Versorgung von fossilen Energieträgern in Deutschland 2023
Versorgung von fossilen Energieträgern in Deutschland 2023
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Die Rohstoffe Kohle, Erdgas und Erdöl werden in Deutschland vielfältig genutzt. Einerseits zur Wärme- und Stromerzeugung, andererseits wird Erdöl in Raffinerien zu Erdölprodukten wie Kraftstoffe und Heizöle verarbeitet. Bei der Stromerzeugung haben Kohle und Erdgas noch immer den größten Anteil vor Windkraft und Photovoltaik. Darüber hinaus nutzt auch die chemische Industrie Erdöl, Erdölprodukte und Erdgas.
Wie wurde 2023 der Strom erzeugt?
Laut dem Statistischen Bundesamt wurden 2023 449,8 Mrd. kWhKilowattstunde Nettostrom in Deutschland erzeugt. Damit sind es etwa 11,8 Prozent weniger als im Vorjahr. Dies resultiert aus einer konjunkturbedingte Abschwächung einiger Industriebranche mit einem hohen Energiebedarf und einem höheren Import von günstigem Strom aus dem Ausland.
Stromerzeugung in Deutschland 2023
Quelle: Statistisches Bundesamt, Pressemitteilung Nr. 087 vom 07.03.2024
Die konventionellen Energieträger Kohle, Kernenergie und Erdgas haben zusammen 198 Mrd. kWhKilowattstunde produziert. Erneuerbare Energieträger haben dagegen 252 Mrd. kWhKilowattstunde generiert. Zudem wurden 69 Mrd. kWhKilowattstunde importiert und 60 Mrd. kWhKilowattstunde exportiert. Im vergleich zu 2022 wurden fast 12 Prozent weniger Strom in das Netzt eingespeist. Dafür wurden fast 41 Prozent mehr billiger Strom importiert. Aus Erdgas und mit Wind- und Wasserkraft wurde 2023 mehr Strom produziert und eingespeist. Die anderen Energieträger haben 2023 weniger Strom als 2022 produziert.
Dies zeigt einen Wandel zu mehr erneuerbaren Energieträgern und weg von fossilen Brennstoffen. Weiter untermauert wird dies mit dem von der Bundesregierung beschlossenem Kohleausstieg, der für das nächste Jahrzehnt geplant ist. Im April 2023 wurde das letzte Kernkraftwerk in Deutschland vom Netz genommen. Somit wird in dem kommenden Jahr Kernkraft aus dem Energiemix verschwinden.
Abbau von fossilen Energieträgern in Deutschland
Auch Deutschland fördert Erdgas, Erdöl und Braunkohle. Die lokalen Fördermengen von Erdgas und Erdöl decken jedoch nur einen geringen Teil des deutschen Verbrauches. Daher sind Importe hier besonders wichtig.
In Deutschland wurden 2023 laut dem Statistischen Bundesamt 102 Mio. Tonnen Braunkohle abgebaut. Damit hat Deutschland die größte Kohleförderung in der EUEuropäische Union. Steinkohle wird laut Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWKBundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz) seit 2018 nicht mehr in Deutschland abgebaut. Somit wird der Verbrauch gemäß Statistischem Bundesamt durch Importe gedeckt. 2023 wurden 27 Mio. Tonne Steinkohle importiert. Dies ist im Vergleich zu 2022 um etwa 8 Mio. Tonnen zurückgegangen. Laut dem Statistischen Bundesamt wurden 2023 auf Seeschiffe 7,4 Mio. Tonnen Kohle importiert und somit fast 26 Prozent der gesamten importierten Kohle.
2023 wurden laut dem Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEGLandesamt für Bergbau, Energie und Geologie) 1,6 Mio. Tonnen Erdöl in Deutschland produziert. Das sind fast vier Prozent weniger als noch 2022. Die Reduzierung der Fördermenge folgt dem abnehmenden Trend. Von der gesamten in Deutschland verbrauchten Menge von 90,2 Mio. Tonnen Erdöl, entspricht das lokal produzierte Öl etwa 1,8 Prozent. 2023 wurden laut Statischem Bundesamt 25,9 Mio. Tonnen Erdöl auf Tankern nach Deutschland transportiert. Dies sind über 28 Prozent der Menge Erdöl, die 2023 in Deutschland verbraucht wurden.
