Happy Birthday Bundeswehr!

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Bonn
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Der 12. November. Dieser Tag hat eine besondere Bedeutung. Am 12. November 1955 erhielten die ersten 101 Freiwilligen der Bundeswehr ihre Ernennungsurkunden. Das Datum war bewusst gewählt: Es war der 200. Geburtstag des preußischen Reformers Gerhard von Scharnhorst. Doch was hat dieser mit Theodor Blank, der Ermekeilkaserne und dem Eid zu tun?

Am 12. November 1955 werden durch den Bundesminister der Verteidigung, Theodor Blank, die ersten Ernennungsurkunden überreicht.

Der Bundesminister der Verteidigung, Theodor Blank, überreicht am 12. November 1955 die ersten Ernennungsurkunden.

Bundeswehr/Bundespresseamt

Der Reformer: Gerhard von Scharnhorst

Der am 12. November 1755 im niedersächsischen Bordenau geborene Gerhard von Scharnhorst zählt zu den historischen Persönlichkeiten, welche die preußisch-deutsche Militärgeschichte absolut positiv prägten und zugleich für die Streitkräfte der westdeutschen Nachkriegsdemokratie zu einer, geistigen Schlüsselfigur wurde.

Scharnhorst, aus einer kleinbäuerlichen Familie stammend, trat 1773 in das Kadettenkorps des Grafen von Schaumburg-Lippe ein. 1777 wechselte er in hannoversche Dienste. Das Militär bot ihm die Plattform für den gesellschaftlichen Aufstieg. Bereits in frühen Jahren erstellte er mehrere Denkschriften über Reformen, die er in der kurhannoverschen Armee für erforderlich hielt. Bei seinen Vorgesetzten fand er damit jedoch kein Gehör. So trat er 1801 in den Dienst der preußischen Armee, in der er bis zu seinem Tode am 28. Juni 1813 diente.

General Gerhard von Scharnhorst im Portrait

General Gerhard von Scharnhorst reformierte ab 1807 die preußische Armee.

Bundeswehr/Altarchiv

Scharnhorst Karriere ist untrennbar verbunden mit der preußischen Niederlage 1806 gegen Napoleon in der Schlacht von Jena und Auerstedt. Mit dieser schlug die Stunde der Reformer. Denn allein durch Reformen konnte Preußen wieder Großmacht werden. Scharnhorst stieg auf zum Generalmajor der preußischen Armee, Chef des Kriegsdepartements, Chef des Generalstabs und Vorsitzender der Militär-Reorganisierungskommission. Erst damit verfügte er über den nötigen Einfluss, um seine Ideen umzusetzen.

Zentral gehörte dazu, dass fortan Leistung statt Herkunft zählte: Offiziere mussten nicht mehr adeliger Herkunft sein. Auch das Dienstalter war nur noch bedingt das Argument für Beförderungen. Maßgebliches Kriterium dafür wurden Qualifikation und Leistung. Als Anhänger der Aufklärung wirkte Scharnhorst dahingehend, dass bei den Offizieren das militärische Handwerk abzurunden war durch Bildung. Abschaffung der Prügelstrafe („Freiheit der Rücken“) war ihm ebenso ein Anliegen wie die stärkere Einbindung der Armee in Staat und Gesellschaft. Folgerichtig bildete Scharnhorsts Vorstellung vom „Bürger in Uniform“ die Brücke hin zum Staatsbürger in Uniform der Inneren Führung. Dass also die ersten Soldaten der Bundeswehr ihre Ernennungsurkunden am 12. November 1955, dem 200. Geburtstag des großen Reformers erhielten, zeigt wie zentral Scharnhorsts Reformideen für das Selbstverständnis der Bundeswehr waren und sind.

Der Minister: Theodor Blank

Die Gründung der Bundeswehr ist untrennbar mit dem Namen Theodor Blank verbunden. Dabei hatte Blank mit dem Militär wenig zu tun – er war zunächst Handwerker, engagierte sich aber schon früh in der christlichen Gewerkschaftsbewegung. In der Wehrmacht brachte er es als technischer Inspekteur zum Oberleutnant der Reserve.

Bei der ersten Bundestagswahl 1949 wurde Blank zum Bundestagsabgeordneten gewählt. 1950 berief Bundeskanzler Konrad Adenauer ihn erst zum Sicherheitsberater und im Oktober 1950 zum „Beauftragten des Bundeskanzlers für die mit der Vermehrung der alliierten Truppen zusammenhängenden Fragen“. Seine Dienststelle war bald als „Amt Blank“ bekannt. In den folgenden Jahren verhandelte Blank mit den Alliierten erfolgreich über den Pleven-Plan, der die Aufstellung von 12 deutschen Divisionen im Rahmen einer Europäischen Verteidigungsgemeinschaft (EVG) vorsah. Diese Lösung scheiterte im August 1954 mit der Ablehnung des EVG-Vertrags durch die französische Nationalversammlung. Was blieb, war die atlantische Option: die Bundesrepublik trat am 5. Mai 1955 der NATONorth Atlantic Treaty Organization bei.

