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Tankstelle für Air Defender

Spezialpioniere bauen Tanklager für bis zu 250 Flugzeuge

Air Defender
Datum:
Ort:
Wunstorf
Lesedauer:
4 MIN

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Air Defender 23 ist die größte Verlegeübung von Luftstreitkräften seit Bestehen der NATONorth Atlantic Treaty Organization mit 250 Luftfahrzeugen. Drehscheibe für diese Übung mit Teilnehmenden aus 25 Nationen ist der Fliegerhorst im niedersächsischen Wunstorf. Zwei Wochen lang werden die von hier startenden Flugzeuge Tag und Nacht betankt. 

Zwei Tankwagenfahrer schließen eine Tankleitung an einen Tankwagen an

Feldtanklager: Kerosin für 100 Flugzeuge kann das Feldtanklager jeden Tag liefern

Bundeswehr/Susanne Hähnel

Die Luft flimmert über der Start- und Landebahn des Fliegerhorstes in Wunstorf. Es ist ein heißer Frühsommertag. Auf einer Betriebsstraße des Militärflughafens stehen zahlreiche Flugfeldtankwagen hintereinander in einer Reihe. Neben der Straße, auf einem geschotterten Platz, ist ein Gewirr von Rohrleitungen zu sehen. Es riecht intensiv nach Kraftstoff – nach Kerosin. Hier liegen tennisplatzgroße Gummibehälter, die durch hohe Erdwälle gesichert sind. In jedem von ihnen sind 300.000 Liter Flugbenzin eingelagert. „Es ist das größte Feldtanklager, das die Bundeswehr in Deutschland jemals in einem Schritt aufgebaut hat. Wir haben hier zurzeit 2,4 Millionen Liter Kerosin eingelagert“, erklärt Leutnant Uwe v.D. Er ist der Betriebsbeauftragte des Feldtanklagers.

Allrounder für Air Defender 23

Der Tag der Spezialpioniere in Wunstorf beginnt gegen sieben Uhr mit einer Befehlsausgabe. Die 47 Soldatinnen und Soldaten des Feldtanklagers bekommen ihre Aufträge. Sie alle sind Fachleute auf ihrem Gebiet. Es gibt Expertinnen und Experten für Tiefbau, für alle Arten von Metallbearbeitung, für Pumpen und Maschinen, außerdem sorgen Chemielaboranten für die Qualitätssicherung des Kerosins. Gegen acht Uhr: Chemielaborant Timon F. steht zwischen Rohren und Ventilen. Aus einem kleinen Auslasshahn zapft der Feldwebel eine Kerosinprobe ab. Mit unterschiedlichen Messgeräten überprüft er die Qualität des Kraftstoffs. Bei starken Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht kann sich Kondenswasser in Tanks und Leitungen bilden. Wenn das passiert, muss das Kerosin durch einen sogenannten Filter-Wasserabscheider gepumpt werden. Nur eine von vielen Qualitätsprüfungen. „Insbesondere in Einsatzländern müssen wir Kraftstoffe auf Schmutzpartikel untersuchen. Manchmal werden dort von den örtlichen Lieferanten Diesel und Benzin wechselweise im selben Tankwagen transportiert“, erläutert Timon F. „Ist der Kraftstoff dadurch zu stark verunreinigt, müssen wir ihn auch schon mal zurückweisen.“

Eine Million Liter Kerosin pro Tag für Übungsflugzeuge

Schon vor Monaten haben die Arbeiten für das Feldtanklager begonnen. Hohe Erdwälle wurden für die Gummitanks aufgeschüttet, ein Pipelinenetz mit einer Gesamtlänge von 1,8 Kilometern entstand und ein Containerlager mit Betriebsräumen. Jetzt Anfang Juni ist das Feldtanklager bereits im Betrieb und regelmäßig werden Flugfeldtankwagen befüllt. Diese versorgen dann die A400M Transportflugzeuge des Lufttransportgeschwaders 62 mit Kerosin. „Wenn die Übung Air Defender 23 beginnt, können wir hier eine Million Liter Kerosin pro Tag ausgeben. Das ist der Bedarf von etwa 100 Transportflugzeugen“, sagt Leutnant Uwe v.D.