Zusätzlich wurden auch 4,58 Mrd. m3 Erdgas in Deutschland gefördert. Auch hier berichtet das LBEGLandesamt für Bergbau, Energie und Geologie, dass im Vergleich zu 2022 (5,3 Mrd. m3) weniger Erdgas gefördert wurde. Die Abnahme entspricht fast 13 Prozent und folgt auch hier einem länger anhaltenden Trend. Jedoch deckt diese Menge immerhin 5,2 Prozent des Erdgasverbrauchs in Deutschland ab. Laut dem Statistischen Bundesamt wurden 2023 2,08 Mio. Terajoule (TJTerajoule) Erdgas zusätzlich importiert. Mit 4,8 Mio. Tonnen Erdgas wurde laut Statistischem Bundesamt 2023 über 1.400 % mehr Erdgas über Seeschiffe transportiert, als noch 2022.
Transport der fossilen Rohstoffe
Beim Transport der Rohstoffe zu den verarbeitenden Betrieben wird meistens eine Kombination aus unterschiedlichen Transportmitteln genutzt. Es wird zwischen innerdeutschem und grenzüberschreitendem Verkehr unterschieden.
Güterverkehr nach Transportart
Quelle: Statistisches Bundesamt (Tabellen: 46231-0003, 46131-0003, 46331-0003 und 46321-0001)
Innerhalb Deutschlands kommen überwiegend LKW zum Einsatz. Beim grenzüberschreitenden Verkehr sind hingegen Schiffe die effizientere und damit bevorzugte Lösung. Zusätzlich werden auch Pipelines für den Transport von Rohöl und Erdgas genutzt. Laut dem BMWKBundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz existieren innerhalb Deutschlands für Erdgas 40.000 km im Fernleitungsnetz und 555.000 km im Verteilernetz.
Seeschiffe sind besonders wichtig für den internationalen Handel. Da ein Großteil der fossilen Energieträger importiert werden muss, sind Seeschiffe für deren Transport nicht wegzudenken. Vor allem im Bereich des Erdgases beziehungsweise des LNGsLiquefied Natural Gas nimmt die durch den russischen Angriffskrieg an Bedeutung zu.
Auswirkungen des Russischen Krieges
Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat einen Wandel in Bezug auf den Transport von fossilen Brennstoffen nach Deutschland bewirkt. Laut dem Europäischen Rat dürfen aufgrund der Wirtschaftssanktionen unter anderem kein Rohöl und keine raffinierten Erdölerzeugnisse, Flüssiggas (LPGLiquefied Petroleum Gas), Kohle und weitere Rohstoffe mehr aus Russland in die EUEuropäische Union eingeführt werden. Die Einfuhr von Rohöl über den Seeweg wurde ab dem 05.12.2022 gestoppt. Am 05.02.2023 folgte das Verbot der Einfuhr von Erdölerzeugnissen. Seit dem 23.06.2023 wurde die Nutzung von Pipelines für den Rohöltransport zwischen Russland und Deutschland beendet.
2023 wurden laut Statistischem Bundesamt die Steinkohleimporte aus Russland komplett eingestellt. 2022 wurden noch 11,6 Mio. Tonnen und 2021 noch 18,3 Mio. Tonnen Steinkohle aus Russland importiert. Die fehlenden Kohlelieferungen aus Russland werden durch eine reduzierte Kohlenutzung und den höheren Importen aus den USA und Australien kompensiert.
