„Ritualkompetenz, Organisationstalent und Gespür für die Situation“

Im Parlament hat es damals begonnen und mit einem parlamentarischen Abend wurde es gebührend gefeiert: In Berlin erinnerte die Deutsche Marine an ihre Gründung durch einen Beschluss des Paulskirchen-Parlaments im Jahr 1848.

Als Festredner war Militärbischof Dr. Bernhard Felmberg eingeladen, einen besonderen Blick auf die Geschichte der Seelsorge an den Marineangehörigen zu werfen. Überraschend, aber dennoch einleuchtend, was er über die Anfänge zu berichten wusste: dass nämlich Seemannsmission früher hauptsächlich als Aussteigerberatung und christlicher Rettungsdienst verstanden wurde. Dem Bürgertum und den christlichen Gemeinden waren das Hafen- und Seemannsmilieu zutiefst fremd und unheimlich. Das änderte sich nicht zuletzt durch die Deutsche Marine und die Flottenpolitik des späteren Kaiserreiches nachhaltig.

Bis heute geblieben sind die besonderen Herausforderungen sowohl für die Marineangehörigen als auch für ihre Geistlichen. Lange Abwesenheiten von der Heimat, die unmittelbare Gewalt der Natur, belastendes Klima, räumliche Enge im Schiff, aber auch die Faszination der Ferne und die intensive Gemeinschaft an Bord. Am historischen Beispiel machte der Bischof deutlich, was die Seelsorgerinnen und Seelsorge in diesem Kontext bis heute auszeichnet: „Ritualkompetenz, Organisationstalent und Gespür für die Situation“. Und eine hohe Identifikation mit dem Aufgabenfeld und dem Umfeld ihrer Arbeit.

Dass es manchmal kompliziert ist, staatliche und kirchliche Regelungen in die Wirklichkeit der Seefahrt zu übersetzen, und dass Bürokratie dem im Wege stehen kann, deutete Felmberg nur an. Manche Diskussionen seien über die Jahrzehnte ähnlich geblieben, aber unter dem Strich sei die Marineseelsorge dennoch eine Erfolgsgeschichte: „Zum Glück gibt es aber auch eine andere Wirklichkeit – so wie schon damals.“