Maritime Abhängigkeit

Piraterie-Bericht für erstes Halbjahr 2025 veröffentlicht

Piraterie-Bericht für erstes Halbjahr 2025 veröffentlicht

Datum:
Ort:
Hamburg
Lesedauer:
4 MIN

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In den ersten sechs Monaten dieses Jahres haben Schiffsbesatzungen 90 Mal Piraterie oder einen bewaffneten Überfall auf ein Schiff an das internationale Piracy Reporting Centre gemeldet. Das ist eine Steigerung um 50 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2024. Ein Hotspot für Überfälle ist die Straße von Singapur. Zudem griffen Anfang Juli 2025 die islamistischen Huthi-Milizen nach über sechs Monaten wieder Schiffe im Roten Meer an.

Soldaten in einem Schlauchboot bringen ein Holzboot auf während der Anti-Piraterie-Mission Atalanta

Anti-Piraterie-Operation Atalanta: Die Deutsche Marine beteiligte sich zwischen 2008 und 2022 an der EUEuropäische Union-Mission am Horn von Afrika zum Schutz internationaler See- und Handelsrouten

Bundeswehr/Sascha Jonack

Allein in Asien meldeten Schiffsbesatzungen 70 der insgesamt 90 bekannten Fälle an das Piracy Reporting Centre (PRCPiracy Reporting Centre) des International Maritime Bureau. 17 weitere Schiffsbesatzungen meldeten Vorkommnisse in Afrika, drei weitere in Südamerika. Es sind die meisten Vorfälle im ersten Halbjahr eines Jahres seit 2020.

Weniger Piraterie in Somalia

Vor allem in der Straße von Singapur ist die Anzahl der Überfälle stark gestiegen. 2024 im selben Zeitraum gab es hier 13 Vorfälle und für das komplette Jahr 2024 waren es 43. 2025 lagen dem PRCPiracy Reporting Centre allein in den ersten sechs Monaten schon Meldungen zu 57 Überfällen in dieser Meerenge vor. Dafür sind die Vorfälle in den Küstengewässern von Bangladesch von zehn im ersten Halbjahr 2024 auf drei im ersten Halbjahr 2025 zurückgegangen. Auch Vorfälle in Verbindung mit somalischen Piraten sind aktuell rückläufig. In den ersten sechs Monaten 2024 gab es noch acht Meldungen und im selben Zeitraum 2025 nur drei.

Detailkarte von der Straße von Malakka und der Straße von Singapur

Die Straße von Singapur ist teils eng und viel befahren. Hier werden vor allem tief liegende und langsame Schiffe schnell zu Opfern von bewaffneten Raubüberfällen und Piraterie.

Bundeswehr

„Schon seit langer Zeit sind die Straße von Malakka und jetzt die Straße von Singapur von bewaffneten Raubüberfällen auf Schiffe betroffen. In diesen Meerengen ist die Verkehrsdichte besonders hoch“, bewertet der Leiter der Marineschifffahrtleitung, Fregattenkapitän Steffen Lange, die dortige Lage. Er betont, dass durch die aktuelle geopolitische Situation in der Region viele südostasiatische Staaten ihren militärischen Fokus Richtung Südchinesisches Meer verlagert hätten. Die Straße von Singapur ist an der schmalsten Stelle nur 16 Kilometer breit, die Straße von Malakka hat eine Breite von 65 bis 250 Kilometern. Die hohe Verkehrsdichte und die Nähe zur Küste vereinfacht es Kriminellen, sich mit kleinen schnellen Booten großen langsamen Schiffen anzunähern. 

Huthi-Milizen versenken Schiffe

Die Lage im Roten Meer hatte sich zwischenzeitlich entspannt. Seit Dezember 2024 gab es keine Angriffe auf Handelsschiffe in diesem Seegebiet. Das hat sich inzwischen wieder geändert. Anfang Juli beschossen die islamistischen Huthi-Milizen gleich zwei Massengutfrachter innerhalb weniger Tage in der Nähe des Hafens al-Hudaida in Jemen und versenkten beide. Bei dem Angriff auf eines der Schiffe gab es mehrere Todesopfer.

Selbst wenn die Angriffe der Huthi-Milizen auf Schiffe im Roten Meer nicht unter die Definitionen Piraterie oder bewaffnete Raubüberfälle auf Schiffe fallen, gefährden diese den freien Seehandel. Neben dem Verlust von Schiffen führen die Attacken auch zu Störungen im Seehandel und der Verlängerung der Handelsroute seit 2023.

Detailkarte vom Roten Meer

Im Roten Meer greifen die Huthi-Milizen seit über einem halben Jahr wieder Handelsschiffe an. Anfang Juli attackierten sie die Massengutfrachter „Magic Seas“ und „Eternity C“ und versenkten beide.

Bundeswehr

Piraten entführen mehr Besatzungsmitglieder

Insgesamt gelang es Piraten und Räubern zwischen Januar und Juni 2025 in 83 der 90 Fälle, die Schiffe zu betreten. Das entspricht einer Quote von über 90 Prozent. 2024 lag diese Quote bei knapp 86 Prozent. Vier Schiffe wurden entführt, ein weiteres kam unter Beschuss. Bei den entführten Schiffen handelte es sich um eine Dhau und zwei Fischerboote im Küstenbereich von Somalia sowie einen Tanker im Golf von Guinea. In beiden Gebieten ist weiterhin Vorsicht geboten.

Außerdem wurden 40 Menschen an Bord von Schiffen als Geiseln festgehalten und 16 Besatzungsmitglieder von Schiffen entführt. Drei Crewmitglieder wurden verletzt. Die Anzahl der Besatzungsmitglieder, die als Geiseln gehalten wurden, ist um über 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurückgegangen. Jedoch gab es mehr Entführungen von Besatzungsmitgliedern.

Art des VorfallsAnzahl
Diebstahl48
Versuchter Diebstahl29
Schiffsentführung4
Entführung von Besatzungsmitgliedern16
Beschuss1
Verletzungen3
Kurzzeitige Geiselnahmen40
Unbefugte waren bewaffnet49

Insgesamt gab es 30 Vorfälle, die das PRCPiracy Reporting Centre dem gravierendsten Schweregrad I zuweist. Dazu zählen 17 Fälle in Südostasien. Zusätzlich gab es dort elf Vorfälle des Schweregrads II und 37 des Schweregrads III. Auffällig ist, dass zehn Schweregrad-I-Vorfälle in Afrika passiert sind. Dort gab es insgesamt nur 17 Vorfälle. Der Anteil der schwerwiegenden Vorfälle liegt in Afrika somit bei fast 60 Prozent. In Südostasien gibt es zwar deutlich mehr Fälle, jedoch ist der Großteil mit 57 Prozent dem niedrigsten Schweregrad III zugeordnet. Hier liegt der Anteil der schwerwiegenden Vorfälle bei knapp 26 Prozent. 

Auch waren wieder Schiffe mit Bezug zu Deutschland betroffen. Einem Schiff unter deutscher Flagge haben sich Piraten mit kleinen Booten genähert, konnten es aber nicht entern. Die Besatzungen weitere sechs Schiffe mit Bezug zu Deutschland haben ebenfalls Vorfälle an das PRCPiracy Reporting Centre gemeldet. Nach Singapur mit 20 Schiffen, Griechenland mit 16 und Indien mit zehn ist Deutschland das am vierthäufigsten involvierten Land. Letztes Jahr im selben Zeitraum waren sieben Schiffe mit deutschem Bezug betroffen. 

von PIZ Marine

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