Jüdische Militärseelsorge bei der Bundeswehr in Rukla
Militärrabbiner Oleg Portnoy ist der erste jüdische Militärseelsorger, der deutsche Soldatinnen und Soldaten vor Ort in Litauen betreut.
Mit einer Feierstunde in Schwielowsee ist der erste orthodoxe Militärrabbiner der Außenstelle Ost der Jüdischen Militärseelsorge offiziell in sein Amt eingeführt worden. Rabbiner Shlomo Afanasev betreut nun zusammen mit seinem liberalen Amtskollegen Boris Ronis Soldatinnen und Soldaten an allen Bundeswehrstandorten in Brandenburg und Berlin.
Er ist der erste orthodoxe Militärrabbiner für die Bundeswehr in Berlin und Brandenburg: Rabbiner Shlomo Afanasev am 28. Oktober 2025 in der Henning-von-Tresckow-Kaserne in Schwielowsee mit seinem Tallit, dem jüdischen Gebetsschal
Bundeswehr/Anne WeinrichEingeladen waren Vertreterinnen und Vertreter der Bundeswehrdienststellen sowie der jüdischen Gemeinden im Einzugsbereich der Außenstelle Ost.
Die religiöse Einführung von Afanasev ins Amt des Militärrabbiners vollzog Militärbundesrabbiner Zsolt Balla. Dabei erhielt Afanasev auch seinen Tallit, den jüdischen Gebetsmantel, und den Segen der Orthodoxen Rabbinerkonferenz. Zu seinen Aufgaben gehören die Militärseelsorge für jüdische und nicht jüdische Soldatinnen und Soldaten und der Lebenskundliche Unterricht, eine berufsethische Qualifizierung für die Kameradinnen und Kameraden.
„Dass ich heute hier in mein Amt eingeführt werde, als jüdischer Militärrabbiner in Deutschland, ist kein Zufall. Es ist ein Zeichen. Ein Zeichen dafür, dass jüdisches Leben wieder sichtbar ist – nicht nur in Synagogen, sondern mitten in der Gesellschaft. In Kasernen. In Uniform. In Verantwortung. Und das ist wichtig. Für jüdische Soldatinnen und Soldaten, die einen Ansprechpartner brauchen, der ihre kulturellen, religiösen und emotionalen Fragen versteht – nicht abstrakt, sondern konkret. Und es ist auch wichtig für die Bundeswehr selbst – als Ausdruck gelebter Diversität und innerer Stärke“, sagte Rabbiner Afanasev.
Jeweils einen orthodoxen Rabbiner und eine liberale Rabbinerin oder einen liberalen Rabbiner gibt es in den fünf Außenstellen des Militärrabbinats deutschlandweit. Mit Shlomo Afanasev ist dann erstmalig die Außenstelle Ost offiziell mit einem orthodoxen Rabbiner besetzt.
Afanasev ist schon seit Mai 2024 mit den Aufgaben eines Militärrabbiners für die Bundesländer Berlin und Brandenburg betraut. Er erhielt seine Smicha, die Ordination zum Rabbiner, in Berlin. 2005 bis 2010 hat er an der Talmudschule Yeshivas Beis Zion in Berlin, dem Midrasch Shmuel Talmudic College in Jerusalem und dem Rabbinerseminar zu Berlin studiert. Von 2012 bis 2020 führte er Halacha-Studien am Community College in Berlin durch. Zudem war er bis 2021 als Dozent für Halacha und Talmud am Rabbinerseminar zu Berlin tätig. Shlomo Afanasev ist 1981 in Taschkent geboren und hat einen Hochschulabschluss in Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Wirtschaftsprüfung. Er ist verheiratet und lebt in Berlin.
Die Außenstelle des Militärrabbinats in der Henning-von-Tresckow-Kaserne ist eine von fünf Dependancen des seit 2021 bestehenden Militärrabbinats deutschlandweit. Grundlage für den Aufbau der Jüdischen Militärseelsorge ist ein Ende 2019 geschlossener Staatsvertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Zentralrat der Juden in Deutschland.
von Cornelia Riedel