Inhalt
NATONorth Atlantic Treaty Organization-Ostflanke

Mit Kampfstiefel, Flecktarn und dem Militärrabbinat-Logo auf der Uniform

Jüdische Militärseelsorge
Datum:
Ort:
Rukla
Lesedauer:
5 MIN

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Oleg Portnoy ist der erste Militärrabbiner, der für die Bundeswehr in Litauen bei der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Battlegroup ist. Für die Jüdische Militärseelsorge ist es der dritte Militärrabbiner im Einsatz – für Portnoy eine intensive Zeit bei der Truppe in Rukla mit vielen neuen Eindrücken.

Ein Soldat und ein Militärrabbiner stehen sich gegenüber und reden. Im Hintergrund sind Gebäude zu sehen.

Als erster Militärrabbiner der Jüdischen Militärseelsorge war er im Auslandseinsatz in Litauen: Militärrabbiner Oleg Portnoy. Für ihn war der Austausch mit den Kameradinnen und Kameraden vor Ort im Camp in Rukla eine besondere Erfahrung.

Bundeswehr/Michael Michallek

Im Containerdorf ganz in der Nähe der litauischen Bezirksstadt Jonava ist Oleg Portnoy seit sechs Uhr wach. In seinem Acht-Quadratmeter-Zimmer im zweiten Stock eines der Container liegen sein Gebetsbuch, die Gebetsriemen und der Gebetsschal auf dem Tisch.

Eigentlich ist der Militärrabbiner in der Außenstelle Mitte des Militärrabbinats in Leipzig für alle Soldatinnen und Soldaten in Thüringen, Sachsen, Hessen und Sachsen-Anhalt zuständig. Seine Zeit bei der Multinational Battlegroup Lithuania der NATONorth Atlantic Treaty Organization in Rukla ist sein erster Auslandseinsatz für die Jüdische Militärseelsorge: „Eine sehr gute Erfahrung für mich, denn ich habe in den letzten Wochen viel mehr über die Bundeswehr und den Alltag der Soldatinnen und Soldaten gelernt als in den Monaten zuvor. Nun verstehe ich viel besser, mit welchen Problemen und Herausforderungen die Kameradinnen und Kameraden kämpfen“, erzählt Portnoy. Im Einsatz trägt er wie alle Militärseelsorger die charakteristische Flecktarnuniform mit Kampfstiefeln. Statt des Dienstgrades hat er das Logo der Jüdischen Militärseelsorge auf den Schulterklappen, dazu den Patch des Militärrabbinats am Oberarm.

In der „Little Church“, dem Betreuungscontainer, bietet er jeden Sonntag einen Gottesdienst und ein Bibelfrühstück an. „Ich mache das selbstverständlich so neutral wie möglich – keine jüdischen Lieder, keine Symbole, nichts auf Hebräisch. Denn es soll für alle im Camp passen, egal welcher Religion oder ganz ohne Glauben“, erzählt der Militärrabbiner. Oft nehmen auch Soldaten und Soldatinnen anderen Nationen teil. Nur das Kreuz, das wird für den Gottesdienst mit dem Militärrabbiner abgehangen – auch das soll zur Religionsneutralität beitragen. Denn die Militärrabbiner sind wie alle Militärseelsorgenden der Bundeswehr für alle Kameradinnen und Kameraden da, ganz gleich, welcher Religion oder welchen Glaubens.

Betreuungsausflüge und Filmabende für die Kameraden

Oberstabsbootsmann Sandra E., die in Rukla als Begleitsoldatin und Militärseelsorgeassistentin dient, und Militärrabbiner Portnoy bilden ein seelsorgerisches Team bei der Battlegroup. Die Erfahrung, die Sandra E. aus mehreren Auslandeinsätzen und ihrer Tätigkeit als Notfallseelsorgerin mitbringt, hilft nun dem Militärrabbiner bei seinem ersten Einsatz.

Eine Soldatin und ein Militärrabbiner sitzen sich gegenüber und sprechen miteinander.

Oberstabsbootsmann Sandra E. unterstützte als Begleitsoldatin und Militärseelsorgeassistentin Militärrabbiner Oleg Portnoy während seines ersten Auslandseinsatzes in Rukla

Bundeswehr/Michael Michallek

Heute steht ein Betreuungsausflug, „Time out“, wie er im Einsatz genannt wird, auf dem Programm. Niederländische, tschechische und deutsche Soldatinnen und Soldaten haben sich für eine Fahrt ins nahegelegene Kaunas angemeldet. Portnoy hat mit seiner Assistentin die Fahrt organisiert. Das „IX. Fort“, das Denkmal zur Erinnerung an die Erschießung von mehr als 3.000 Juden im Jahr 1941, der jüdische Friedhof, die Synagoge und ein Besuch bei der jüdischen Gemeinde in Kaunas stehen auf dem Programm.

Danach geht es zurück ins Camp nach Rukla. Portnoy ernährt sich koscher, er folgt den jüdischen Speisegesetzen. Das heißt unter anderem, dass sein Fleisch nach bestimmten Regeln hergestellt wird und in der Küche und auf dem Tisch die fleischigen von den milchigen Zutaten getrennt werden. „Als orthodoxer Jude folge ich diesen Regeln und ich bin richtig froh, dass es auch hier in der Kaserne möglich ist“, erzählt er. In den ersten Wochen hat er sich von koscheren Einpersonenpackungen ernährt, nun steht ab und zu auch vorgekochtes Essen, dass er sich von einem koscheren Lieferdienst in Kaunas schicken lässt, auf dem Speiseplan.

