Rettungszentrum der Bundeswehr
Das Rettungszentrum der Bundeswehr ist ein mobiles Kreiskrankenhaus.
Ein Kreiskrankenhaus in nur 72 Stunden in unbekanntes Gelände zu bauen, klingt herausfordernd. Doch im Ernstfall sind Schnelligkeit und Flexibilität erforderlich, um Leben zu retten. Die Soldatinnen und Soldaten des Sanitätsregiments 3 üben deshalb vom 6. bis 17. Oktober 2025 Aufbau und Betrieb der Behandlungsebene 3 im Szenario Landes- und Bündnisverteidigung.
Bei der Übung Donau Samariter 2025 reagiert das Sanitätsregiment 3 auf die Erfahrungen aus dem Ukraine-Krieg. Es integriert die „Role 3“ in feste Infrastruktur, um sich vor Aufklärung und Drohnenangriffen zu schützen.
Die für die Übung in der Dornstädter Rommel-Kaserne aufgebaute Role 3 der Rettungskette verfügt über einen Schockraum für schwerstverwundete Soldatinnen und Soldaten sowie eine Trauma-Line für Schwer- und Leichtverwundete. Container wurden an bestehende Infrastruktur gebaut, um so ein modulares Einsatzlazarett zu schaffen.
Sowohl Schockraum als auch Trauma-Line finden ihr ziviles Äquivalent in der Notaufnahme eines Krankenhauses. Hier werden die Patientinnen und Patienten gesichtet, stabilisiert und – falls nötig – einem der drei Operationssäle zugeteilt. Bis zu sechs intensivpflichtige Kameradinnen und Kameraden können in den Containern der Intensivstation gleichzeitig überwacht werden.
Für die Diagnostik stehen ein voll ausgestattetes Labor und eine Röntgenabteilung mit einem Computertomografen zur Verfügung. Im Facharztbereich finden sich Container für Allgemeinmedizin, Urologie, Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Innere Medizin sowie Neurologie und Psychiatrie. In dieser Konfiguration wurden ebenfalls zwei Labore aufgebaut und angeschlossen, in denen Lebensmittel und Trinkwasser zum Schutz der Soldatinnen und Soldaten untersucht werden.
Als Lehre aus dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine wurde der Pflegebereich erstmals in fester Infrastruktur eingerichtet. Die hohe Bedrohungslage durch Aufklärung und Angriffen mit Drohnen wirkt sich ebenso auf den Sanitätsdienst aus. Die Nutzung von ortsfesten Strukturen wie beispielsweise HalIen oder Parkhäuser sind zweckmäßige Optionen, um sich vor dieser Bedrohung zu schützen. In den beiden dafür genutzten Hallen stehen insgesamt 72 Betten zur Behandlung von Verwundeten zur Verfügung. Zusätzlich dazu sind drei Betten für „Intermediate Care“, also Intensivüberwachungspflege, vorhanden. Diese sind für Patientinnen und Patienten gedacht, die zwar eine engmaschige Überwachung, aber keine intensivmedizinische Behandlung benötigen. Der Anschluss der außerhalb der Halle stehenden Container an den Pflegebereich stellt dabei eine besondere Herausforderung dar.
Zügig müssen die Soldatinnen und Soldaten die 72 Betten der Pflegestation aufbauen
Bundeswehr/Mathias Erdmann
Die Behandlungseinrichtung verfügt auch über einen Röntgen- und einen CT-Container. Das ermöglicht es dem medizinischem Team, wie in einem Krankenhaus computertomografische Aufnahmen zu machen.
Bundeswehr/Mathias Erdmann
Das Sanitätsregiment 3 verwendet ortsfeste Strukturen wie große Hallen oder Parkhäuser, um dort beispielsweise die Pflegestation aufzubauen
Bundeswehr/Mathias Erdmann
Neben OP und Intensivstation verfügt die Role 3 über ein vollständiges Labor. Hier können Proben aller Art geprüft und bestimmt werden.
Bundeswehr/Mathias ErdmannEin Alleinstellungsmerkmal des Sanitätsdienstes ist die vollkommen autarke Logistik: Von der Planung über den Transport bis zum Aufbau der etwas kleineren Version der Role 3 wird während der Übung Donau Samariter 2025 alles durch das Sanitätsregiment 3 geleistet. Mehr als 350 Tonnen Material müssen disponiert und bewegt werden – ganz ohne externe Dienstleistung. Dazu sind etwa 300 Soldatinnen und Soldaten im Einsatz. Vom Kran- und Staplerfahren über die Elektroinstallation bis zur Wasser- und Betriebsstoffversorgung wird alles in Eigenleistung erbracht, wobei die zuständigen Kameradinnen und Kameraden in den meisten Fällen in Erstfunktion einer medizinischen Tätigkeit nachgehen.
Die beiden Labore beispielsweise werden durch die Zentralen Institute des Sanitätsdiensts in Kiel und München betrieben und wurden durch das Sanitätsregiment 3 nach Dornstadt transportiert. Flottillenarzt Lukas M., Chef der vierten Kompanie des Regiments, ist darauf besonders stolz: „Die komplette logistische Leistung wird durch das Regiment erbracht. Bevor überhaupt der erste Patient oder die erste Patientin hier behandelt wird, haben meine Frauen und Männer schon tagelang gepackt, transportiert und aufgebaut. Das wird oft nicht wahrgenommen.“
Zur Stärkung der Kohäsion mit dem Heer im Szenario der Landes- und Bündnisverteidigung wird das Sanitätsregiment 3 „Alb-Donau“ die 10. Panzerdivision und die Gebirgsjägerbrigade 23 sanitätsdienstlich unterstützen. Der Kommandeur des Regiments, Oberstapotheker Hendrik Ploß, weiß um die enorme Herausforderung und die Wichtigkeit von Übungen wie der Donau Samariter: „Diese Übung ist eine Vorstufe, ein Ausblick auf das, was uns im nächsten Jahr in Estland erwartet. Wir werden dort an der großen Übung Vigorous Warrior 2026 unter dem Dach des Military Medicine Center of Excellence teilnehmen – einem multinationalen Zentrum, das die militärmedizinische Zusammenarbeit, Ausbildung und Einsatzvorbereitung der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Staaten unterstützt – und werden dort fast die vollständige Role 3 abbilden.“
von Michael Tomelzik E-Mail schreiben