30 Jahre Armee der Einheit. Soldatische Tugenden verbinden.

30 Jahre Armee der Einheit. Soldatische Tugenden verbinden.

Datum:
Ort:
Köln
Lesedauer:
3 MIN

Es ist viel passiert, seit die Grenze 1989 geöffnet wurde, der Eiserne Vorhang fiel und Deutschland 1990 mit einer gemeinsamen Nationalmannschaft in Rom Fußballweltmeister wurde. Eine vereinte Gesellschaft in einem wiedervereinigten Staat mit einer gemeinsamen Armee. Was verbindet diese Gesellschaft in Ost und West 30 Jahre nach der Wende? Wie gut hat das Zusammenwachsen von alten und neuen Bundesländern funktioniert? Welche Probleme gab es und vor welchen Herausforderungen steht das zusammengewachsene Deutschland, aber auch die Bundeswehr heute? Und wie steht die Innere Führung zu diesem Thema?

Ein Soldat spricht an einem Stehtisch mit einem Vertreter einer Bildungseinrichtung über die Broschüre in seiner Hand

Der Austausch zwischen den Angehörigen der Bundeswehr und den Bildungsanbietern stand im Fokus.

bpb/BILDKRAFTWERK/Zöhre Kurc

Vom 03. bis 05. Februar 2020 fanden vor den Toren Kölns im erhabenen Schlosspalais des Kardinal-Schulte-Hauses die 17. Bensberger Gespräche statt. Gemeinschaftlich organisiert von der Bundeszentrale für Politische Bildung (bpb) und dem Zentrum Innere Führung (ZInFüZentrum Innere Führung) stand die Veranstaltung im Zeichen der Pflege des Netzwerks für Politische Bildung. Entsprechend der Leitfrage „Wie motiviert man insbesondere Soldaten heute für Politische Bildung?“ diskutierten Vertreterinnen und Vertreter unterschiedlicher Bildungsanbieter, sowie aus Wissenschaft und Bundeswehr in fünf Workshops ihre Erfahrungen und mögliche Kooperationen. Neben dem Präsidenten der bpb, Thomas Krüger, und dem Kommandeur des ZInFüZentrum Innere Führung, Generalmajor Reinhardt Zudrop, nahm unter anderem der letzte Außenminister der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) und Mitglied des Bundestages, Markus Meckel, an den Gesprächen von Bensberg teil.

Verlorene Identität?

Die flankierenden Podiumsdiskussionen standen sinnbildlich für die von unterschiedlichen Tagungsteilnehmenden gesuchte Streitkultur und die Bedeutung, die eine aktive Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte in der politischen Bildung hat. In seinem Statement deutete Meckel die Gefahr an, dass DDR-Geschichte zu „einem blinden Fleck mit Blick auf die deutsche Identität“ zu verkommen drohe. Kapitän zur See Jörg Hillmann, Kommandeur des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften (ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr), stellte mit Blick auf die Bundeswehr heraus, dass es „keine Vereinigung“ gegeben habe, sondern lediglich „einen Beitritt von fünf neuen Bundesländern“. Der Mentalitätsunterschied zwischen beiden Armeen war insbesondere am ersten Veranstaltungstag das Thema. Der Publizist und Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk äußerte kontrovers, dass die Soldaten der Nationalen Volksarmee (NVANationale Volksarmee) aus seiner Sicht „keine normalen Menschen waren“ und kein Vergleich bestanden habe zu den „gebildeten westdeutschen Soldaten“, die er bei seinen ersten Begegnungen erlebt habe. Zündstoff-Aussagen wie diese waren es, die die Diskussion im Publikum zusätzlich anfeuerten.

Vielfalt und Toleranz – Von damals für heute lernen

Das Tagungsprogramm führte die Teilnehmenden von den geschichtlichen Retrospektiven zu den in der Gegenwart relevanten Themen, wie den Umgang mit Vielfalt und dem Werteverständnis in Gesellschaft und Streitkräften. Yasemin El-Menouar von der Bertelsmann Stiftung lobte die sich vollziehende Pluralisierung in der Militärseelsorge und bezeichnete die Bundeswehr als „Brückenbauerin der Verwirklichung von Vielfalt- und Genderfragen. Generalmajor a. D.außer Dienst Hans-Christian Beck, Kommandeur des ZInFüZentrum Innere Führung von 1994-1999, betonte, dass die „Innere Führung mich nie daran gehindert hat, fordernd auszubilden“, und dass dies besonders unter den Bedingungen von Personalmangel und Ressourcenengpässen heute wichtiger sei denn je.

Yasemin El-Menouar von der Bertelsmann Stiftung spricht zum Publikum.

Yasemin El-Menouar von der Bertelsmann Stiftung betonte vor allem die Verwirklichung der Pluralisierung in der Bundeswehr.

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Noch effektiver für die Truppe: Das Netzwerk Politische Bildung

Im Vordergrund steht eine Frau mit einer Broschüre lesend an einem Stehtisch. Neben ihr ein Vertreter einer Bildungseinrichtung.

Die Teilnehmenden nutzten die Pausen für zahlreiche Gespräche und Informationen zu den Bildungseinrichtungen

bpb/BILDKRAFTWERK/Zöhre Kurc.

Die Vielzahl der fachlichen Impulse und die Anreize aus den Podiumsdiskussionen boten nicht nur in Kaffeepausen, sondern auch am Abend bei bergischem Landbier Gesprächsstoff. Der Kern der Gespräche in Bergisch-Gladbach lag 2020 – wie erwähnt – auf der Verbesserung der Funktionalität des Netzwerks Politische Bildung. Wie kann man die Truppe unkompliziert in der Planung und Organisation der Politischen Bildung unterstützen? Wie kommt ein Kompaniechef barrierefrei an Angebote ziviler Dienstleistungsanbieter? Wie kann das ZInFüZentrum Innere Führung über die Zusammenarbeit mit der bpb die richtige Zielgruppe mit dem passenden Bildungsanbieter zusammenbringen? Auf dem Tagungsanteil „Markt der Möglichkeiten“ stand am Schlusstag insofern ein internes Netzwerktreffen im Zeichen des Visitenkartentausches und der Ausplanung von Lösungswegen.

Generalmajor Reinhardt Zudrop spricht zum Publikum

Generalmajor Reinhardt Zudrop betonte in seiner Rede nochmals die Wichtigkeit der politischen Bildung

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Mehr Zeit und Aufwand zugunsten der Akteure in der Politischen Bildung: Motivation stärken und die Qualitätssicherung verbessern. Mit seinem Schlusswort untermauerte Generalmajor Zudrop den gemeinschaftlichen Anspruch der Veranstalter der Bensberger Gespräche 2020, denn „Politische Bildung darf nicht zur Streichgröße im Dienstplan verkommen.“

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Die Bensberger Gespräche
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von Wilke Rohde