Voraussetzungen für Militärrabbiner im Einsatz schaffen

Heute sind Militärbundesrabbiner Zsolt Balla und Monika Heimburger, die amtierende Leiterin des Militärrabbinats, in Rukla. Sie wollen sich vom Dienst ihres Militärrabbiners an der so wichtigen Position einen Eindruck verschaffen. „Es ist toll zu sehen, wie die Arbeit angenommen wird und dass auch die Gottesdienste unseres Militärrabbiners zum festen Bestandteil des Truppenlebens geworden sind“, sagt Balla.

Erst seit 2021 gibt es die Jüdische Militärseelsorge in der Bundeswehr – Militärseelsorger im Auslandseinsatz, die sich koscher ernähren, sind also auch für die Truppe Neuland. „Uns als Jüdische Militärseelsorge ist es wichtig, unseren Auftrag, auch im Einsatz Militärseelsorge anzubieten, zu erfüllen. Gleichzeitig bedeutet es aber auch, erst einmal die entsprechenden Voraussetzungen zu schaffen“, erzählt Heimburger.

Eine Soldatin, ein Mann und ein Militärrabbiner sitzen zusammen und sprechen miteinander.

Militärbundesrabbiner Zsolt Balla (m.) informierte sich vor Ort im Camp in Rukla über den ersten Auslandseinsatz von Militärrabbiner Oleg Portnoy. Hier im Bild: die beiden Rabbiner im Gespräch mit einer Soldatin.

Bundeswehr/Michael Michallek

Gemeinsam mit der Truppe vor Ort und dem Verpflegungsamt arbeitet das Team der Jüdischen Militärseelsorge daran, koschere Verpflegung im Einsatz sicherzustellen – damit zukünftig auch jüdische Soldatinnen und Soldaten sich entsprechend ihrer Speiseregeln ernähren können. Für Militärrabbiner Portnoy bedeutet das erst einmal, sich selbst um seine Verpflegung zu kümmern. In der kleinen Teeküche in der Nähe seines Büros bereitet er Kartoffeln zu. Dazu gibt es Dosentunfisch, gekochte Eier und Brot aus der Truppenküche. Hähnchenschnitzel und Rinderbuletten vom jüdischen Lieferdienst hebt Portnoy tiefgefroren für Schabbat, den jüdischen Ruhetag, auf.

Jüdische Militärseelsorge für alle Kameradinnen und Kameraden

Portnoy ist der dritte Militärrabbiner der Jüdischen Militärseelsorge, der als Militärseelsorger im Auslandeinsatz ist. Wie seine christlichen Kolleginnen und Kollegen der Evangelischen und Katholischen Militärseelsorge ist er auch in den Auslandsmissionen der Bundeswehr für die Kameradinnen und Kameraden da. Seelsorge und Unterstützung bei der Religionsausübung sind dabei die Hauptaufgaben – ganz egal, welcher Religion oder Glaubensgemeinschaft die Ratsuchenden angehören. Dazu gibt es Truppenbesuche auf dem Übungsgelände im litauischen Pabradė oder dem Stab der Panzerbrigade 45 in Vilnius.

Es ist Abend geworden im Camp, die meisten Soldatinnen und Soldaten sind auf ihren Stuben, beim Sport oder in der Einsatzkantine. Assistentin Sandra E. hat in der „Little Church“ alles für den heutigen Filmabend gerichtet, Popcorn vorbereitet und Getränke bereitgestellt. Bei den Film- und Spielabenden tauschen sich Soldatinnen und Soldaten mit dem Militärrabbiner aus. „Als jüdische Menschen gehen wir eigentlich nicht in Kirchen“, erzählt Portnoy, „doch der Container ‚Little Church‘ ist keine klassische Kirche, sondern eher eine Betreuungseinrichtung der Militärseelsorge. Hier wird nicht nur gebetet, sondern auch Musik gespielt, Filme und Fußball geschaut. Für mich ist es selbstverständlich, dass ich hier im Auslandseinsatz die Soldatinnen und Soldaten dort betreue, wo es gebraucht wird und üblich ist.“

von Cornelia Riedel

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Mehr zum Thema

Footer

Es ist uns ein Anliegen, Ihre Daten zu schützen

Auf dieser Website nutzen wir Cookies und vergleichbare Funktionen zur Verarbeitung von Endgeräteinformationen und (anonymisierten) personenbezogenen Daten. Die Verarbeitung dient der Einbindung von Inhalten, externen Diensten und Elementen Dritter, der eigenverantwortlichen statistischen Analyse/Messung, der Einbindung sozialer Medien sowie der IT-Sicherheit. Je nach Funktion werden dabei Daten an Dritte weitergegeben und von diesen verarbeitet (Details siehe Datenschutzerklärung Punkt 4.c). Bei der Einbindung von sozialen Medien und interaktiver Elemente werden Daten auch durch die Anbieter (z.B. google) außerhalb des Rechtsraums der Europäischen Union gespeichert, dadurch kann trotz sorgfältiger Auswahl kein dem europäischen Datenschutzniveau gleichwertiges Schutzniveau sichergestellt werden. Sämtliche Einwilligungen sind freiwillig, für die Nutzung unserer Website nicht erforderlich und können jederzeit über den Link „Datenschutzeinstellungen anpassen“ in der Fußzeile unten widerrufen oder individuell eingestellt werden.

  • Logo der Bundeswehr

    Es ist uns ein Anliegen, Ihre Daten zu schützen

    Detaillierte Informationen zum Datenschutz finden Sie unter Datenschutzerklärung