Das Kerosin wird fortlaufend auf Bahnschienen in Kesselwagen oder von Tanklastwagen zum Feldtanklager geliefert. Auf einer Versorgungsstraße werden die Flugfeldtankwagen befüllt, die das Kerosin zu den Flugzeugen bringen. „Wir können eine Million Liter Kerosin pro Tag vertanken. Das sind 96 Flugzeugbetankungen“, rechnet Leutnant Uwe v.D. vor. Ohne die Möglichmacher in Sachen Flugbenzin würden die Transportflugzeuge bei Air Defender 23 am Boden bleiben.

Deutsche und Ungarn zusammen im Feldtanklager

Gegen Mittag in Wunstorf. Per Güterzug sind sechs Kesselwagen mit Kerosin angeliefert worden. Zwei Spezialpioniere schließen den Kesselwagen per Schlauch an das Pipelinesystem an. Anschlagen heißt dieser Vorgang. Wenn der Kesselwagen angeschlagen ist, kommt der PuMa – keine Raubkatze, sondern der Pumpen-Maschinist. Er öffnet einen Schieber und drückt das Kerosin mit einer Pumpe durch eine Pipeline in das einige hundert Meter entfernte Feldtanklager. PuMa, anschlagen, schiebern – nur einige von vielen Abkürzungen und Fachbegriffen, die man hier auf dem Platz hört. Schiebern ist das Öffnen und Schließen der Pipeline. 

Was man zudem hört, sind verschiedene Sprachen. Im Feldtanklager arbeiten auch Soldatinnen und Soldaten der ungarischen Armee. Zusammen mit den deutschen Spezialpionieren bilden sie einen deutsch-ungarischen Pipelinezug. Ein Projekt, das 2011 ins Leben gerufen wurde. Auch Englisch wird hier immer wieder gesprochen. Denn neben den deutschen Flugfeldtankwagen werden auch die Tankwagen der amerikanischen Übungsteilnehmer versorgt. James M. ist Technical Sergeant der USUnited States Air Force und war heute schon einige Male mit seinem Flugfeldtankwagen auf der Versorgungsstraße. Er sagt über die Spezialpioniere der Streitkräftebasis: „Sie wissen sehr gut Bescheid über alles. Der Aufbau und die Ausrüstung, die sie verwenden, sind sehr robust. Bis jetzt hatte ich noch keine Probleme.“

„Kerosin und Pipeline-Bratwurst“

Bis zu 30 Minuten dauert das Befüllen eines Flugfeldtankwagens auf der Versorgungsstraße am Feldtanklager. Viermal pro Stunde kann hier ein Flugfeldtankwagen befüllt werden – sieben Tage die Woche und rund um die Uhr.

Auch ein paar Meter von der Versorgungsstraße entfernt, im Containerlager, herrscht geschäftiges Treiben. Im Laborcontainer werden alle Qualitätsparameter des angelieferten Kerosins immer wieder gemessen. Im Container gegenüber haben sich Spezialpioniere über Laptops gebeugt. Sie disponieren die Tankvorgänge und Kerosinbestellungen. Im Werkstattcontainer daneben ist immer etwas zu reparieren. Am Abend wird es etwas ruhiger im Feldtanklager. Es hat sich abgekühlt, riecht aber immer noch nach Treibstoff. Spezialpioniere sitzen vor dem Kantinencontainer zusammen und essen eine Kleinigkeit. Eine Pipeline-Bratwurst, einen Pipeline-Wrap oder Pipeline-Leber, der Spezialpionier-Name für eine Leberkäs-Semmel. Irgendwie hat hier immer alles mit Pipelines zu tun.

von Christian Behrens  E-Mail schreiben

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