Spezialkräfteübung Green Bird: „Wir meinen es ernst“
Spezialkräfteübung Green Bird: „Wir meinen es ernst“
- Datum:
- Ort:
- Deutschland
- Lesedauer:
- 3 MIN
Bei der Übung Green Bird trainierten spezialisierte Kräfte und Spezialkräfte der Bundeswehr im Mai gemeinsam mit niederländischen Soldatinnen und Soldaten Spezialoperationen in der Landes- und Bündnisverteidigung. Im Fokus standen die schnelle Planung und Umsetzung einzelner Operationen und das Zusammenwirken der Kräfte in der Luft wie am Boden.
An einer fiktiven NATONorth Atlantic Treaty Organization-Außengrenze droht ein schwelender Konflikt zu eskalieren. Paramilitärische Kräfte werden von der gegnerischen Seite mit modernster Waffentechnik und geheimen Informationen versorgt. Die hochdynamische Entwicklung erfordert eine schnellstmögliche Reaktion: Eine vom Gegner unterstützte paramilitärische Gruppe erwartet eine Waffenlieferung an einem grenznahen Bahnhof. Zugleich treffen sich weitere Kräfte mit feindlichen Nachrichtendiensten zum Informationsaustausch. Und in einem kurzen Zeitfenster bietet eine Versammlung von Führungskräften die Gelegenheit, gegnerische Kräfte gefangen zu nehmen.
Drei typische Szenarien hybrider Kriegsführung, die den Einsatz von Spezialkräften erfordern – und Szenarien der Übung Green Bird. Rund 400 Soldatinnen und Soldaten der Spezialkräfte und spezialisierten Kräfte der Bundeswehr übten im Mai 2025 zwei Wochen lang diese und andere Operationen – von der taktischen Luftverlegung einschließlich Luftunterstützung im Radius von 100 Kilometern über den Orts- und Häuserkampf zur Festsetzung gesuchter Personen bis hin zur Verhinderung von Waffenschmuggel und zur Sicherstellung nachrichtendienstlicher Informationen der gegnerischen Seite.
Von der Planung direkt in den Praxistest
Die Besonderheit der Übung lag dabei nicht nur in den Szenarien, die Spezialoperationen im Kampf gegen eine hybride Kriegsführung in der Landes- und Bündnisverteidigung abbildeten. Green Bird war als Luftlandeübung angelegt, die das Zusammenwirken der Spezialkräfte und spezialisierten Kräfte in der Luft und am Boden als vollständigen Prozess übt, und zwar mit gemeinsamer Planung, Auftragsumsetzung und -auswertung. Oberstleutnant Alexander T.*, Pilot und Projektoffizier im HSGHubschraubergeschwader 64, erklärt: „Verfahren und Prozesse werden oft in Gefechtsstandübungen isoliert trainiert – ohne praktische Überprüfung. Das ist bei Green Bird anders. Die taktische Operation zeigt, ob sich die Planung in der Praxis bewährt, wo es Verbesserungs- und Anpassungsbedarf gibt.“
Die Fähigkeit zur schnellen Planung und sofortigen Umsetzung sei dabei wesentlich für erfolgreiche Spezialoperationen, auch in der Landes- und Bündnisverteidigung. „Eine Lage ändert sich, eine Handlungsoption eröffnet sich und wir müssen sofort reagieren – gemeinsam, schnell, schlagkräftig, flexibel. Da bleibt keine Zeit für lange Abstimmungsprozesse. Denn nur so signalisieren wir dem Gegner: Wir können das. Wir meinen es ernst“, sagt T.
NATONorth Atlantic Treaty Organization-Vorgabe: multinationale Integration
Als multinationale Partner waren niederländische SOFSpecial Operation Forces AIR-Spezialkräfte an Green Bird beteiligt. Sie unterstützten in der Übung mit ihren Hubschraubern. Damit wurde eine Anforderung der NATONorth Atlantic Treaty Organization in der Bündnisverteidigung geübt. Alle Bündnispartner sollen ihre Verfahren grundsätzlich so aufeinander abstimmen, dass im Ernstfall eine gegenseitige Unterstützung ohne lange Anforderungszeiten möglich ist.
Das bedeutet, dass beispielsweise deutsche und niederländische Spezialkräfte nicht nur in rein nationalen Teams nebeneinander im selben Raum erfolgreich agieren können. Zusätzlich sollen einzelne Unterstützungsfähigkeiten einer Nation wie die taktische Luftverlegung problemlos in die Operation einer anderen Nation integriert werden können. Die Übungsabläufe bei Green Bird zeigten: Die Zusammenarbeit der deutschen und niederländischen Kräfte funktioniert. Dazu Oberstleutnant T.: „Es genügt nicht, allein gut zu sein. Man muss auch gut zusammenarbeiten. Spezialkräfte können das in kürzester Zeit – streitkräftegemeinsam und multinational.“
Neue Vorzeichen in der Landes- und Bündnisverteidigung
Die gesamte Übung wurde weitgehend nach NATONorth Atlantic Treaty Organization-Standards geplant und durchgeführt. Denn zu Deutschlands Bündnisverpflichtungen in der NATONorth Atlantic Treaty Organization zählt auch ein erheblicher Beitrag im Aufgabenspektrum von Spezialkräften. Als übungskoordinierendes Kommando übernahm das Operative Führungskommando der Bundeswehr dabei die Evaluation der beteiligten Kräfte und Fähigkeiten.
Oberstleutnant Sebastian M. ist Referatsleiter Übungsplanung und Auswertung in der Abteilung Spezialoperationen. Er betont, dass die Übung Green Bird unter anderen Vorzeichen stattfinde als viele frühere Spezialkräfte-Übungen: „Im internationalen Konflikt- und Krisenmanagement waren Operationen der Spezialkräfte meist in sich abgeschlossene Einzelmissionen. Das hat sich grundlegend geändert. Denn in der Landes- und Bündnisverteidigung agieren Spezialkräfte noch mehr im Verbund mit allen anderen militärischen Kräften. Sie stehen nicht mehr im Mittelpunkt einer Operation, sondern sind ein – wenngleich bisweilen essenzieller – Baustein für den militärischen Gesamterfolg.“
Namen zum Schutz der Soldaten anonymisiert