Bundeskanzler Adenauer besucht die Soldaten der neugegründeten Bundeswehr in Andernach 1956.

Bundeskanzler Adenauer besucht die Soldaten der neugegründeten Bundeswehr in Andernach 1956.

Bundeswehr/Munker

Am 7. Juni 1955 wurde Blank zum ersten Bundesminister für Verteidigung (ab 1961 der Verteidigung) ernannt. Blank war als Abgeordneter und Gewerkschafter Mit-Garant dafür, dass die Aufstellung der Streitkräfte nicht gegen die Arbeitnehmerschaft erfolgte und die oppositionelle Sozialdemokratie den Wehrgesetzen zustimmen konnte. Für die Bundeswehr galt der parlamentarisch verantwortete Primat der Politik. Blank war allerdings nicht der geeignete Spitzenpolitiker für den praktischen Aufbau der Streitkräfte.  Nach Verabschiedung der Wehrgesetze trat er im Oktober 1956 er von seinem Amt zurück und übergab an Franz Josef Strauß.

Der Schauplatz: Die Ermekeilkaserne

Der erste deutsche Bundeskanzler, Konrad Adenauer, hatte in Absprache mit den Westmächten die Weichen in Richtung einer „westdeutschen Armee“ gestellt. Das „Amt Blank“, als Vorläufer des künftigen Bundesministeriums der Verteidigung, nahm 1951 seine Arbeit am Regierungssitz Bonn auf.

Haus 1 in der Bonner Ermekeilkaserne in den 60'er Jahren.

In der Bonner Ermekeilkaserne erhielten die ersten Freiwilligen der Bundeswehr ihre Ernennungsurkunden.

Bundeswehr/Mandy Holzbrecher

Die örtliche Wahl für die Neuaufstellung einer „Bundeswehr“ fiel auf die Bonner Ermekeil-Kaserne, die zu diesem Zeitpunkt verfügbar war. Zentral in Bonn gelegen, waren hier seit den 1880er Jahren preußisches Militär und ab 1920 dann die Reichswehr stationiert. Bonn war (und ist) alles andere als ein „klassischer“ Militärstandort. Der rheinische Volksmund hatte schnell eine humoristische Variante für „Ermekeil“ parat: Für die Bonner waren es „Ärme Kääls“ - also „arme Kerle“ – denen sie beim Exerzieren zusehen konnten. Dabei erfüllte die Namensgebung der Kaserne schon für sich alle Kriterien für rheinländischen Geschäftssinn. Die Familie Ermekeil betrieb erfolgreich Gaststätten und hatte den Preußen das Grundstück der Kaserne verkauft.

Hier, genauer in der ehemaligen Ausbildungshalle, überreichte Verteidigungsminister Theodor Blank am 12. November 1955 den ersten 101 Soldaten der künftigen Bundeswehr ihre Ernennungsurkunden.

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Generalmajor a. D.außer Dienst Anton Steer: Einer der ersten Rekruten in der Andernacher Krahnenberg-Kaserne.
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Wertegebunden: Der Diensteid

Die Frage einer Eidesleistung der Soldaten war umstritten. Nach den negativen Erfahrungen mit dem Diensteid in der Wehrmacht gab es im zuständigen Bundestagsausschuss eine Mehrheit für den Verzicht auf eine Eidesleistung. Erst in der Debatte um das Soldatengesetz wurde über einen Änderungsantrag debattiert, der einen Eid für Zeit- und Berufssoldaten sowie ein „Feierliches Gelöbnis“ für Wehrpflichtige vorsah. Die Begründung dafür lautete, dass wenn schon jeder Beamte einen Diensteid abzulegen hatte, dasselbe für Zeit- und Berufssoldaten gelten müsse. Wehrpflichtige, die aufgrund eines staatlichen Zwanges Dienst leisteten, sollten ohne zusätzliche Gewissensbindung „nur“ ein Feierliches Gelöbnis ablegen.

Rekruten legen stellvertretend ihren Eid ab beim Feierlichen Gelöbnis an der Truppenfahne ab

Jährlich legen tausende Rekrutinnen und Rekruten beim feierlichen Gelöbnis ihren Eid ab.

Bundeswehr/Sebastian Wilke

Der Antrag hatte Erfolg, seit Inkrafttreten des Soldatengesetzes legen alle Soldaten, mittlerweile auch alle Soldatinnen, einen Eid bzw. ein Feierliches Gelöbnis ab. In der Ausgestaltung wurde diese Eidesleistung zunehmend mit einem Zeremoniell verbunden, das die Soldatinnen und Soldaten auch emotional auf die Werte und Normen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland einschwört. Das Bekenntnis, Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen zielt symbolhaft auf das Selbstverständnis der Soldatinnen und Soldaten als wertegebundene „Staatsbürger in Uniform“. Es vermittelt nicht zuletzt auch inneren Halt und einen Kompass für das eigene Handeln.

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