Bensberger Gespräche: Sicherheit im digitalen Zeitalter

Bensberger Gespräche: Sicherheit im digitalen Zeitalter

Datum:
Lesedauer:
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Rund um Fragen der Sicherheit im digitalen Zeitalter drehten sich die Vorträge und Diskussionen vom 4. bis 6. Februar 2019 in Bergisch-Gladbach bei den „Bensberger Gesprächen“, einem Kooperationsformat zwischen der Bundeswehr und der Bundeszentrale für Politische Bildung. Zum 16. Mal trafen sich zivile und militärische Interessenten, um den Dialog untereinander zu fördern. „Die Tagung hat den Blick auf das gesamte Spektrum der Digitalisierung und besonders die Konsequenzen für das Wertegerüst unserer Gesellschaft geweitet“, fasste Generalmajor Reinhardt Zudrop, Kommandeur des Zentrums Innere Führung (ZInFüZentrum Innere Führung), zusammen. Dieses bei zunehmender Unsicherheit zu festigen, sei vornehmlich Aufgabe der politischen Bildung.

Zur Eröffnung stellte der Präsident der Bundeszentrale für Politische Bildung, Thomas Krüger, in seiner Key Note fest, dass Vernetzung und Digitalisierung in allen Bereichen des Lebens Veränderungen mit sich bringen. Bei Angriffen kann das Internet genutzt werden, um kritische Infrastrukturen lahmzulegen. Zudem biete der virtuelle Raum eine Verbreitungsplattform für gezielte Medienoperationen und Propaganda. Auch im zivilen Bereich resultieren daraus zunehmende Risiken. „Social Bots“ sowie andere Formen automatisierter Kommunikation, welche bereits in Wahlkämpfen und Krisen eine immer wichtigere Rolle spielen, sind Beispiele dafür. Um solche Gefahren in Deutschland frühzeitig zu erkennen und darauf reagieren zu können, baut die Bundeswehr als einer der Akteure ein eigenes Kommando „Cyber- und Informationsraum“ (CIRCyber- und Informationsraum) auf. Als Schnittstelle wird eine neue ressortübergreifende Agentur die Sicherheit Deutschlands im digitalen Raum stärken.

Die Podiumsrunde nimmt fragen entgegen

Die Podiumsrunde nimmt fragen entgegen

bpb/BILDKRAFTWERK / Zöhre Kurc

Insbesondere im Hinblick auf die Anfälligkeit von Sozialen Medien in Bezug auf Möglichkeiten der Beeinflussung von Meinungen „brauchen wir Strategien, wie wir es schaffen, als Gesellschaft wieder Konsens und Entscheidungen zu formen„, sagte Frank Rieger vom Chaos Computer Club in einer Podiumsdiskussion. Er forderte unter anderem, eine sichere Software- und Hardware Infrastruktur in Deutschland. In weiteren Vorträgen und Workshops wurden die großen Herausforderungen für Staat, Wirtschaft und Gesellschaft deutlich. Die Live-Simulation eines Cyberangriffs machte die Verwundbarkeit vernetzter Systeme deutlich. Nach einer Einführung ins „Clear-, Deep- und Darknet“ wurden spezifische Themen wie Cyberkriminalität, Hybride Kriegsführung, Innere Sicherheit vs. ITInformationstechnik-Sicherheit und Künstliche Intelligenz vertieft.

Führung und Bildung im digitalen Zeitalter

Die Digitalisierung stellt für die Menschenführung eine besondere Herausforderung dar – mag man meinen. Oberstleutnant i.G. Christian Hilleke vom ZInFüZentrum Innere Führung kam in seinem Vortrag zu dem Schluss, dass die Digitalisierung klassische Führungsgrundsätze nicht in Frage stellt, sondern lediglich eine konsequente Umsetzung unter Nutzung und Beachtung der neuen Kommunikationsmöglichkeiten erfordert. Seine These: „In der Menschenführung ist die Kommunikations- und Vernetzungsfähigkeit von entscheidender Bedeutung. Der Mensch muss im Mittelpunkt stehen. Es geht immer um Vertrauen in den militärischen Führer und die Transparenz seiner Entscheidungsfindung. Dies hat sich durch die Digitalisierung nicht verändert.“ Auch ethisch-moralische Bewertungen können bislang durch eine künstliche Intelligenz dem Menschen nicht abgenommen werden. Bei der Entbürokratisierung von Prozessen und Abläufen bringen Technologien bereits einen wichtigen Mehrwert.


General Zudrop interagiert mit dem Plenum

General Zudrop interagiert mit dem Plenum

bpb/BILDKRAFTWERK / Zöhre Kurc

In seiner Zusammenfassung der dreitägigen Veranstaltung hob Generalmajor Zudrop hervor, dass die Verteidigungsministerin Digitalisierung als das Thema der Dekade benannt habe. Neben Personalgewinnung und Bildung sei es das dritte große strategische Thema der Bundeswehr. Dabei gehe es um die erfolgreiche Adaption der Digitalisierung – nicht nur ITInformationstechnik und Sicherheit, sondern auch in Strategie, Prozessen, Strukturen, Kultur und Organisationskultur. Aus Sicht der Inneren Führung sind folgende Aspekte von Interesse: die Legitimation soldatischen Handelns im digitalen Umfeld, ethische Fragen beim Einsatz autonomer Systeme, Chancen der Digitalisierung für die Motivation sowie neue rechtliche Fragestellungen den Cyberraum betreffend. Diese Themen müssten im Rahmen der politischen, rechtlichen und ethischen Bildung immer wieder diskutiert werden. Generalmajor Zudrop: „Je komplexer die Welt wird, desto wichtiger ist Bildung.„ Das Netzwerk politische Bildung in der Bundeswehr spielt in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle.

Die gesamte Dokumentation der Veranstaltung finden Sie auf der Homepage der Bundeszentrale für Politische Bildung: http://www.bpb.de/veranstaltungen/dokumentation/286277/16-bensberger-gespraeche-2019

Über die Bensberger Gespräche

Die Bensberger Gespräche sind ein etabliertes und jährlich wiederkehrendes Veranstaltungsformat, das in Zusammenarbeit der Bundeszentrale für Politische Bildung und des Zentrums Innere Führung angeboten wird. Es werden aktuelle Fragestellungen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zielgruppengerecht aufgegriffen. Absicht ist es, den sicherheitspolitischen Diskurs auf eine breitere gesellschaftliche Basis zu stellen und den zivil-militärischen Dialog zu fördern. Renommierte Wissenschaftler, Politiker, Journalisten aus dem In- und Ausland stellen ihre Expertise zur Verfügung und diskutieren mit Soldaten und Zivilisten, die als Multiplikatoren der politischen Bildung tätig sind. Insbesondere für die externen Bildungsträger im Netzwerk Politische Bildung in der Bundeswehr sind die Bensberger Gespräche ein idealer Ort für den gegenseitigen Austausch.

Über das Netzwerk Politische Bildung

Das Netzwerk Politische Bildung in der Bundeswehr ist eine Plattform für Anbieter der politischen Erwachsenenbildung, die von der Bundeszentrale für politische Bildung zertifiziert sind und spezielle Veranstaltungen für Bundeswehrangehörige anbieten. Es gibt eine langjährige erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Bundeswehr. Sie bieten eine gesicherte Qualität der politischen Bildung, arbeiten eng zusammen und tauschen ihre Erfahrungen untereinander aus. Derzeit sind 27 Einrichtungen, geografisch über die Bundesrepublik Deutschland verteilt, im Netzwerk Politische Bildung in der Bundeswehr vertreten.

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