Das Statistische Bundesamt zeigt, dass Erdgasimporte 2019 mit 6,04 Mio. TJTerajoule einen Höchststand erreicht haben. Seitdem nimmt dies kontinuierlich ab. 2022 waren es noch 2,84 Mio. TJTerajoule und 2023 nur noch 2,08 Mio. TJTerajoule. Auch hier haben sich die Sanktionen und der Lieferstopp durch russische Pipelines deutlich bemerkbar gemacht. Wurden 2021 laut dem Jahresbericht 2023 der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanz (AGEBArbeitsgemeinschaft Energiebilanz) noch 55 Prozent des Erdgases aus Russland importiert, ist dieses mit September 2022 gestoppt worden. Als Ausgleich wurden Importe aus den Niederlanden und aus Norwegen erhöht. Seit Januar 2023 werden auch die Flüssiggasterminals beliefert. Dies schafft die Möglichkeit, Gas aus Ländern zu importieren, die nicht durch Pipelines angebunden sind. Als LNGLiquefied Natural Gas wurden laut Bundesnetzagentur über die Flüssiggasterminals in Wilhelmshaven, Lubmin und Brunsbüttel 69,66 Mrd. kWhKilowattstunde Erdgas importiert. Dies entspricht etwa sieben Prozent des gesamten importierten Erdgases. Weitere Flüssiggasterminals sollen die Kapazitäten für LNGLiquefied Natural Gas deutlich erhöhen. Laut dem NDR erwartet das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz bei Nutzung aller sechs beschlossenen LNGLiquefied Natural Gas-Terminals eine Kapazität von 30 Mrd. m3. Das entspricht fast der Hälfte des LNGsLiquefied Natural Gas, das 2021 aus Russland importiert wurde. Die mit Abstand größte Menge LNGLiquefied Natural Gas kam 2023 laut AGEBArbeitsgemeinschaft Energiebilanz (Jahresbericht 2023) aus den USA (84 Prozent), des Weiteren wurde LNGLiquefied Natural Gas aus Norwegen, Angola, Ägypten, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Trinidad und Tobago importiert. Dies entspricht in etwa sechs Schiffsladungen pro Monat und somit 72 Schiffsladungen pro Jahr.
Auch Rohölimporte haben laut AGEBArbeitsgemeinschaft Energiebilanz (Jahresbericht 2023) 2023 im Vergleich zu 2022 deutlich abgenommen. 2022 wurden 87,4 Mio. Tonnen Rohöl importiert. 2023 wurden nur noch 72,6 Mio. Tonnen importiert und somit fast 17 Prozent weniger. Die Rohrfernleitungsstatistik des Statistischen Bundesamts (Tabelle 46911-0001) zeigt, dass 2023 etwa 55,58 Mio. Tonnen Rohöl grenzüberschreitend durch Pipelines transportiert wurden. AGEBArbeitsgemeinschaft Energiebilanz (Jahresbericht 2023) beschreibt, dass 2022 noch 22,8 Mio. Tonnen Rohöl aus Russland kamen. 2023 war es nur noch eine Restmenge von 0,1 Mio. Tonnen. Dafür wurde die Einfuhr von Rohöl aus den USA, Norwegen und anderen Ländern erhöht.
Für die Seeschifffahrt ist Rohöl mit 25,93 Mio. Tonnen 2023 der Importschlager gewesen. Kohle landete mit 7,42 Tonnen auf Platz sieben und Erdgas mit 4,78 Tonnen auf Platz zehn (Statistisches Bundesamt, Tabelle 46331-0001). Hier wird sich Kohle voraussichtlich weiter reduzieren und Erdgasimporte als LNGLiquefied Natural Gas steigen. Somit war 2023 der Seegüterverkehr für über 33 Prozent der Rohölimporte, knapp 27 Prozent der Kohleimporte und sieben Prozent der Erdgasimporte zuständig. Der Ausbau der Erdgasimporte über den Seeweg zeigt die Bedeutung des Seehandels für die Versorgung Deutschlands mit fossilen Rohstoffen.
Der Import von LNGLiquefied Natural Gas zeigt, dass die Nutzung von Seeschiffen genutzt werden kann um LNGLiquefied Natural Gas aus mehr unterschiedlichen Ländern zu importieren. Dies reduziert die Abhängigkeit von den Ländern, die über das Pipelinenetz angebunden sind.