lesedauer: 5 Minuten

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