
Ich bin im UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon-Einsatz als Logistikoffizier tätig und somit der Sachgebietsleiter des Fachbereiches Logistik. Insgesamt werde ich von sechs Soldatinnen und Soldaten in meiner Aufgabenwahrnehmung unterstützt. Es liegt in meiner Verantwortung, dass die Bereitstellung von Material unter den vorgeschriebenen Verfahren erfolgt. Wir sorgen dafür, dass alle notwendigen Güter rechtzeitig und am richtigen Ort zur Verfügung stehen. Das beginnt bei der einfachen Büroklammer und geht über Waffen sowie Munition bis hin zum Bürocontainer.
Zum Jahreswechsel wird Deutschland die Führung der Maritime Task Force übernehmen. Hat das auch Auswirkungen auf Ihre Arbeit?

Ja, durch die bevorstehende Übernahme haben wir derzeit noch die herausfordernde Aufgabe, die Verlegung von Material und Personal von Zypern und Deutschland in den Libanon zu planen und zu koordinieren.
Was genau muss dafür passieren?

Nach dem Grundsatz „Das Material folgt dem Personal“ muss das zur Aufgabenwahrnehmung benötigte Material in den Libanon verlegt werden. Hierzu werden zur Deckung des zusätzlichen Bedarfes Ausrüstungsgegenstände aus Deutschland angefordert und bereits im Einsatz befindliches Material über den Umschlagspunkt auf Zypern in das VN Hauptquartier in Naqoura transportiert.
Das bedeutet also, dass Stück für Stück das gesamte Material für das Personal jetzt nach Naqoura geschafft wird? Wo findet das alles Platz? Das Material und Personal der aktuellen Maritime Task Force-Führung ist ja auch noch da.

Bevor das Material seinen Bestimmungsort erreicht hat, müssen ausreichend Lagerflächen bereitgestellt werden. Das geschieht unter anderem durch die Abstimmung mit den Vereinten Nationen in Naqoura zur Nutzung vorhandener Kapazitäten. Zusätzlich werden Lagercontainer aus der logistischen Basis in Deutschland bereitgestellt. Diese Container bieten unter anderem genug Lagerfläche für Werkzeuge und Ersatzteile für die sondergeschützten Fahrzeuge, die zusätzlich im Einsatzgebiet benötigt werden. Das bringt mich zur nächsten wichtigen Aufgabe. Die im Einsatzgebiet befindlichen gepanzerten Fahrzeuge unterliegen aufgrund ihres hohen Gewichtes und der dort herrschenden klimatischen Bedingungen großen Belastungen. Das macht eine funktionierende Instandhaltung im Libanon essenziell, um die Einsatzbereitschaft der Fahrzeuge dauerhaft zu gewährleisten und den Schutz der Kameradinnen und Kameraden zu sichern.
Das klingt nach sehr viel Aufwand und stellt Sie sicher vor einige Herausforderungen.

Das ist richtig, eine wesentliche Herausforderung für das geplante Vorhaben sind die notwendigen Abstimmungen mit den übergeordneten Stellen in Deutschland, den VN und den Zollbehörden der Republik Zypern sowie der Libanesischen Republik. Besonders hervorzuheben ist die Organisation der Transporte. Hier müssen die Prozesse mit mehreren Nationen und Instanzen koordiniert werden. Für die Transporte von Deutschland in das Einsatzgebiet ist das Logistikzentrum der Bundeswehr zuständig. Dieses gibt den Zeitraum der Flüge vor, wir nutzen diese als Grundlage für die Planung und Durchführung der Straßentransporte innerhalb Zyperns und im Libanon. Zusätzlich bereiten wir in Abstimmung mit den deutschen Kameradinnen und Kameraden im Libanon die notwendigen Unterlagen für die Ein- und Ausfuhr aus Deutschland, Zypern und dem Libanon vor. Im Libanon werden wir zusätzlich von anderen Nationen innerhalb des VN-Hauptquartiers beim Umschlag des Materials und Weitertransport auf der Straße unterstützt.
Nehmen wir mal an, die Planung steht. Sie wissen, wie viel und welches Material von Limassol in den Libanon verbracht werden soll. Wie geht es weiter, auf welchen Wegen gelangt das Material in den Libanon?

Das Material wird hauptsächlich über den Luftweg in den Libanon transportiert. Als ersten Arbeitsschritt verpacken wir das Material und bereiten es gemäß den geltenden Richtlinien für den Lufttransport vor. Nachdem wir es fertig kommissioniert haben, fahren wir die Paletten mithilfe von Lastkraftwagen zum militärischen Bereich des Flughafens in Paphos. Dort entladen wir die Fahrzeuge und verstauen das Material im Flugzeug. Im Anschluss werden die Güter nach Beirut in den Libanon geflogen, wo sie von deutschen Soldatinnen und Soldaten entgegengenommen werden. Nach dem Umladen auf geeignete Fahrzeuge geht es auf der Straße weiter in den Süden in das circa 100 Kilometer entfernte Naqoura. Dort angekommen wird das Material abgeladen und verstaut.
Von wie viel Material reden wir und um was handelt es sich dabei hauptsächlich?

Nach derzeitigem Stand reden wir von circa vier Flugzeugladungen. Die Ladungen unterteilen sich unter anderem in persönliche Ausrüstung der Soldatinnen und Soldaten, diverses Liegenschaftsmaterial sowie vier sondergeschützte Fahrzeuge und zwei Frachtcontainer. In anderen Worten: eine ganze Ladung Arbeit, auf die wir jedoch bestens vorbereitet sind!