Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Wie in jedem Jahr, so begleitete Militärpfarrer Rüdiger Scholz aus Shape auch in diesem Jahr Soldaten der deutschen Delegation bei den Feierlichkeiten zur 81. Wiederkehr des Beginns der Operation Overlord in der Normandie.

  • Soldaten sind am Fuße eines künstlich angelegten Hügels angetreten und halten Flaggen.

    Der Friedhof in La Cambe beherbergt über 21.000 deutsche Gefallene des Zweiten Weltkriegs.

    Rüdiger Scholz
  • Soldaten stehen geschützt vor Regen in einem Tunnel und gedenken.

    Mont d’Huisnes ist eine deutsche Kriegsgräberstätte aus dem Zweiten Weltkrieg in Frankreich.

    Rüdiger Scholz
  • Ein Soldat hält eine Rede an einem Rednerpult.

    General Steinhaus ehrt und würdigt die Leistungen und Opfer von Soldaten.

    Rüdiger Scholz
  • Ein Mann wird von einer Frau mit einem Schirm vor Regen geschützt, während er vorliest.

    Kleine Gedenkveranstaltungen auf den Dörfern sind irgendwie ergreifender.

    Rüdiger Scholz
  • Ein Pfarrer in Flecktarn-Kleidung zeigt in Richtung Horizont.

    Soldatenfriedhof Mont d‘Huisnes, im Hintergrund der Mont Saint-Michel, ein Wahrzeichen Frankreichs und UNESCO-Weltkulturerbe

    Rüdiger Scholz
  • Eine Stele und ihre Inschrift.

    Die Stele in Foucarville dient als Hauptort der Trauer und des Gedenkens für alle auf dem Friedhof bestatteten Soldaten.

    Rüdiger Scholz

Organisiert wurden die Kranzniederlegungen und Gedenkfeiern – auch in Zusammenarbeit mit dem Volksbund Kriegsgräberfürsorge – vom Militärattachéstab der Deutschen Botschaft Paris.

Wieder ging es zu den regelmäßigen Veranstaltungen wie der Deutschen zentralen Gedenkfeier in La Cambe, aber dieses Mal war es anders. Inwiefern? Pfarrer Scholz erzählt:

„Schon immer fand ich die kleinen Gedenkveranstaltungen auf den Dörfern ergreifender als die großen internationalen Zeremonien mit viel Prominenz. In diesem Jahr wurde ich von den Bürgermeistern und lokalen Kollegen nicht nur erkannt, sondern umarmt, herzlich willkommen geheißen und, wo immer möglich, in die Gedenkveranstaltungen ‚eingebaut‘.

Ich will dies an einem Beispiel verdeutlichen: Von Anfang an habe ich die Zeremonie in Foucarville besucht. Dort war das größte amerikanische Kriegsgefangenenlager für deutsche Soldaten mit bis zu 45.000 Insassen. Dessen USUnited States-Kommandeur Oberst Warren Kennedy setzte schon früh auf (Um-)Erziehung und (Aus-)Bildung der Gefangenen und ließ auch eine große Kirche errichten.

Heute ist von alledem nichts mehr sichtbar, bis auf eine Stele mit der Aufschrift: ‚L’union done l‘ amitie et paix.‘ 

Die Einheit schenkt Freundschaft und Frieden.

Als ich vor drei Jahren das erst Mal nach Foucarville kam, wunderte sich der laizistische Bürgermeister, dass die Deutschen einen Pfarrer im Schlepptau hatten. Vergangenes Jahr holte mich der französisch-katholische Kollege unter Tränen nach vorne und bat mich um ein gemeinsames Vaterunser.

In diesem Jahr kam der Bürgermeister auf mich zu und bat mich, ein Gebet zu sprechen. Es braucht Zeit und Kontinuität, um Freundschaften aufzubauen, auch noch 80 Jahre nach Kriegsende.

Ich bin dankbar, dass ich das erleben und mitgestalten darf. Der Bürgermeister von Sainte-Mère-Église überreichte mir sogar die Ehrenmedaille der Stadt, in welcher die Hauptfeierlichkeiten stattfanden. 

In Ravenoville, wo in einer eher privaten Gedenkstätte die Veteranen der 82. und 101. Airborne Division geehrt werden, die das Dorf befreiten, bekam ich sogar den Coin überreicht, den normalerweise nur die Veteranen erhalten. Und ich darf im kommenden Jahr das Eingangsgebet sprechen.

Nicht aus Verdienst, sondern aus Freundschaft

Und so ist es nach wie vor etwas Besonderes, als Deutscher an diesen Feierlichkeiten nicht nur teilnehmen, sondern auch mitwirken zu dürfen. Das ist nicht selbstverständlich, bedenkt man, dass erstmals 2002 mit Gerhard Schröder ein deutscher Bundeskanzler eingeladen wurde. Aus Feinden sind nunmehr nicht nur Partner für den Frieden, sondern aufrichtige Freunde geworden.

Ich durfte in diesem Jahr bei einem französischen Ehepaar übernachten, nicht mehr im Hotel, und war abends bei Gemeindegliedern eingeladen. Die Verabredungen für nächstes Jahr für Gedenkfeiern, Unterkunft und Einladungen sind schon getroffen. Es braucht Zeit, aber mittlerweile bin ich von einem Gast über einen Mitwirkenden zum Teil der Feierlichkeiten geworden. Das ist kein Privileg, sondern ein Geschenk, für das ich sehr dankbar bin.

Im September werde ich wieder in die Normandie fahren, dieses Mal mit deutschen Soldaten aus Lille. Wir werden die Gedenkstätten besuchen und über Gebet und Andacht hinaus werde ich viel zu erzählen haben.

All jene, die Europa in Frage stellen, sollten die Gedenkstätten und Gedenkfeiern besuchen, die eben nicht mehr national, sondern international ausgerichtet sind. Wie es Jean-Claude Juncker anlässlich der Verleihung des Friedensnobelpreises an die EUEuropäische Union im Jahre 2012 formulierte: „Wer an Europa zweifelt, der sollte Soldatenfriedhöfe besuchen.“

So ist evangelische Militärseelsorge: immer vorne dabei, immer besondere Orte und vor allem: immer bei den Menschen.

von Rüdiger Scholz

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.