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Halbzeitpause beendet: Volles Programm für die „Berlin“

Einsatz
Datum:
Ort:
in See
Lesedauer:
3 MIN

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Auf See fließen die Tage regelrecht ineinander, jegliches Zeitgefühl geht verloren. Wenig Schlaf, kein Internet, nie allein. „Seefahrt ist Not“, hat schon Gorch Fock seinen 1913 erschienenen Roman genannt. Für die Besatzung des Einsatzgruppenversorgers (EGVEinsatzgruppenversorger) „Berlin“ gab es auch nur eine kurze Erholungsphase im Hafen von Souda auf Kreta. Eine anstrengende Woche folgte: drei Friendly Approaches in drei Tagen, Fast Roping-Übungen, also Abseilübungen vom Bordhubschrauber, Schießübungen sowie ein Seeversorgungsmanöver, das Replenishment at Sea (RAS).

Ein Schlepper fährt hinter einem anderen Schiff während des Auslaufens aus dem Hafen

Kleine Starthilfe: Beim Auslaufen aus Souda wird die „Berlin“ von einem Schlepper unterstützt

Bundeswehr/Alexander Klebba
Zwei Soldaten reinigen eine Waffe. Im Hintergrund fährt ein Schiff vorbei

Während zwei Soldaten eines der Marineleichtgeschütze reinigen, läuft die Fregatte „Limnos“ zur Betankung (RAS) an

Bundeswehr/Alexander Klebba

„A Reise, A Reise, A Reise – Auuuuufstehen!“ Der immer gleiche Weckruf und das Signal, dass es wieder rausgeht aus der Koje. Jede Marinesoldatin und jeder Marinesoldat wird es schon einmal gehört haben. Die Gefühle können dabei schwanken: von der Vorfreude, dass es endlich wieder losgeht und jeder Tag auf See einen näher nach Hause bringt, bis hin zur Wehmut, dass die angenehme Zeit in der Freiwache nun erst mal wieder zu Ende ist. Dann ist es gut, viel zu tun und wenig Zeit zum Nachdenken zu haben. Für die Besatzung der „Berlin“ ging es wieder raus auf See. Außer Schießübungen mit den Maschinengewehren, die das Schiff zur Selbstverteidigung führt, wartete auf das Team bereits am Montag die griechische Fregatte „Limnos“. Diese bekam circa 150 Kubikmeter Kraftstoff, die per RAS-Verfahren in einem Versorgungsmanöver auf hoher See übergeben wurden. Danach ging es Schlag auf Schlag weiter.

Überprüfen von Handelsschiffen

Soldaten warten im Vordergrund auf die Landung eines Hubschraubers im Hintergrund

Mit der neuen Hubschraubercrew muss das Boardingteam das Fast-Ropen üben, bevor es ernst wird

Bundeswehr/Alexander Klebba

Der Dienstag begann mit dem ersten Friendly Approach  seit der „Halbzeitpause“ des Einsatzes. Bereits am Mittwoch folgte der zweite und am Donnerstag der dritte. Das Prozedere ähnelt sich dabei jedes Mal. Der Force Commander weist der „Berlin“ ein Schiff zu, auf dem ein Besuch angefragt werden soll. Ein Offizier der Brücke oder ein Sprachmittler nimmt per Funk Verbindung zu dem Handelsschiff auf und erklärt den Auftrag und die Absicht der „Berlin“, mit einem Team an Bord kommen zu wollen. Stimmt der Kapitän des angefunkten Schiffes zu, macht sich das Bordeinsatzteam bereit. Es besteht meist aus fünf Soldaten. Auf der „Berlin“ kommen davon vier aus Litauen, ein Verbindungsoffizier kommt aus Deutschland. Die Anzahl der Soldatinnen und Soldaten eines Bordeinsatzteams kann je nach Schiffsgröße und Lage vor Ort variieren. Bis zu zehn Personen kann das Team zählen. Bei Bedarf können sie durch Feldjägerkräfte und Sprachmittler ergänzt werden.

Abhängig von verschiedenen Faktoren wie Wetter oder Bauart des Schiffes können die Soldatinnen und Soldaten entweder per Boot oder Hubschrauber auf das andere Schiff übersetzen. Aus dem Hubschrauber seilen sie sich an einem dicken Tau auf das Schiff ab – ohne Sicherung, in Gefechtsmontur, mit Stiefeln, Helm, Waffe zum Eigenschutz sowie Rucksack. Bei der Fahrt mit dem Boot geht es mit derselben Ausrüstung über eine Strickleiter an der meterhohen Bordwand hoch auf das fahrende Schiff, auch bei Seegang. Beide Varianten sind gefährlich und erfordern körperliche und geistige Fitness sowie höchste Konzentration. Ein Sturz ins Wasser oder auf das Deck aus bis zu 15 Metern Höhe kann lebensgefährlich sein. Nur durch Übung kann die Gefahr verringert werden.

Auf dem Schiff

Soldaten laufen über die Aufbauten eines Schiffes

An Bord des Schiffes nehmen die Soldaten bei einem Friendly Approach Kontakt zum Kapitän auf. Informationen werden ausgetauscht und Vertrauen aufgebaut

Bundeswehr/Alexander Klebba

Hinzu kommt die unklare Lage auf dem Schiff. Ist die Besatzung freundlich und offen? Spricht der Kapitän oder einer seiner Offiziere gut genug Englisch? Was wird man vorfinden? Stets und ständig muss das Team aufmerksam sein und die Lage im Blick behalten – schließlich befindet es sich in engen Gängen und Räumen eines fremden Schiffes, ohne direkte Verbindung zum Mutterschiff. Die Anspannung bleibt für alle Beteiligten gleich groß. Ist das Team an Bord angekommen, wird der direkte Kontakt zum Kapitän hergestellt. Im Gespräch wird der Einsatz Irini und der Auftrag der „Berlin“ erklärt. Man tauscht Nummern aus, um einfacher kommunizieren zu können und Vertrauen aufzubauen. Anschließend geht es wieder zurück zum EGVEinsatzgruppenversorger.

Ein Mann mit ausgebreiteten Armen schwenkt Sichtzeichen, ein Hubschrauber fliegt Richtung Flugdeck eines Schiffes

Der Flight Deck Officer dirigiert den Hubschrauber vom Typ Sea Lynx sicher auf das Flugdeck

Bundeswehr/Alexander Klebba

Der Einsatz ist erst abgeschlossen, wenn das Team sicher zurück an Bord des Einsatzgruppenversorgers ist. Ein Knochenjob – für die Bordeinsatzsoldaten ebenso wie für die Besatzung, die diesen Einsatz erst ermöglicht. Mittlerweile ist die Anzahl der verbleibenden Einsatztage überschaubar und schon bald wird die Besatzung der „Berlin“ ihre Angehörigen in Wilhelmshaven wieder in die Arme schließen können. Bis dahin heißt es aber sicher noch einige Male: „Aaauuuf Friendly Approach Station wegtreten!“ 



von Alexander Klebba

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