Ich bin iM EINsatz

Markus K. als Militärseelsorger bei UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon

Markus K. als Militärseelsorger bei UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon

Datum:
Ort:
Naqoura
Lesedauer:
3 MIN

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Auf drei Kontinenten und zwei Weltmeeren: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Ich bin iM EINsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.

Ein Priester in Uniform breitet beim Gottesdienst die Hände zum Segnen aus.

Ob als gelebter Glauben oder einfach eine Stunde der Besinnung: Feldgottesdienste können eine wichtige Stütze für die Soldatinnen und Soldaten im Einsatz sein

Bundeswehr/Maximilian Bosse

Das bin ich

Ich bin Markus K., 54 Jahre alt und zu Hause Militärseelsorger im Fallschirmjägerregiment 26 in Zweibrücken. In der Militärseelsorge bin ich seit April 2023 tätig, als Pfarrer schon seit 27 Jahren. Hier im Libanon ist mein erster längerer Auslandseinsatz, vorher konnte ich einmal die Militärische Evakuierungsoperation Gulfstream auf Zypern im Dezember 2023 begleiten.

Das ist meine Aufgabe im Einsatz

Der Pfarrer vor einer Gruppe an Soldaten bei einem Feldgottesdienst an Deck eines Schiffs

Nicht nur an Land, sondern auch auf dem Wasser: Pfarrer Markus betreut auch die Soldatinnen und Soldaten auf der an der UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon-Mission beteiligten Deutschen Fregatte im Mittelmeer

Bundeswehr/Caroline Lindner

Meine Hauptaufgabe hier ist die seelsorgerische Begleitung, sowohl an Land im Hauptquartier der Mission in Naqoura als auch auf dem Wasser mit unserer Fregatte „Brandenburg“. Klassischerweise gehören dabei natürlich die Gottesdienste zu meinen Aufgaben, Halt und Zuversicht aus der religiösen Perspektive zu vermitteln und gleichzeitig Ansprechpartner für die Soldatinnen und Soldaten unabhängig der Konfession oder Religion zu sein. Da gibt es vielfältige Themen: Heimweh, Konflikte, die angespannte Situation im Einsatzland oder auch einfach mal das zwanglose Miteinanderreden. 

Wir machen hier auch Lebenskundliche Unterrichte, um zu vermitteln, was die Hintergründe des Einsatzes sind, wie die Konflikte entstanden sind, aber auch, um den Blick für die reiche Kultur und Geschichte des Libanon zu schärfen. Dazu gehört dann natürlich auch die Planung des Ganzen, Führungen organisieren und die richtigen Anknüpfungspunkte für die Soldatinnen und Soldaten zu finden. Das erfordert natürlich auch das Vertrauen der Führung, die mir zum Glück zutraut, das auch zu managen. 

Ich finde es total spannend, den Alltag mit der Truppe zu teilen und mitzuerleben. Dadurch werde ich auch durch viele Sichtweisen und Gedanken bereichert. Schattenseiten gibt es natürlich auch, gerade die Bunkerzeiten, wenn in der Nähe geschossen wurde, waren schon belastend. Durch das Miteinander-Erfahren solcher Erlebnisse fühle ich mich aber auch in den ungewissen Situationen getragen und gestärkt.

Das macht meine Tätigkeit hier besonders

Der Pfarrer versorgt im Rahmen einer Übung einen auf dem Boden liegenden Soldaten

Als Kontingentangehöriger in Uniform nimmt Markus auch an Übungsvorhaben teil, wie hier an einer Sanitätsausbildung

Bundeswehr/Angelo Siefert

Für mich ist es sehr besonders, ganz nah an einer solchen UNUnited Nations-Mission dran zu sein. Ein Stück weit selber „Peacekeeper“ zu sein, macht mich auch stolz. Gleichzeitig erweitert es denn Horizont, dass die Welt leider doch komplizierter ist, als man sich das vielleicht manchmal aus dem sicheren Deutschland heraus ausmalt. Spannend ist auch immer die Erfahrung, einfach mal Kamerad zu sein. Für die einen bin ich eher das, für die anderen eben der Pfarrer, an den man seine Anliegen herantragen kann. 

Und nicht zu vergessen: Ich bin hier im biblischen Lande unterwegs, sehe viele Orte, über die ich sonst nur gelesen habe. Die Konfliktlinien von ganz früher haben scheinbar immer noch Bedeutung bis in unsere Zeit. Das Bewegendste für mich ist aber immer der Moment, die Hände über meine Soldatinnen und Soldaten ausstrecken zu können und sie zu segnen, um Schutz und Beistand für hier und auch zu Hause zu erbitten.

Das vermisse ich hier am meisten

Militärpfarrer Markus steht mit zwei Soldaten in lockerer Runde bei Sonnenuntergang zusammen

Pfarrer & Kamerad: Im Einsatz teilt Markus Entbehrungen seiner Soldatinnen und Soldaten genauso wie die schönen Momente

Bundeswehr/Maximilian Bosse

Am meisten vermisse ich es hier, einfach ganz unbedarft mal rausgehen zu können in die Stadt, um dort zum Beispiel ein Eis zu essen. Meine Kameradinnen und Kameraden im Fallschirmjägerregiment fehlen mir natürlich auch. Und mein kirchliches Zuhause, die Ordensschwestern in Zweibrücken und der Mainzer Dom. Ich denke aber, der Einsatz hat mich im positiven Sinne sehr geprägt und hoffe, dadurch dann bei Gesprächen mit Soldatinnen und Soldaten noch besser deren eigene Erfahrung zu verstehen und in den Austausch gehen zu können. 

Nächstes Jahr darf ich die Fallschirmjäger zu einer Übung in Norwegen begleiten, von der Hitze in die Kälte sozusagen, darauf freue ich mich auch schon. Zum Abschluss möchte ich meine Freunde und Kameraden grüßen und auch alle Leute, die sich mit uns hier verbunden fühlen, die Zuhause auf ihre Lieben warten und den Alltag gerade alleine managen müssen.

von Maximilian Bosse

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