Bevölkerungsbefragung 2022

Bundeswehr: Breiter Rückhalt in der Bevölkerung, aber hoher Informationsbedarf

Bundeswehr: Breiter Rückhalt in der Bevölkerung, aber hoher Informationsbedarf

Datum:
Ort:
Potsdam
Lesedauer:
2 MIN

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Die Haltung der deutschen Bevölkerung zu sicherheitspolitischen Fragen hat sich seit dem russischen Angriff auf die Ukraine verändert. Eine Studie des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr zeigt, dass die Akzeptanz für den Auftrag der Bundeswehr deutlich gestiegen ist – der Informationsbedarf aber auch.

Soldatin und Soldat gemeinsam mit Zivilisten

Timo Graf: "Die Menschen verstehen endlich wieder, dass die Bundeswehr ihre Sicherheit und ihre Freiheit verteidigt."

Bundeswehr/Darius Retzlaff

Dr. Timo Graf ist Wissenschaftler am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften (ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr) in Potsdam und leitete die Bundeswehr-Bevölkerungsbefragung 2022.

Was ist das Ziel der Studie?

Die Bevölkerungsbefragung des ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr wird bereits seit 1996 im Auftrag des Verteidigungsministeriums durchgeführt. Es handelt sich also nicht um eine Einmalbefragung im Kontext des Ukraine-Kriegs. Die Befragung ist ein Gradmesser für die zivil-militärischen Beziehungen in Deutschland und gibt verlässlich Auskunft über die öffentliche Meinung zu außen-, sicherheits- und verteidigungspolitischen Themen. Dass viele Themen seit vielen Jahren mit den gleichen Instrumenten erfasst werden, macht sich gerade in Zeitenwenden bezahlt. Es ist der Anspruch des ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, mit den Ergebnissen der Bevölkerungsbefragung empirische Impulse in öffentliche Debatten rund um die Themen Bundeswehr und Verteidigungspolitik zu geben und so selbst zu einem besseren Verständnis zwischen Bundeswehr und Gesellschaft beizutragen. 

Was sind die wichtigsten Ergebnisse der Studie?

Infolge des Ukraine-Kriegs ist das in den vergangenen Jahren eher ambivalente Russlandbild in der deutschen Bevölkerung der Erkenntnis gewichen, dass Russlands aggressive Außen- und Sicherheitspolitik, sein militärisches Vorgehen in der Ukraine und die Aufrüstung seiner Streitkräfte eine Bedrohung für die Sicherheit Deutschlands darstellen. Und diese veränderte Bedrohungswahrnehmung sorgt für eine stark gestiegene Zustimmung zur Landes- und Bündnisverteidigung als Auftrag der Bundeswehr, eine nie dagewesene öffentliche Unterstützung für höhere Verteidigungsausgaben und eine deutlich größere Akzeptanz für Waffenlieferungen an befreundete Staaten. In diesen Einstellungsveränderungen zeichnet sich die Zeitenwende deutlich ab. Wir reden hier über Veränderungen im Bereich von 20, 30 und 40 Prozentpunkten. Der Ukraine-Krieg hat offensichtlich viele Menschen zum Umdenken gezwungen. Gleichzeitig zeigen diese Ergebnisse eindrücklich, dass die große Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger ganz realistisch auf die veränderte Sicherheitslage reagiert. Naivität lassen die aktuellen Zahlen jedenfalls nicht erkennen.  

Was bedeuten diese Ergebnisse für die Bundeswehr?

Die Landes- und Bündnisverteidigung als Hauptauftrag der Bundeswehr wird von den Bürgerinnen und Bürgern mitgetragen. Zu den Auslandseinsätzen im Rahmen des internationalen Krisenmanagements, wie zum Beispiel in Mali, besteht bis heute ein ambivalentes Meinungsbild. Die anerkannten Missionen der Bundeswehr im Rahmen der Landes- und Bündnisverteidigung stoßen in der Bevölkerung auf breite Zustimmung. Diese Haltung könnte sich positiv auf das Verhältnis zwischen Bundeswehr und Gesellschaft auswirken: Die Menschen verstehen den Auftrag der Bundeswehr. Russland wird als Bedrohung wahrgenommen, eine starke Bundeswehr im NATONorth Atlantic Treaty Organization-Bündnis ist darauf die Antwort. Die Menschen verstehen endlich wieder, dass die Bundeswehr ihre Sicherheit und ihre Freiheit verteidigt. Da ist es dann auch wenig überraschend, dass die Bürgerinnen und Bürger der Bundeswehr nie mehr vertraut haben als jetzt.

von Tobias Luckau

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